Börse Frankfurt-News: "Harter Test" für Zinssenkungsoptimisten (Anleihen)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Wer auf baldige Leitzinssenkungen gesetzt hat, wurde diese Woche wieder einmal enttäuscht. Die Renditen zogen deutlich an. Im Handel mit Unternehmensanleihen sind große Namen wie Eon und Porsche beliebt. Intrum-Anleihen stürzten ab.
15. März 2024. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Kommt die erste Zinssenkung in den USA doch nicht so schnell wie erhofft? Die am gestrigen Donnerstag veröffentlichten US-Erzeugerpreise zeigen jedenfalls einen anhaltenden Inflationsdruck. "Die deutlich über den Erwartungen liegenden Daten rissen die Märkte aus ihrer Lethargie", erklärt die Deutsche Bank. "Die Marktakteure, die sich auf zeitnahe Zinssenkungen der Fed gefreut haben, wurden einem harten Test unterzogen."
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Die Renditen stiegen spürbar an. Am Freitagmorgen rentieren zehnjährige Bundesanleihen mit 2,44 Prozent, vor einer Woche waren es nur 2,27 Prozent. Zehnjährige US-Treasuries werfen aktuell 4,28 Prozent ab nach 4,07 Prozent vergangenen Freitag.
US-Notenbanksitzung nächste Woche: "Keine Zinssenkung erwartet"
Jetzt heißt es: warten auf die US-Notenbanksitzung am kommenden Mittwoch. "Von der Fed wird zwar allgemein keine Zinssenkung erwartet, sodass hier auch kein Enttäuschungspotenzial besteht", stellt Anleiheanalyst Hauke Siemßen von der Commerzbank fest. Allerdings könnten die Notenbanker ihre Zinserwartungen in den neuen Zinsprognosen - den "Dot-Plots" - nach oben korrigieren. Für die US-Notenbank und die EZB wird derzeit zwar immer noch mit einer ersten Zinssenkung im Juni gerechnet, allerdings mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit als zuvor.
Kein großes Thema mehr sind die Zinsaufschläge für Europas Peripheriestaaten. Ulrich Wortberg von der Helaba verweist auf die fortgesetzte Einengung der Peripherie-Spreads, Folge der allgemein erhöhten Risikobereitschaft. Während die Renditen von Bundesanleihen zuletzt gestiegen seien, seien die italienischen Renditen eher gesunken. "Der Renditeabstand hat sich im zehnjährigen Bereich auf zeitweise unter 120 Basispunkte reduziert, was zuletzt im November 2021 der Fall gewesen ist." Auch Anleihen anderer EWU-Staaten schnitten derzeit deutlich besser ab als Bundesanleihen.
In Zeiten höherer Zinsen sind neben klassischen Staatsanleihen auch Anleihen von Bundesländern beliebt. Immer wieder Käufe sieht Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank für den vergangene Woche begebenen Floater von Rheinland-Pfalz. Der läuft bis 2026 und bietet einen Kupon von 3,928 Prozent (DE000RLP1460).
Eon und Porsche gesucht
Dass die Rating-Agentur Standard & Poor`s den Energiekonzern Eon auf BBB+ hochgestuft hat, führt Daniel zufolge zu weiteren Käufen der ohnehin beliebten, bis 2028 laufenden Eon-Anleihe mit 3,5 Prozent-Kupon (XS2574873266). Gut an kommt der Bond der Porsche Automobil Holding aus dem vergangenen Jahr mit 4,25 Prozent bis 2030 (XS2643320109), wie Agon Alihajdari von der Steubing AG berichtet. Auch der US-Dollar-Bond von John Deere mit 4,7 Prozent bis 2039 (US24422EWZ86) sei weiter gesucht.
Für die relativ neue Anleihe des westfälischen Anbieters von Gesundheits- und Schönheitsprodukten LR Health & Beauty mit 11,432 Prozent und Laufzeit bis 2028 (NO0013149658) meldet Daniel unterdessen Käufe und Verkäufe. "Offenbar ist so mancher enttäuscht und steigt aus, andere nutzen die niedrigen Kurse für einen Einstieg."
Intrum: Restrukturierung der Anleihen?
Schlechte Nachrichten gibt es aber auch: Anleihen des schwedischen Inkassounternehmens Intrum stürzten am gestrigen Donnerstag ab, wie Daniel feststellt. "Es gibt Spekulationen um eine Überschuldung." Intrum selbst hatte gemeldet, sich zur Prüfung unterschiedlicher Optionen an ein Beratungsunternehmen gewendet zu haben. Auch eine Restrukturierung der Anleihen ist Thema. Betroffen vom Kursrückgang ist etwa der bis 2027 laufende Bond mit 3 Prozent-Kupon (XS2052216111), der von 64 Prozent auf rund 52 Prozent fiel. Die drei weiteren Anleihen mit Fälligkeiten 2025, 2026 und 2028 (XS2211136168>, XS2034925375, XS2566291865) verloren ebenfalls.
Weiter erholt haben sich unterdessen Papiere der Deutsche Pfandbriefbank (Depfa), wie Rainer Petz von Oddo BHF berichtet. Die Depfa hatte vergangene Woche mitgeteilt, zwar keine Dividende zu zahlen, die Hybridanleihe (XS1808862657) aber bedienen zu wollen. Auch die bei Oddo gehandelten Depfa-Anleihen (XS1637926137, DE000A2DASM5) profitieren.
Von Anna-Maria Borse, 15. März 2024 © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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