Aktien Frankfurt: Zinsfantasie treibt Dax auf neue Bestmarke über 18 000 Punkte
FRANKFURT (dpa-AFX) - Zinssenkungsfantasien in der Euroregion haben
am Donnerstag dem Dax den erneuten Sprung über die 18
000-Punkte-Marke erleichtert. Das EZB-Ratsmitglied und Leiter der
griechischen Zentralbank Yannis Stournaras forderte baldige
Zinssenkungen und hält zwei Zinsschritte vor der Sommerpause und
vier im Jahresverlauf für "vernünftig", wie er der
Nachrichtenagentur Bloomberg sagte.
Das sorgte für gute Laune unter den Anlegern und gab dem deutschen
Leitindex die nötigen Impulse für ein weiteres Rekordhoch knapp
unter 18 030 Punkten. Zur Mittagszeit gewann er 0,25 Prozent auf 18
007,33 Punkte. Der Index der mittelgroßen Unternehmen, der MDax
, stieg zugleich um 0,29 Prozent auf 26 429,64 Zähler.
Spannend dürfte es zudem am Freitag werden, da dann großer
Verfallstag an den Terminbörsen ist. Optionen und Futures auf Aktien
und Aktienindizes laufen aus, was oberhalb der 18 000 Punkte noch
einmal für viel Bewegung auch im Dax sorgen könnte. In der
Vergangenheit waren derlei Termine zumindest auf kurze Sicht
durchaus schon einmal Wendepunkte für den Markt gewesen. Ansonsten
wird bereits auf die Zinssitzung der US-Notenbank Fed am kommenden
Mittwoch gewartet.
Über den Spielraum der Fed für bald erhoffte Zinssenkungen in den
USA könnten an diesem Donnerstag einige weitere Wirtschaftsdaten aus
der weltgrößten Volkswirtschaft Aufschluss geben. Geblickt werden
dürfte vor allem auf die Einzelhandelsumsätze und die
Erzeugerpreise.
Hierzulande setzt sich zunächst aber die Berichtssaison mit
detaillierten Zahlen des Energieversorgers RWE fort, auch der
Rüstungskonzern Rheinmetall informierte über sein abgelaufenes Jahr.
Einige Quartals- und Jahresberichte stehen zudem aus dem MDax und
dem SDax im Fokus.
RWE rechnet wegen gesunkener Strompreise weiterhin
mit Ergebnisdruck. Das Management bestätigte zugleich seine vor
sechs Wochen abgegebenen Prognosen. Da hatte der Dax-Konzern
mitgeteilt, dass der operative Gewinn 2024 lediglich das untere Ende
der im November veröffentlichten Zielspanne von 5,2 bis 5,8
Milliarden Euro erreichen dürfte. "Der Ausblick erleichtert, da er
trotz der schwächeren Strompreise beibehalten wurde", sagte ein
Händler. Die Aktie gewann 3,5 Prozent.
Deutlicher nach oben ging es für das Rheinmetall-Papier
, das sich mit plus 5,5 Prozent an die Dax-Spitze
setzte und damit ein weiteres Rekordhoch erreichte. Der
Rüstungskonzern und Autozulieferer will angesichts prall gefüllter
Auftragsbücher im laufenden Jahr weiter kräftig wachsen und liegt
mit seiner Umsatzprognose dabei über der durchschnittlichen
Analystenschätzung.
Die Aktie der Commerzbank gewann 2,1 Prozent und
profitierte damit von optimistischen Aussagen der Finanzchefin
Bettina Orlopp während einer Konferenz der US-Bank Morgan Stanley.
Im MDax sackte der Anteilsschein von Lanxess um 8,0
Prozent ab. Nach einem Gewinneinbruch 2023 will Lanxess das
operative Ergebnis im neuen Jahr zwar leicht steigern, doch sieht
sich der Chemiekonzern im ersten Halbjahr noch mit einem
herausfordernden Umfeld konfrontiert. Die RTL-Aktie
büßte nach einem enttäuschenden Jahresbericht des Medienkonzerns 7,6
Prozent ein.
Der Düngerkonzern K+S erwartet 2024 zwar einen
weiteren Rückgang seines operativen Gewinns, gleichwohl rechnet er
mit einer allgemeinen Stabilisierung des Marktes. Trotz größerer
Liefermengen der großen Produzenten Russland und Belarus dürfte es
kein Überangebot geben, da auch die Nachfrage steigen werde, hieß
es. Die Aktie legte daraufhin um 6,0 Prozent zu.
Der Aktienkurs von Encavis schnellte mit plus 26
Prozent an die Index-Spitze. Wie erwartet, will der
US-Finanzinvestor KKR den Hamburger Wind- und Solarparkbetreiber
übernehmen. Geboten werden den Aktionären 17,50 Euro je Aktie.
Ebenfalls als Co-Investor beteiligt ist das Familienunternehmen
Viessmann./ck/stk