ROUNDUP/Aktien Frankfurt Eröffnung: Moderate Verluste nach US-Zinssignalen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf vorerst weiter hohe
Leitzinsen in den USA hat am Vorabend die Wall Street belastet und
am Donnerstag den deutschen Aktienmarkt etwas in Mitleidenschaft
gezogen. Der Dax fiel im frühen Handel um 0,20
Prozent auf 16 869,74 Punkte. Damit nimmt der Leitindex etwas mehr
Abstand zum Rekordhoch bei gut 17 000 Zählern. Der MDax
verlor am Donnerstag 0,15 Prozent auf 25 920,36
Zähler. Der EuroStoxx als Leitindex der Eurozone gab
um rund 0,2 Prozent nach.
Die US-Notenbank Fed ließ das Zinsniveau wie erwartet unverändert
und machte deutlich, dass sie noch nicht bereit sei, die Zinsen zu
senken. Man müsse erst mehr Vertrauen gewinnen, dass sich die
Inflation nachhaltig in Richtung zwei Prozent bewege. Fed-Chef
Jerome Powell sagte, die Fed sei bereit, das hohe Zinsniveau länger
beizubehalten. Beobachter rechnen frühestens nach der kommenden
Sitzung im März mit einer Zinslockerung. Denn bisher scheint es so,
dass es der Fed gelungen ist, den Preisanstieg abzuschwächen, ohne
die Wirtschaft vollends auszubremsen.
"Die Botschaft einer stetigen Geldpolitik durch die US-Notenbank ist
sehr zu begrüßen. Die jüngsten Daten zur US-Wirtschaft - kräftiges
Wachstum, steigende Beschäftigung und anhaltende Preissteigerungen
bei Dienstleistungen (ohne Energie) - geben keinen Anlass, baldige
Zinssenkungen in Aussicht zu stellen und die Finanzmarktteilnehmer
damit noch stärker auf einen Richtungswechsel einzustimmen",
kommentierte Michael Heise, Chefökonom bei HQ Trust.
Unterdessen nimmt die Berichtssaison der Unternehmen hierzulande mit
Quartalszahlen unter anderem von Adidas, Deutsche Bank, Siemens
Healthineers und Siltronic langsam Fahrt auf. Ein verdüsterter
Ausblick von Adidas ließ die Aktien des
Sportartikelkonzerns als Dax-Schlusslicht um 8,4 Prozent absacken.
Der Umsatz sank 2023 um fünf Prozent, das Betriebsergebnis fiel von
669 auf 268 Millionen Euro. "Natürlich wissen wir, dass unsere
Finanzergebnisse nicht gut sind", sagte Konzernchef Björn Gulden. Im
laufenden Jahr dürften negative Wechselkurseffekte die
Profitabilität erheblich belasten. Dazu kämen noch die
"Herausforderungen in Nordamerika", so Gulden.
Die Deutsche Bank plant nach einem Gewinnrückgang
weitere Einsparungen in Milliardenhöhe. Damit würde ein Abbau von
rund 3500 Stellen einhergehen, teilte das Geldhaus mit. Im
vergangenen Jahr verdiente das Institut unter dem Strich weniger als
ein Jahr zuvor, aber mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. Vor
Steuern ergab sich der höchste Gewinn seit 16 Jahren. Die Dividende
soll von 30 auf 45 Cent je Aktie steigen und für 2025 auf 1 Euro.
Weitere 675 Millionen Euro will die Bank bis Ende Juni über
Aktienrückkäufe an die Anteilseigner zurückgeben. An der Börse kamen
die Nachrichten gut an: Mit einem Kursgewinn von 3,8 Prozent standen
die Deutsche-Bank-Papiere an der Dax-Spitze.
Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS verbuchte 2023
trotz milliardenschwerer Geldzuflüsse einen Gewinnrückgang. Für das
neue Jahr erwartet Vorstandschef Stefan Hoops einen verstärkten
Zufluss an Kundengeldern. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor
Steuern soll jedoch stagnieren. Die DWS-Anteilsscheine fielen als
schwächster SDax-Wert um 5,8 Prozent.
Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers
steigerte sein operatives Ergebnis (Ebit) im ersten Geschäftsquartal
um 8 Prozent und traf damit die Erwartungen der Analysten. Der
Umsatz stieg um 2 Prozent, bereinigt um Wechselkursschwankungen und
Portfolioeffekte legte er um 5,7 Prozent zu. Ihre Jahresziele
bestätigte die Siemens-Tochter. Der Aktienkurs stieg um 2,4 Prozent.
Siltronic hat 2023 eine schwache Nachfrage der
Halbleiterindustrie zu spüren bekommen. Umsatz und operatives
Ergebnis der Beteiligung von Wacker Chemie fielen
deutlich, erreichten aber die Unternehmensziele sowie in etwa die
Schätzungen von Analysten. Die Anteilsscheine des Wafer-Herstellers
gewannen an der MDax-Spitze 2,5 Prozent.
Die Titel von Puma fielen um 1,5 Prozent, nachdem die
kanadische Bank RBC sie von "Outperform" auf "Sector Perform"
abgestuft und das Kursziel von 64 auf 42 Euro gesenkt hatte. Die
Aussichten des Sportartikelherstellers für 2024 hätten sich
verdüstert, bemerkte Analyst Piral Dadhania./edh/stk