ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax sinkt - Verschnaufpause nach Rekordjagd
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt hat am
Mittwoch eine Pause eingelegt. Erneut enttäuschende Industriedaten
aus Deutschland, steigende Renditen und teils deutliche Verluste bei
einzelnen Aktien trübten das ansonsten weiterhin freundliche
Gesamtbild.
Der Dax fiel zwar um 0,65 Prozent auf 16 921,96
Punkte, befindet sich aber weiter in unmittelbarer Schlagdistanz zum
Rekordhoch bei rund 17 050 Zählern, auf das er am Vortag geklettert
war. Positiv werten Analysten, dass der deutsche Leitindex am
Dienstag erstmals über der runden Marke von 17 000 Punkten schließen
konnte. Das spreche für weitere Kursgewinne, so die Chartexperten
der Bank HSBC. Der MDax der 50 mittelgroßen Titel gab
zur Wochenmitte um 0,42 Prozent auf 25 711,39 Punkte nach.
Hierzulande sank die Gesamtproduktion im Verarbeitenden Gewerbe im
Dezember überraschend deutlich. "Die Talfahrt hält an", kommentierte
Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg.
Seit Mai 2023 sei die Produktion geschrumpft oder habe stagniert.
"Dies zeigt, in welch schwieriger Situation die Industrie
hierzulande ist."
Aussagen aus der Europäischen Zentralbank (EZB) unterstützten
tendenziell die Renditen am Anleihenmarkt und belasteten damit
riskante Wertpapiere wie Aktien. Direktoriumsmitglieds Isabel
Schnabel hatte sich erneut gegen schnelle Zinssenkungen
ausgesprochen. Jüngste Wirtschaftsdaten hätten gezeigt, dass die
Notenbank bei einer möglichen geldpolitischen Lockerung "geduldig
und vorsichtig" vorgehen sollte.
Unter Druck gerieten die Aktien der Deutschen Bank
und der Commerzbank , die 5,6 respektive 3,4 Prozent
einbüßten. Händler führten zur Begründung für eine getrübte
Branchenstimmung neue Turbulenzen bei Regionalbanken in den USA ins
Feld.
Zweitgrößter Verlierer im Dax hinter der Deutschen Bank waren DHL
Group mit minus 5,2 Prozent. Der Bund als
Großaktionär hatte über seine Förderbank KfW ein milliardenschweres
Aktienpaket am Markt platziert, das belastete den Kurs.
Geschäftszahlen von Dax-Konzernen wurden überwiegend positiv
aufgenommen. So stiegen die Aktien des Energietechnikkonzerns
Siemens Energy um 0,9 Prozent und die des
Rückversicherers Hannover Rück um 1,7 Prozent. Für
die Anteilscheine des Diagnostikspezialisten Qiagen
aber ging es um 2,3 Prozent nach unten.
Die Aktien von SMA Solar zogen an der MDax-Spitze um
neun Prozent an und profitierten damit wie andere Branchenwerte auch
von einem optimistischen Ausblick des US-Wettbewerbers Enphase
Energy . Dieser hatte für das laufende Quartal eine
mögliche Bodenbildung für den unter Druck geratenen Solarmarkt
vorhergesagt.
Der auf Arztpraxen und Krankenhäuser spezialisierte Softwareanbieter
Compugroup hatte trotz der Aussicht auf weiteres
Wachstum und mehr operativen Gewinn mit seinen Geschäftszahlen
enttäuscht. Die Anleger reagierten geschockt und die Papiere brachen
um 18 Prozent ein. Damit waren sie das Schlusslicht im
Nebenwerteindex SDax .
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss mit
minus 0,26 Prozent auf 4678,85 Punkte. Die Länderbörse in Paris
verzeichnete ähnliche Verluste und der Londoner FTSE 100
fiel um 0,7 Prozent. In New York legte der Dow Jones
Industrial zum Börsenschluss in Europa um 0,4 Prozent
zu.
Der Euro stieg. Die EZB setzte den Referenzkurs auf
1,0776 (Dienstag: 1,0743) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit
0,9279 (0,9308) Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von
2,33 Prozent am Vortag auf 2,30 Prozent. Der Rentenindex Rex
stieg um 0,19 Prozent auf 125,79 Punkte. Der
Bund-Future gab um 0,31 Prozent auf 134,09 Punkte
nach./la/he