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Chruschtschow und die Austro-Banken
Viele Geschichten ranken sich um den berühmten "We will bury you"-Sager, den Sowjetführer Nikita Chruschtschow im Jahr 1956 vor westlichen Botschaftern von sich gegeben hat. Aufgrund einer fehlerhaften Übersetzung ins Englische wurde damit aus einer Prahlerei in der Ideologiefrage Sozialismus versus Kapitalismus ein Beweis für die feindlichen Absichten der Sowjets abgeleitet.
Ein ähnliches Missverständnis in Bezug auf eine mögliche Bedrohung werde derzeit aufgebaut, meint UBS-Analyst Alastair Ryan mit Blick auf die am Markt kursierende und zuletzt heftig geschürte Vorstellung einer ominösen, nicht bekannten Gefahr, die von Osteuropa heraus die westlichen Banken und in weiterer Folge die westliche Zivilisation überrollen könnte. "Die Realität ist komplexer und - wie wir glauben - ausgeglichener", so die UBS-Experten.
Sie führen dafür gleich mehrere Gründe an: Zum einen sei es Sache der EU, und zwar eine handhabbare. "Die Österreicher haben zwar zuletzt mit ihrem CEE-Exposure die Schlagzeilen dominiert, dabei dürfte aber einigen entgangen sein, dass zwei der vier grössten Banken in der Region italienischen (Bank Austria) und deutschen (Hypo Alpe Adria) Instituten gehören", so der Analyst. Zudem seien auch andere deutsche und italienische Banken massgeblich in der Region engagiert.
Die möglichen Verluste würden sich zudem in Grenzen halten, denn nur wenige Staaten der Region weisen einen Mix aus hoher Staatsverschuldung, hoher Verschuldung der privaten Haushalte und signifikanten Fremdwährungskrediten auf. "Und jene, auf die das zutrifft, sind klein genug, um in erster Linie ein Thema für die schwedischen Banken zu sein".
Im schlimmsten Stresstest-Szenario der UBS könnte es zu Verlusten von 31 Mrd. Euro kommen - gerechnet auf lokale Ausleihungen von 500 Mrd. Euro. Da sich die Einlagen zudem auf 400 Mrd. Euro belaufen, ergebe sich eine vergleichsweise moderate Refinanzierungslücke. "Für einzelne Banken sind das sicher erhebliche Beträge, falls sie schlagend werden, die EU hat aber anderswo viel grössere Probleme". Die westlichen Banken würden zudem CEE nicht verlassen wollen. "Die Region sorgt kurzfristig sicher für Kopfweh, langfristig ist die Konvergenz aber nach wie vor ein Thema".
Das Bankanalysten-Team der UBS erhöht die Empfehlung für die Erste Group auf "Kauf". Die Bank werde voraussichtlich staatliches Kapital in einem für die Aktionäre "freundlichen" Weg erhalten, sprich möglichst nicht verwässernd. Zudem sei die Refinanzierung für 2009 gesichert, die Kapazität zur Risikoabsorbation sei hoch.
Für Raiffeisen International setzt es hingegen einen Downgrade von "Buy" auf "Neutral". Das Kursziel wird von 50 auf 15 Euro gesenkt. Die Analysten begründen diesen Schritt mit den schwer einschätzbaren Kosten der Ukraine-Expansion. An der Nachhaltigkeit des Geschäfts der Bankengruppe wird nicht gezweifelt.
Zum Verkauf werden die Aktien BCP, BRE Bank, Millennium, OTP, Swedbank und VTB empfohlen.
Bettina Schragl
Aus dem Börse Express vom 25. Februar 2009
Ein ähnliches Missverständnis in Bezug auf eine mögliche Bedrohung werde derzeit aufgebaut, meint UBS-Analyst Alastair Ryan mit Blick auf die am Markt kursierende und zuletzt heftig geschürte Vorstellung einer ominösen, nicht bekannten Gefahr, die von Osteuropa heraus die westlichen Banken und in weiterer Folge die westliche Zivilisation überrollen könnte. "Die Realität ist komplexer und - wie wir glauben - ausgeglichener", so die UBS-Experten.
Sie führen dafür gleich mehrere Gründe an: Zum einen sei es Sache der EU, und zwar eine handhabbare. "Die Österreicher haben zwar zuletzt mit ihrem CEE-Exposure die Schlagzeilen dominiert, dabei dürfte aber einigen entgangen sein, dass zwei der vier grössten Banken in der Region italienischen (Bank Austria) und deutschen (Hypo Alpe Adria) Instituten gehören", so der Analyst. Zudem seien auch andere deutsche und italienische Banken massgeblich in der Region engagiert.
Die möglichen Verluste würden sich zudem in Grenzen halten, denn nur wenige Staaten der Region weisen einen Mix aus hoher Staatsverschuldung, hoher Verschuldung der privaten Haushalte und signifikanten Fremdwährungskrediten auf. "Und jene, auf die das zutrifft, sind klein genug, um in erster Linie ein Thema für die schwedischen Banken zu sein".
Im schlimmsten Stresstest-Szenario der UBS könnte es zu Verlusten von 31 Mrd. Euro kommen - gerechnet auf lokale Ausleihungen von 500 Mrd. Euro. Da sich die Einlagen zudem auf 400 Mrd. Euro belaufen, ergebe sich eine vergleichsweise moderate Refinanzierungslücke. "Für einzelne Banken sind das sicher erhebliche Beträge, falls sie schlagend werden, die EU hat aber anderswo viel grössere Probleme". Die westlichen Banken würden zudem CEE nicht verlassen wollen. "Die Region sorgt kurzfristig sicher für Kopfweh, langfristig ist die Konvergenz aber nach wie vor ein Thema".
Das Bankanalysten-Team der UBS erhöht die Empfehlung für die Erste Group auf "Kauf". Die Bank werde voraussichtlich staatliches Kapital in einem für die Aktionäre "freundlichen" Weg erhalten, sprich möglichst nicht verwässernd. Zudem sei die Refinanzierung für 2009 gesichert, die Kapazität zur Risikoabsorbation sei hoch.
Für Raiffeisen International setzt es hingegen einen Downgrade von "Buy" auf "Neutral". Das Kursziel wird von 50 auf 15 Euro gesenkt. Die Analysten begründen diesen Schritt mit den schwer einschätzbaren Kosten der Ukraine-Expansion. An der Nachhaltigkeit des Geschäfts der Bankengruppe wird nicht gezweifelt.
Zum Verkauf werden die Aktien BCP, BRE Bank, Millennium, OTP, Swedbank und VTB empfohlen.
Bettina Schragl
Aus dem Börse Express vom 25. Februar 2009
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