Vom verstärkten Smart-sein, der immateriellen Infrastruktur und verbotenem Schwarz-Weiß-Denken (Podcast „Von Bullen & Bären” 60: Stefan Grünwald (RCM)
Über die Ränder eines Themas hinausdenken ... und dann zu einer Meinung subsummieren - so in etwa könnte man die Aufgaben der Zukunfts-Themen-Teams der Raiffeisen Capital Management (RCM) beschreiben, wobei das Thema ESG im Zentrum steht. Im Podcast #47 hatten wir Lydia Reich vom Team Ernährung zu Gast (siehe hier), in Folge 60 widmen wir uns dem Thema Infrastruktur und haben dazu Stefan Grünwald im Studio. Wobei schnell klar wird, dass wir unsere Infrastruktur wahrscheinlich zu sehr als nebensächliche Selbstverständlichkeit ansehen. Grünwald definiert sie als Rückgrat eines Landes bzw. einer Wirtschaft auf der alles andere aufgebaut ist, über die Leistungen angeboten werden können. Und unterscheidet zwischen physischer und immaterieller Infrastruktur (deren Anteil immer größer wird). Dieser immaterielle Bereich speist sich stark aus Trends und Themen, die die Infrastruktur beeinflussen: Digitalisierung und KI - dazu die Energie- und Mobilitätswende etc.. Grünwalds Team muss aus all dem die möglichst richtigen (investierbaren) Schlüsse ziehen, wobei ihm klar ist, dass schwarz-weiß-Denken nicht sein darf, Themen zwar auf Basis von Daten bewertet werden, die Aussage aber schlussendlich eine stark qualitativ geprägte ist.
Doch ist Infrastruktur überhaupt ein Thema für Private, oder ist hier doch der Staat der bessere Eigentümer ... zumindest drängt sich dieser Gedanke auf, wenn man Großbritanniens Infrastrukturhistorie seit der massiven Privatisierungswelle unter der Eisernen Lady Maggie Thatcher betrachtet. Für Grünwald zeigt das Beispiel Thatcher, dass man bei so einem Thema nicht mit einer vorgefassten Meinung hineingehen soll, in manchen Bereichen ist eben der Staat effizienter (etwa bei natürlichen Monopolstrukturen), in (vielen) anderen aber nicht (immer wenn es um Wettbewerb geht).
Bleibt für Anleger natürlich die Frage, welche Bereiche der Infrastruktur Grünwald mit Blick nach vorne für attraktiv hält - drei streicht er heraus: die Energiewende, die Digitalisierung der Infrastruktur und eine effizientere Gebäudeinfrastruktur. Die Aussagen der Zukunftsgruppe werden natürlich den Fondsmanagern der RCM-Gruppe zur Verfügung gestellt. Etwa dem Raiffeisen NewInfrastructur-ESG-Aktien - siehe hier. Der Fonds investiert weltweit primär in Aktien von Unternehmen, die dem Aufbau und Erhalt von Infrastruktur dienen und möchte ökologische/soziale Merkmale fördern und investiert anhand von ESG-Kriterien. Entsprechend den Zukunfts-Themen-Aussagen wird im Fonds auch zusehends in Titel der digitalen Infrastruktur investiert, zu Lasten klassischer Versorger (auch weil es ohne den Ausbau des 5-G-Netzes kein autonomes Fahren geben wird, Grünwald erwartet neben dem Smartmeter im Strombereich auch ähnliches für Gas und Wasser - schlussendlich müssen Angebot und Nachfrage besser als früher abgestimmt sein, auch weil Sonne und Wind nicht zu jeder Tageszeit scheinen bzw. blasen - und das auch noch regional unterschiedlich...). Das ergibt dann einen Anteil von Unternehmen aus dem IT-Bereich von mehr als 15 Prozent im Fonds, darunter STM und Cisco.
Diversifiziert wird im Fonds auch in Emerging Markets wo Grünwald den Vorteil sieht, dass dort die entsprechende Infrastruktur gleich komplett neu aufgesetzt werden muss.
Apropos neu aufgesetzt: Die OECD rechnet mit jährlichen Investitionen in der Höhe von etwa sieben Billionen US-Dollar, damit die Infrastruktur umweltschonend wird. Das sind ungefähr 7% des weltweiten BIP - stellt sich die Frage nach der Finanzierung. Wie diese für Grünwald ablaufen könnte, dies und mehr gibt’s im Podcast hier, zur Raiffeisen Capital Management hier.
Aus dem Börse Express PDF vom 27.03.2024 - hier zum Download
Relevante Links: Raiffeisen Bank International AG