Börse Frankfurt-News: "Falkenhafte Fed, taubenhafte EZB" (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nahostkrieg und Notenbanken geben den Takt vor - unter dem Strich ging es hoch mit den Renditen diese Woche. Unternehmensanleihen bleiben gesucht, etwa von Porsche SE. Und auch die neue Karlsberg-Anleihe wollen viele haben.
19. April 2024. Es herrscht Unruhe nach dem mutmaßlichen Angriff Israels auf den Iran in der vergangenen Nacht. Rainer Petz von Oddo BHF spricht von "politisch geprägten Märkten". "Außerdem sind die Notenbanken weiter Thema - und die zuletzt enttäuschten Erwartungen bezüglich der Zinssenkungen", erklärt der Händler. Ein erster Zinsschritt in den USA wird an den Geldterminmärkten nun erst für den 18. September eingepreist, wie die Deutsche Bank meldet, eine erste Zinssenkung der EZB mit Wahrscheinlichkeit von 81 Prozent für den 6. Juni.
Wegen der Lage im Nahen Osten legen Anleihen heute zu, die Renditen fallen. Zuvor waren die Renditen aber deutlich gestiegen. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten in der Spitze mit fast 2,5 Prozent nach 2,39 Prozent vor einer Woche. Am Freitagmittag sind es immer noch 2,46 Prozent.
EZB wird Fed wohl vorangehen
Die Zinserwartungen für die Eurozone und die USA gehen nun noch weiter auseinander: "Die Wortmeldungen der US-Notenbanker waren zuletzt eher falkenhaft, wiesen also auf tendenziell hohe Zinsen hin", stellt Analyst Hauke Siemßen von der Commerzbank fest. "Die jüngsten Wortmeldungen der EZB-Ratsmitglieder waren im Gegensatz dazu eher taubenhaft, betonten also tendenziell eher bevorstehende Zinssenkungen." Selbst der geldpolitische Falke und Bundesbankchef Nagel habe von einer gestiegenen Wahrscheinlichkeit einer ersten EZB-Zinssenkung im Juni gesprochen.
Viel Zuspruch sieht Tim Oechsner von der Steubing AG für langlaufende US-Staatsanleihen, etwa 2053 fällige mit Kupon von 4,75 Prozent (US912810TV08). Eher Abgaben registriert Arthur Brunner von der ICF Bank für Papiere der Europäische Finanzstabilisierungsfazilität EFSF mit Kupon von 0,05 Prozent und Fälligkeit 2052 (EU000A1G0EM3). "An denen erkennt man gut, wie sich die höheren Zinsen auswirken." Die Anleihen werden aufgrund des deutlichen Zinsanstiegs seit Emission 2021 nur noch zu 42 Prozent gehandelt.
"Mit langen Laufzeiten hohes Zinsniveau sichern"
Im Geschäft mit Unternehmensanleihen sind weiter Laufzeiten um zwei Jahre besonders gefragt, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Doch auch längere Laufzeiten sind gesucht. "Die Leute kaufen fröhlich", erklärt der Händler. Beispiele sind 2044 beziehungsweise 2031 fällige Anleihen von Eon (XS2791960664) und Mercedes (DE000A3LH6U5).
"Anleger sichern sich das hohe Zinsniveau mit langen Laufzeiten",
stellt auch Oechsner fest. Gefragt seien Bonds mit Restlaufzeiten
von neun bis elf Jahren von Nestlé (XS2555198162), Vonovia
(DE000A3829J7), Eon (XS2574873183) und BMW (XS2280845145). Ebenfalls
gesucht: die Hybridanleihe der Stichting AK Rabobank mit 6,5
Prozent-Kupon (
Immer gerne genommen: Porsche SE-Bonds
Sehr hohe Umsätze sieht Petz von Oddo BHF in der neuen Anleihe der Porsche Automobil Holding SE. Die eine Tranche läuft bis 2032 und bietet 4,125 Prozent (XS2802892054), die andere bis 2029 und 3,75 Prozent (XS2802891833). Wegen der Gewinnwarnung von Südzucker gaben Bonds von Südzucker (XS0222524372) deutlich nach, wie Brunner meldet, erholten sich dann aber etwas. Gute Umsätze in beide Richtungen beobachtet er derzeit für Papiere der Deutschen Rohstoff AG (DE000A3510K1). Die werden aktuell um 110 Prozent gehandelt. Das Unternehmen profitiert derzeit vom hohen ?-lpreis, die Aktie liegt auf Rekordniveau.
(Zu) hohe Nachfrage nach neuer Karlsberg-Anleihe
Extrem gut an kommt offenbar die neue, fünfjährige Anleihe der Karlsberg Brauerei (NO0013168005). Zeichnungsfrist für die Neuemission und Umtauschfrist für die alte Anleihe (DE000A254UR5) wurden vorzeitig beendet. "Die Nachfrage war extrem hoch, viel höher als bei der Emission der alten Anleihe", berichtet Daniel. "Viele werden bei der Zuteilung wohl enttäuscht werden." Der Zinssatz wurde auf 6 Prozent festgelegt, am unteren Ende der Spanne von 6 bis 7 Prozent. Die reguläre Notierungsaufnahme an der Frankfurter Wertpapierbörse ist für den 2. Mai vorgesehen.
Ab kommenden Montag kann eine neue, bis 2029 laufende Anleihe von ABO Wind (DE000A3829F5) gezeichnet werden, wie Brunner berichtet, voraussichtlich bis zum 2. Mai. Der Kupon des Green Bonds soll in einer Spanne zwischen 7 und 8 Prozent liegen. Das Wiesbadener Unternehmen ist Projektentwickler für Erneuerbare-Energien-Anlagen.
Von Anna-Maria Borse, 19. April 2024 © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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