Aktien Frankfurt: Brüchige Erholung - Hoffnung auf Berichtssaison
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnung auf eine gut laufende
Bilanzsaison der Unternehmen hält den Dax vor dem Wochenende in der
Spur. Mit einem Plus von zuletzt noch 0,59 Prozent auf 18 059,73
Punkte erholte sich der deutsche Leitindex von seinem kleineren
Rücksetzer am Vortag. Die Erholung ist allerdings brüchig. Um den
seit Anfang April gültigen Abwärtstrend zu brechen, muss der
Kurszuwachs stärker ausfallen. Auf Wochensicht steht der Dax aktuell
moderat im Minus.
Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte legte am
Freitag um 0,60 Prozent auf 26 863,84 Punkte zu. Der EuroStoxx 50
, Leitindex der Eurozone, gewann 0,4 Prozent.
Markteilnehmern zufolge ist das Risiko einer weiteren Korrektur nach
wie vor vorhanden. Nachlassende Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen
in den USA und geopolitische Gefahren, etwa mit Blick auf den
gegenwärtigen Israel-Iran-Konflikt, belasten die Kurse eher. Eine im
Juni erwartete Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB)
gilt als eingepreist. Die Hoffnung der Anleger ruht auf einer guten
Berichtssaison. Sie seien zwischen Zinssorgen und Gewinnfantasien
hin- und hergerissen, hieß es von der LBBW.
Die Bilanzsaison begann an diesem Freitag in den USA mit den großen
Banken. Geringere Rückstellungen für Kreditausfälle bescherten
JPMorgan Chase im ersten Quartal überraschend viel
Gewinn. Am Finanzmarkt wurden die Neuigkeiten jedoch erst einmal
negativ aufgenommen: Im vorbörslichen US-Handel verloren die
JPMorgan-Aktien deutlich. Sie haben allerdings eine Kursrally von
Ende Oktober bis Anfang April hinter sich und sich in dieser Zeit um
fast die Hälfte verteuert.
Quartalszahlen gab es zudem von der Citigroup und von
Wells Fargo . Insgesamt hielt der europäische
Bankensektor seine Kursgewinne nach den Zahlen der
US-Banken. Im Dax standen Deutsche Bank 2,3 Prozent
höher.
Hierzulande gab es vom Batteriehersteller Varta neue
Hiobsbotschaften. Der Konzern hält das eigene
Umstrukturierungskonzept nicht mehr für ausreichend. Die Anleger
warfen das Handtuch: der Aktienkurs brach um fast ein Drittel ein.
Eine von Hauck Aufhäuser Investment Banking gedrehte Empfehlung von
"Sell" auf "Buy" für Siltronic trieb die Anteile des
Wafer-Herstellers um 5,5 Prozent nach oben. Analyst Tim Wunderlich
rechnet mit einer Erholung im zweiten Halbjahr. Zudem ließ eine von
der Deutschen Bank ausgesprochene Kaufempfehlung für Evotec
den Kurs des Wirkstoffforschers um 4,7 Prozent
steigen.
Die Aktien des Versorgers Eon gewannen im Zuge einer
positiven Studie von JPMorgan 2,2 Prozent. Analyst Javier Garrido
sieht für die Gewinnschätzungen noch Luft nach oben. Auch RWE
legten weiter zu und lagen mit plus 3,4 Prozent an
der Dax-Spitze.
Bei Rüstungswerten wie Rheinmetall , Hensoldt
und Renk griffen die Anleger wieder
zu. Anfang der Woche hatten sie hier Gewinne mitgenommen. Die
kriegerischen Konflikte und die weiter zunehmenden geopolitischen
Spannungen halten die Rally letztlich aber am Laufen.
Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp
will seine Produktionskapazitäten in Duisburg deutlich reduzieren.
Damit soll auch ein Abbau von Arbeitsplätzen einhergehen. Die
Thyssenkrupp-Aktien gewannen 1,7 Prozent, hatten am Vortag
allerdings sieben Prozent verloren. Salzgitter legten
um 3,8 Prozent zu. Ein fester Rohstoffsektor stützte Stahlaktien
insgesamt.
Der Euro geriet erneut deutlich unter Druck. Die
Gemeinschaftswährung fiel mit 1,0644 US-Dollar auf den niedrigsten
Stand seit November. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den
Referenzkurs am Donnerstag auf 1,0729 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,51 Prozent am Vortag auf
2,43 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,34
Prozent auf 124,94 Punkte. Der Bund-Future gewann
0,70 Prozent auf 132,56 Zähler./ajx/nas