Aktien Europa: Erwartete Zinssenkungen treiben Börsen auf neue Hochs
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Angetrieben vom Bekenntnis der US-Notenbank
Fed zu Zinssenkungen in diesem Jahr haben die Börsen Europas am
Donnerstag einen Sprung nach oben gemacht. Für den EuroStoxx 50
, der kürzlich erstmals wieder seit 24 Jahren die
5000-Punkte-Marke überschritten hatte, ging es auf ein neues Hoch
seit Ende 2000. Am späteren Vormittag legte der Leitindex der
Eurozone um 0,55 Prozent auf 5027,92 Punkte zu.
Der französische Leitindex Cac 40 erklomm ein
nächstes Rekordhoch, kam dann aber wieder zurück und hielt sich
zuletzt nur noch am Vortagesschluss bei 8161,09 Punkten. Wie
Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners sagte, stützt aber
nicht nur die Zinsaussage der Fed. "Für zusätzliche Freude hat die
Erhöhung der Wachstumsprognose bei einer konstanten
Inflationsprognose gesorgt." Das treibe nun auch europaweit die
Aktienmärkte an, nachdem die US-Börsen bereits am Vorabend mit
Gewinnen reagiert hätten.
In der Schweiz gewann der SMI 0,85 Prozent auf 11
716,91 Punkte und profitierte davon, dass die Schweizer Nationalbank
SNB den Leitzins überraschend senkte. Begründet wurde der
Zinsschritt um 25 Basispunkte auf nun 1,5 Prozent mit der
erfolgreichen Bekämpfung der Inflation in den vergangenen
zweieinhalb Jahren. Der britische FTSE 100 stieg vor
der in Kürze anstehenden Zinsentscheidung der Bank of England um
0,91 Prozent auf 7808,05 Zähler.
Branchenweit gab es fast nur Gewinner, wobei der Bergbau- und
Rohstoffsektor der stärkste war mit plus zweieinhalb Prozent. Der
Goldpreis erreichte angesichts der US-Dollarschwäche ein Rekordhoch.
Das half nicht zuletzt auch der Centamin-Aktie in
London, die um 4,1 Prozent hochzog. Die jährliche Gold-Förderung,
die an diesem Tag veröffentlicht wurde, entsprach den Erwartungen.
Zweitstärkste Branche war der Technologiesektor, der sich nur wenig
schwächer zeigte. Aktien mit Bezug zum Chipsektor legten hier
besonders kräftig zu: etwa ASML als Favorit im
EuroStoxx mit plus 4,5 Prozent, Infineon mit plus 2,8
Prozent oder im Cac 40 etwa STMicro , die um 1,8
Prozent stiegen. Sie profitierten davon, dass das Wachstum von
Micron im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) dem
US-Halbleiterhersteller half, seine Umsatzziele zu untermauern.
Stützend dürfte zudem wirken, dass die US-Regierung die
Chipindustrie im Land mit weiteren Milliarden-Subventionen weiter
ankurbeln will.
Branchenschlusslicht in Europa war unterdessen der Pharmasektor, der
leicht nachgab. Dabei fiel die Roche-Aktie besonders
negativ auf mit minus 1,5 Prozent. Die japanische Tochter Chugai
erlitt mit dem Medikament Enspryng (Satralizumab) zur Behandlung der
Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis (MG) einen
Forschungsrückschlag in der Phase-III-Studie Luminesce.
Noch kräftiger gaben in Zürich allerdings die Papiere von DocMorris
nach, die um 8,6 Prozent absackten. Die
Versandapotheke enttäuschte zur Vorlage ihrer detaillierten
Jahreszahlen mit dem Ausblick auf das laufende Jahr. Analyst
Sebastian Vogel von der UBS etwa verwies auf die Aussagen zum
Nettogewinn im zweiten Halbjahr, die enttäuscht hätten. Zudem
schrieb er, dass der diesjährige Ausblick recht konservativ
formuliert sei und damit Abwärtspotenzial für die durchschnittlichen
Analystenschätzungen mit sich bringe.
In London gewannen 3I Group 5,3 Prozent, nachdem die
Beteiligungs- und Infrastrukturgesellschaft einen Anstieg des
Nettovermögenswertes im dritten Geschäftsquartal gemeldet hatte. Für
die Next-Aktie , die ein Rekordhoch erreichte, ging es
zuletzt um 4,8 Prozent nach oben. Das Einzelhandelsunternehmen für
Bekleidung, Schuhe und Haushaltswaren hatte den Vorsteuergewinn im
abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 gesteigert./ck/stk