Aktien Europa: Leichte Verluste - schwache Quartalszahlen von Schwergewichten
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten europäischen Aktienindizes
haben am Donnerstag leicht nachgegeben. Angesichts der schwachen
US-Vorgaben hielten sich die Märkte aber recht gut, zumal steigende
US-Futures stützten. Mehr Bewegung gab es bei Einzelwerten, wo
Quartalszahlen teils für kräftige Reaktionen sorgten.
Der EuroStoxx 50 verlor am Mittag 0,22 Prozent auf
4638,32 Punkte. Der französische Cac 40 büßte 0,76
Prozent auf 7598,44 Punkte ein. Für den britischen FTSE 100
ging es dagegen um 0,39 Prozent auf 7660,49 Zähler
aufwärts. Hier stützten die starken Ölwerte.
Auf den Märkten lasteten die jüngsten Zinssignale der US-Notenbank.
"Im März bereits eine Zinssenkung der Fed - dieser Hoffnung hat
Fed-Chef Jerome Powell mehr oder weniger eine klare Absage erteilt
und damit für Gewinnmitnahmen gesorgt", stellte Kapitalmarktstratege
Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest. "Auch weil Powell sich,
was einen Zeitplan für einen potenziellen Zinssenkungszyklus angeht,
nicht in die Karten schauen ließ."
Die enttäuschten Hoffnungen zeigten sich an den Verlusten
zinssensibler Branchen wie Immobilien und Einzelhandel. Die
Erwartung von baldigen Zinssenkungen in den Vereinigten Staaten und
später auch in der Eurozone hatten den Immobiliensektor Ende
vergangenen Jahres zu einer kräftigen Erholung verholfen.
Ansonsten waren aber die Veränderungen bedeutender Einzelwerte für
die Sektorbewegungen verantwortlich. So drückte das Schwergewicht
Roche den Pharmabereich. Analysten wiesen darauf hin,
dass der Pharmakonzern ein überraschend schwaches Schlussquartal
hingelegt habe. Auch die Prognosen überzeugten nicht. Die Aktie gab
um 4,3 Prozent nach. Zudem gab es schlechte Nachrichten aus
Frankreich. Hier hatten Quartalszahlen und der Ausblick von Sanofi
enttäuscht. Der französische Pharmawerte sank um 2,2
Prozent.
Im Bankensektor kam es ebenfalls doppelt schlecht. Die französische
Großbank BNP Paribas hatte mit ihren Zahlen zum
abgelaufenen Geschäftsjahr enttäuscht. Ein Gewinneinbruch im vierten
Quartal ließ den Überschuss im Gesamtjahr nicht so stark steigen wie
von Analysten erhofft. Zudem wurde die Bank mit Blick auf ihre
mittelfristigen Ziele vorsichtiger. Die Aktie sackte um 8,5 Prozent
ab.
Auch die niederländische ING hatte keine frohe Kunde
für die Anleger. Für 2024 zeigte sich der Konzern verhalten. Die
Zahlen hatten zudem die Erwartungen teilweise verfehlt und der
Ausblick war schwach. Letzteres galt auch für den Kurs, der um 8,4
Prozent fiel. Etwas besser sah es mit dem Kurs der Deutschen Bank
aus. Das Institut plant nach einem Gewinnrückgang
weitere Einsparungen in Milliardenhöhe.
In anderen Sektoren gab es dagegen positive Überraschungen. Der
schwedische Autobauer Volvo Cars hatte sich nach
Rekordergebnissen im Tagesgeschäft des vergangenen Jahres
überraschend selbstbewusst für die kommenden Jahre geäußert. Zudem
prüft das Unternehmen, seinen Anteil am Elektroautohersteller
Polestar zu senken. Die Aktie sprang nach dem schwachen Lauf der
vergangenen Monate um rund 20 Prozent nach oben.
Im starken Ölsektor setzten Shell Akzente. Der Öl-
und Gasmulti will trotz eines Gewinneinbruchs im Schlussquartal
weitere Milliarden in Aktienrückkäufe stecken. Eigene Papiere für
3,5 Milliarden US-Dollar (3,2 Mrd Euro) sollen auf Sicht von drei
Monaten erworben werden. Die Quartalsdividende soll zudem auf 0,344
Dollar je Aktie steigen. Die Aktie gewann 2,9 Prozent./mf/jha/