Stöferle: Markt- und Chartkommentar USA
S&P500 fällt unter 800, Dow Jones schließt auf 6-Jahres-Tief
Die US-Börsen gehen erneut mit herben Verlusten aus der Handelswoche. Der Dow-Jones-Index schloss auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2002, der S&P verliert 6,57 % und hat somit die psychologisch wichtige Marke von 800 nachhaltig durchbrochen. Nach einem überraschenden Rückgang der US-Lagerbestände steigt der Ölpreis um 12 % auf USD 38/Barrel, Gold nähert sich unaufhaltsam der Marke von USD 1.000/Unze. Die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen lag bei 2,7 %, die der 30-jährigen Bonds bei 3,56 %.
Rekord-Tiefs bei Konjunkturindikatoren
Der Empire Manufacturing-Index, der die Geschäftsaussichten des Verarbeitenden Gewerbes im Bundesstaat New York abbildet, fiel im Februar auf einen neuen Tiefststand, ebenso die Baugenehmigungen und die Baubeginne. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stagnierten bei 627.000, die Erwartungen wurden verfehlt. Die Erzeugerpreise stiegen indes mit 0,8 % (im Vergleich zum Vormonat) deutlicher als erwartet (Konsens: 0,2 %). Die Industrieproduktion fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 %, der Sammelindex der Frühindikatoren konnte sich hingegen stabilisieren. Die Federal Reserve gab erstmals einen längerfristigen Ausblick. Man rechne weiterhin mit einem dramatischen Konjunktureinbruch in 2009, 2010 erwartet man 2,5 bis 3,3 % Wachstum, 2011 ein BIP-Wachstum von 3,8 bis 5 %.
Obama will Häusermarkt stabilisieren
Die Verabschiedung des Konjunkturpaketes in Höhe von USD 789 Mrd. brachte kaum Impulse. Präsident Obama will nun Hausbesitzern besonders unter die Arme greifen. Mit USD 75 Mrd. sollen knapp 9 Mio. Haushalte vor einer Zwangsversteigerung gerettet werden. Auch die angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae sollen weiter gestärkt werden, sie erhalten USD 200 Mrd. um bestehende Kreditverträge günstiger umschulden zu können. Eine wirkliche Stabilisierung ist jedoch nicht zu erwarten, es werden erneut lediglich kurzfristige Symptome bekämpft. Der Leerstand verringert sich weiterhin nicht, eine Bodenbildung am Immobilienmarkt scheint nach wie vor in weiter Ferne.
Droht Finanzsektor eine Verstaatlichungswelle?
Banken gehörten einmal mehr zu den größten Verlierern, nachdem die britische HBOS katastrophale Zahlen legte.Im Finanzsektor wachsen die Sorgen vor einer Verstaatlichungswelle der Großbanken, insbesondere Anteilsscheine von Citigroup (- 30%) und Bank of America (- 34 %) wurden verkauft. Meredith Whitney empfahl zudem Citigroup-Aktien zu verkaufen. Wells Fargo musste den bereits gelegten Verlust nachträglich um weitere 7 % nach unten revidieren. Die Jahreszahlen werden am 27. Februar präsentiert.
Gewinnrückgänge und Stellenstreichungen wohin man blickt
Wal Mart meldete einen Gewinnrückgang von 1 %, die Markterwartungen wurden dennoch klar übertroffen. Goodyear legte einen überraschenden Quartalsverlust. Die Meldung wonach man 5.000 Stellen (knapp 7 % der Belegschaft) streichen wolle, sorgte jedoch für Kursaufschläge. PepsiCo verdiente aufgrund von Einmaleffekten im Zuge der Umstrukturierung deutlich weniger. Das bereinigte Ergebnis lag allerdings über der Konsensschätzung. Zudem werde man nun 3.300 der insgesamt 185.000 Stellen abbauen und die Produktion zurückfahren.
GM benötigt weitere Milliarden
General Motors fällt 24 %auf ein Rekordtief von USD 2. Hatte man Anfang Jänner noch lautstark verkündet dass man keine weiteren Kapitalspritzen benötige, so verlangt man nun weitere USD 30 Milliarden von der Regierung. Auch Chrysler benötigt weitere USD 9 Mrd. Ohne das Geld drohe die baldige Pleite. Seitens der US-Regierung werden allerdings massives Entgegenkommen seitens der Gläubiger, Zulieferer und Gewerkschaften gefordert. Der Verkauf der Beteiligung an des chinesischen 50 %Tochter SAIC Motor – einer der wenigen profitablen Geschäftsfelder GM’s – dürfte nun doch gescheitert sein. Zudem plane man die Schließung oder den Verkauf von 3 Opel-Werken in Europa und den Verkauf der schwedischen Tochter Saab und sowie der Marke Hummer.
