FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem zunächst fortgesetzten Rekordlauf
hat der Dax am Dienstag im Handelsverlauf seine
Gewinne abgegeben. Die Umsätze am Markt sind nach dem langen
Osterwochenende dünn. Auf die Stimmung der Anleger drückte der
schwächer erwartete Börsenstart der Wall Street. Nicht zuletzt
dürfte der Grund im gestiegenen Rendite-Niveau am Markt für
US-Staatsanleihen liegen. Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC
Markets deutet den Anstieg der Renditen als Vorsichtssignal
bezüglich der Zinssenkungserwartungen in den USA.
Der deutsche Leitindex, der am Donnerstag das erste Quartal mit
einem Plus von insgesamt gut zehn Prozent abgeschlossen hatte, stieg
am Dienstagvormittag zeitweise auf gut 18 567 Punkte. Am Nachmittag
verlor er dann 0,12 Prozent auf 18 470,68 Punkte. Der MDax
sank um 0,17 Prozent auf 26 996,26 Zähler.
Am Morgen noch hatten erfreuliche Wirtschaftssignale aus den USA
sowie aus China für gute Laune gesorgt. In China blickt das
verarbeitende Gewerbe nach trüben Monaten wieder optimistischer auf
die Geschäftslage. Zudem kamen Einkommens- und Inflationsdaten aus
den USA vom Freitag gut an. Die positiven Daten aus der US-Industrie
am Montag dagegen bringen laut Analyst Stephen Innes von SPI Asset
Management auch unschöne Inflationssignale mit sich. Es brauche aber
wohl noch weitere solcher Überraschungen, um Investoren davon zu
überzeugen, dass sich die US-Notenbank Fed für Zinssenkungen noch
länger Zeit nehmen könnte als erwartet, schreibt er.
Zinssenkungen sind auch ein wichtiges Thema mit Blick auf die
Europäische Zentralbank (EZB), von der ein erster Schritt im Juni
erwartet wird. Daher standen auch Inflationsdaten aus Deutschland im
Blick. Wie erwartet verlor die Teuerung auch hierzulande weiter an
Tempo. Am Mittwoch folgen nun die Daten für die gesamte Eurozone.
Unter den Aktien erreichten Rüstungspapiere zeitweise neue
Höchststände. Im Dax kletterten Rheinmetall zuletzt
dann um 1,9 Prozent hoch. Im MDax zeigten sich Hensoldt
nach einem Rekordhoch unverändert im Vergleich zum
Schlussstand am Donnerstag. Außerhalb der aus dem Leitindex, dem
MDax, SDax und TecDax bestehenden
Dax-Familie stiegen zudem Renk um 3,7 Prozent.
Auftrieb gaben Aussagen von Finanzminister Christian Lindner (FDP).
Dieser sieht im Bundeshaushalt ab 2028 einen Spielraum von bis zu
neun Milliarden Euro zur Aufstockung des Verteidigungsetats.
Schlusslicht im deutschen Börsenbarometer waren die Papiere des
Wohnimmobilienkonzerns Vonovia mit minus 3,9 Prozent.
Sie litten ein wenig darunter, dass die US-Investmentbank Goldman
Sachs sie von der "Conviction List" für besonders aussichtsreiche
Aktien gestrichen hat. Vor allem aber belasteten die
Zinsunsicherheiten die gesamte Immobilienbranche.
Im MDax ging es nach einer positiven Analystenstudie der Privatbank
Berenberg für Krones um 5,5 Prozent nach oben.
Analyst Benjamin Thielmann stufte das Papier des
Abfüllanlagenherstellers auf "Buy" hoch und verwies dafür unter
anderem auf den hohen Auftragsbestand. Delivery Hero
gewannen an der Index-Spitze 7,9 Prozent. Analyst Marcus Diebel von
der Bank JPMorgan äußerte sich positiv zu Geschäftszahlen des
südkoreanischen Delivery-Hero-Geschäfts Woowa.
Nachrichtenseitig stand außerdem der Cloudanbieter Ionos
wegen eines Großauftrags der Bundesverwaltung im
Blick. Das Papier des im Februar 2023 von United Internet
an die Börse gebrachten Unternehmens legte als
Favorit im SDax um fast 15 Prozent zu und erklomm ein Rekordhoch.
Der Euro wurde mit 1,0749 US-Dollar gehandelt. Die
EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstag auf 1,0811
(Mittwoch: 1,0816) Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,37 Prozent am
Donnerstag auf 2,40 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel
um 0,10 Prozent auf 125,17 Punkte. Der Bund-Future
sank um 0,74 Prozent auf 132,30 Punkte./ck/mis