ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Rekordindizes geraten unter Druck
NEW YORK (dpa-AFX) - Nach zuletzt zwei Tagen mit teils deutlichen
Gewinnen sind die US-Börsen am Freitag vorerst an ihre Grenzen
gestoßen. Die anfangs rekordhohen Indizes S&P 500 und
Nasdaq 100 haben im Verlauf Federn gelassen.
US-Arbeitsmarktdaten festigten im Gesamtbild zwar zunächst die
Markterwartung einer Leitzinssenkung im Juni. In der Folge setzten
aber Gewinnmitnahmen ein.
Der Nasdaq 100 schraubte seinen Rekord zunächst auf knapp 18 417
Zähler nach oben, büßte dann aber 1,53 Prozent auf 18 018,45 Punkte
ein. Für den marktbreit gefassten S&P 500 ging es nach dem ersten
Sprung bis auf 5189 Punkte noch um 0,65 Prozent bergab auf 5123,69
Zähler. Beide Indizes verbuchten damit Wochenverluste: Während sie
beim S&P 500 relativ knapp waren, fielen sie beim Nasdaq 100 mit
eineinhalb Prozent besonders deutlich aus.
Der Dow Jones Industrial war den Schwankungen am
Freitag nur wenig ausgesetzt, bei den dort enthaltenen
Standardwerten blieben die Anleger relativ gelassen. An sie gingen
Anleger zuletzt aber auch schon verhaltener ran, denn der bisherige
Rekord des Kursbarometers ist zwei Wochen alt. Mit 38 722,69 Punkten
schloss der Dow moderat mit 0,18 Prozent im Minus. Auch er kam damit
auf eine schwache Wochenbilanz.
Bei den Jobdaten gab es zwar einen unerwartet deutlichen
Beschäftigungsanstieg, die Experten der ING Bank sahen aber auch
Anzeichen einer Abkühlung. Sie verwiesen auf Revisionen der
Vormonatswerte nach unten, eine schwache Lohnentwicklung und eine
steigende Arbeitslosigkeit. "Diese Einflüsse deuten darauf hin, dass
die Lage nicht ganz so robust ist, wie die erste Schlagzeile es
vermuten lässt", schrieb der ING-Ökonom James Knightley.
Die Gewinnmitnahmen zeigten sich konform zum Nasdaq 100 vor allem im
Technologiesektor. Nach zwei Rallytagen sanken die Aktien des
Prozessorherstellers Intel am Dow-Ende um 4,7
Prozent. An der Nasdaq erwischte es die Anleger von Marvell
Technology am heftigsten: Weil der Halbleiterkonzern
mit seinen Zahlen enttäuschte, sackte der Kurs um mehr als elf
Prozent ab.
Die Chipbranchen-Verluste zeigten sich auch bei Broadcom
, obwohl die vorgelegten Zahlen im Großen und Ganzen
die zuletzt hoch geschraubten Erwartungen erfüllten - auch an den
Boom mit Künstlicher Intelligenz (KI). Nach dem zuletzt erreichten
Rekordniveau reichte der Quartalsbericht aber nicht mehr, um die
Anleger weiter für die Aktien zu begeistern. Das Minus wurde auf
sieben Prozent ausgeweitet.
Die Anteilsscheine des KI-Lieblings Nvidia kamen denn
auch an ihre Grenzen. Knapp unter der 1000-Dollar-Marke drehten sie
ab und rutschten mit 5,6 Prozent ins Minus. Sie konnten sich damit
auch nicht mehr weiter an den Marktwert von Apple
annähern. Die Titel des iPhone-Herstellers konterten die
Marktschwäche mit einer Erholung um ein Prozent. Apple gewann damit
in der Rangliste der wertvollsten Konzerne wieder etwas Abstand zu
Nvidia.
Unter den Anlegern von Eli Lilly kam Unsicherheit
auf, wie ein Minus von 2,3 Prozent zeigte. Der
Arzneimittelhersteller muss womöglich noch länger auf eine Zulassung
seines Alzheimer-Mittels mit dem Wirkstoff Donanemab in den USA
warten. Die Arzneimittelaufsicht FDA plant zunächst eine Anhörung
mit externen Beratern, wobei es vor allem um Fragen rund um die
Sicherheit und die Wirksamkeit der Therapie gehen soll.
Die Eli-Lilly-Nachrichten waren zur Freude der Biogen
-Aktionäre, weil der Wettbewerber seit Juli ein
Alzheimer-Medikament auf dem Markt hat. Hier zogen die Aktien um 1,8
Prozent an. "Die kommerziellen Aussichten eines wichtigen
Konkurrenten könnten beeinträchtigt werden", schrieb Analyst Brian
Abrahams von RBC. Er zeigte sich überzeugt davon, dass das Potenzial
des Biogen-Medikaments Leqembi von Anlegern noch nicht vollständig
geschätzt wird.
Der Euro erreichte zunächst ein Hoch seit Mitte
Januar, kam dann aber mit 1,0936 US-Dollar in etwa auf sein
Vortagsniveau zurück. Die Europäische Zentralbank hatte den
Referenzkurs noch vor den US-Arbeitsmarktdaten auf 1,0932 Dollar
festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9147 Euro.
US-Staatsanleihen bewegten sich leicht im Plus. Der Terminkontrakt
für zehnjährige Anleihen stieg zuletzt um 0,13 Prozent auf 111,80
Punkte. Zeitweise war er noch deutlicher zugelegt. Die Rendite der
Staatspapiere mit dieser Laufzeit lag zuletzt bei 4,08
Prozent./tih/jha/