Gemischte Ergebnisse im Technologiesektor
Hewlett Packard präsentierte enttäuschende Zahlen. Der weltgrößte PC-Hersteller verbuchte aufgrund des Konjunktureinbruchs und hoher Kosten für Stellenstreichungen, ein geringeres Ergebnis als prognostiziert. Auch der Ausblick auf das Gesamtjahr las sich pessimistisch. Mobilfunker Sprint Nextel legte einen Quartalsverlust in Höhe von USD 1,6 Mrd., die Aktie reagierte mit einem Kurssprung in Höhe von 38 %. Die Restrukturierungsmaßnahmen würden langsam greifen, der Ausblick fiel verhalten optimistisch aus. Qualcomm profitierte von einem Auftrag von Nokia. Man werde für seine neue Handygeneration die Chips von Qualcomm nutzen. ValueClick legte überraschend positive Quartalszahlen und hob die Gewinnprognose an. Teva Pharmaceuticals konnten auf bereinigter Basis ein Rekordergebnis präsentieren. Wegen der Übernahme des US-Konkurrenten Barr Pharma war man jedoch in die Verlustzone gerutscht. Ohne die Einmalaufwendungen stieg der Gewinn im Q4 auf USD 634 Mio. Die Aktionäre von AMD genehmigten indes die Auslagerung aller Fabriken. Am Joint Venture mit dem Emirat Abu Dhabi werde man 34,2 % der Anteile halten, die Stimmrechte sind hingegen gleichmäßig zwischen den Partnern aufgeteilt.
Ernüchternde Berichtssaison
Nachdem 421 der im S&P500 gelisteten Unternehmen Quartalszahlen gelegt haben, lässt sich ein äußerst negatives Resümee ziehen. Die Gewinne fielen im Schnitt um 35 %, gewichtet nach Marktkapitalisierung um 17,9 %. Naturgemäß konnten die Sektoren Healthcare (+ 10%), nichtzyklischer Konsum (+9,9 %) sowie Versorger (-0,9 %) die besten Ergebnisse melden.In der nächsten Handelswoche erwarten wir Quartalszahlen von Wynn Resorts, Home Depot und Dell. Der Case-Shiller Index und Immobiliendaten sollten zudem für Impulse sorgen. Aufgrund der extrem schwachen technischen Verfassung der US-Indizes erscheint ein Test der November-Lows wahrscheinlich.
Ronald-Peter Stöferle, CMT
US-ÖL (WTI Continuous Future):
Der Öl-Future ist am Donnerstag 12 % auf knapp USD 40/Barrel haussiert. Ausschlaggebend dürften die überraschend geringen US-Lagerbestände gewesen sein. Vorerst müsste der Widerstandsbereich bei 38,6 gehalten werden, anschließend wäre ein rascher Anstieg bis auf USD 44 wahrscheinlich. Für ein mittelfristiges Kaufsignal müsste der Future jedoch auf Wochenschlussbasis über USD 50,5/Barrel schließen. Die Tiefststände bei 33 haben bereits einige Male gehalten, es wurden seit Dezember jeweils „higher lows“ markiert, ein sehr positives Indiz für eine nachhaltige Bodenbildung.
Nasdaq Composite:
Der breite Index der Technologiebörse Nasdaq tendiert auf Wochensicht 5,7 % schwächerund fällt auf 1.442 Punkte. Die Unterstützung bei 1.541 Zählern wurde durchbrochen, auch die 1.480 hat nicht gehalten. Die positive Ausgangssituation der Vorwoche wurde mit einem Gap nach unten zerstört. Der MACD ist wieder nach unten gerichtet, das Momentum zeigt eine Divergenz an, sollten nun demnächst die Lows bei 1.400 getestet werden.
S&P:
Der S&P500 tendiert auf Wochensicht 6,57 % schwächer und notiert nun bei 778 Zählern. DieUnterstützung bei 800 wurde mit einem Gap nach unten durchbrochen und konnte nicht rückerobert werden. Die technischen Indikatoren haben sich weiter eingetrübt, auch auf Wochenbasis wurden neue Verkaufssignale generiert. Das Volumen hat die Trendschwäche bestätigt, nächstes Ziel sind somit ganz klar die November-Lows bei 750, davor könnte der Fibonacci-Bereich bei 788 noch ein wenig Unterstützung liefern.