Aktien Europa: Moderate Verluste nach starkem Lauf
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die jüngste Rally an Europas Börsen hat am
Montag leichte Gewinnmitnahmen nach sich gezogen. Vor wichtigen
Inflationsdaten aus den USA, Japan und Europa in dieser Woche sind
die Anleger wieder etwas vorsichtiger.
Die Luft sei dünn geworden, Rückschläge könnten folgen, warnen
einige Börsianer angesichts der unermüdlichen Rekordläufe vieler
Indizes weltweit. Der 93-jährige Starinvestor Warren Buffett mahnte
in seinem jährlichen Börsenbrief zudem vor "zu schnell wachsenden
Unternehmen". Er habe bei den Anlegern wieder einmal Angst und Gier
als zwei unvermeidliche 'superansteckende Krankheiten'
diagnostiziert, schrieb Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei
Robomarkets.
Der EuroStoxx 50 gab zur Mittagszeit um 0,24 Prozent
auf 4860,72 Punkte nach. Am Freitag noch hatte der Leitindex der
Euroregion sein höchstes Niveau seit dem Jahr 2000 ausgebaut und im
Wochenverlauf einen Gewinn von etwas mehr als zwei Prozent
eingeheimst.
Der französische Cac 40 , der am Freitag ein
Rekordhoch erreicht hatte, verlor 0,41 Prozent auf 7934,03 Punkte.
Der britische FTSE 100 sank um 0,37 Prozent auf
7678,09 Zähler.
Unter den Branchen in Europa gab es nur wenige Gewinner, wobei
Technologieaktien weit vorne waren. Der Rohstoffsektor war dagegen
das Schlusslicht, gefolgt von Öl- und Gasaktien. So gaben etwa
Totalenergies im EuroStoxx 1,5 Prozent nach und in
London verloren Shell 1,1 Prozent.
SAP als Favorit im Eurostoxx stiegen um 1,3 Prozent.
Der Softwarekonzern profitierte von einer positiven Studie der
US-Investmentbank Morgan Stanley. Analyst Adam Wood hob das Kursziel
der Aktie auf 187 Euro an und bekräftigte seine Einstufung
"Overweight". Die Margenziele von SAP für 2025 seien zwar
ambitioniert, doch gebe es ausreichend Spielraum für Verbesserungen,
schrieb er.
Die Aktien von PostNL sackten dagegen nach dem
Ausblick des niederländischen Logistikkonzerns auf das neue Jahr um
5,4 Prozent ab. Die detaillierten Zahlen zum vierten Quartal seien
keine Überraschung mehr gewesen, dafür aber die Prognose für das
operative Jahresergebnis 2024, hieß es am Markt. Diese liege
deutlich unter der durchschnittlichen Analystenschätzung.
Darüber hinaus bewegten Umstufungen: Das Analysehaus Jefferies
senkte sein Votum für Nel ASA von "Buy" auf "Hold",
wobei das Kursziel kräftig von 20,00 auf 5,50 norwegische Kronen
gekappt wurde. Analyst Constantin Hesse sieht für die
Wasserstoffbranche in Europa allgemein Herausforderungen durch das
wirtschaftliche Umfeld. Zudem belasteten die mangelhafte
Vorhersagbarkeit staatlicher Regulierungsmaßnahmen und künftiger
Nachfrageentwicklungen. Das habe immer wieder zu Verzögerungen bei
endgültigen Investitionsentscheidungen geführt, schrieb er.
Bei Nel im Besonderen erschwere der zunehmende Wettbewerb im Bereich
Elektrolyse eine Prognose der Auftragsentwicklung. Zusammen mit den
Investitionsnotwendigkeiten steige damit das Risiko einer weiteren
Kapitalerhöhung. Die Aktie, die bereits am Freitag um 6 Prozent
eingebrochen war, büßte weitere 6,0 Prozent ein.
Nestle gaben um 0,9 Prozent nach. Hier senkte das
Investmenthaus Stifel das Urteil auf "Hold" und kappte das Kursziel
auf 106 von 125 Franken. Das Mengenwachstum im vierten Quartal des
Nahrungsmittelherstellers sei klar hinter den Erwartungen
zurückgeblieben, schrieb Analyst Pascal Boll. Der Ausblick sei zudem
zurückhaltend und die höheren Zinsen schränken ihm zufolge den
Spielraum für Übernahmen oder Aktienrückkäufe ein./ck/mis