Aktien Frankfurt: Stabilisierung kommt ins Stocken - Augen auf der Wall Street
FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach seiner Stabilisierung sind die Gewinne im
Dax am Freitag im Handelsverlauf nahezu komplett
abgebröckelt. Zuletzt trat der deutsche Leitindex mit plus 0,01
Prozent bei 16 568,95 Punkten nahezu auf der Stelle. Anleger schauen
nun auf die freundlich erwarteten US-Börsen, von denen womöglich
neue Impulse kommen könnten. Am Morgen hatte hierzulande der Rekord
vom Vortag im technologielastigen Nasdaq 100 noch für
Rückenwind gesorgt.
Auf Wochensicht ist die Bilanz im deutschen Leitindex bisher
negativ, denn die schwindende Hoffnung auf fallende Zinsen hat den
hiesigen Aktienmarkt ausgebremst. Während an den Anleihemärkten
inzwischen die Renditen wieder steigen, war der deutsche Leitindex
zur Wochenmitte auf ein Tief seit Anfang Dezember gefallen. Am
Donnerstag war es dann erstmals nach drei Verlusttagen in Folge
wieder aufwärts gegangen.
Der Dax-Rekord aus dem Dezember bei gut 17 000 Zählern ist
inzwischen jedoch mehr als 400 Punkte entfernt. Für Experte Jürgen
Molnar von Robomarkets ist das Börsenbarometer aus technischer Sicht
damit angeschlagen. Er hält nach einer kurzen Phase der
Stabilisierung die Rückkehr zum jüngsten Abwärtstrend für möglich.
"Das Risiko fallender Kurse ist aktuell höher einzuschätzen als die
Chance auf eine Fortsetzung der Rally."
Die kommende Woche bietet mit der Zinssitzung der Europäischen
Zentralbank (EZB), Quartalszahlen von US-Techgiganten und
Geschäftszahlen von ersten Dax-Unternehmen reichlich Anlass, um die
Anleger weiter auf Trab zu halten.
Unterdessen drehte der MDax der mittelgroßen
Unternehmen bis zum Freitagnachmittag von der Gewinnzone in den
roten Bereich und stand zuletzt 0,17 Prozent tiefer bei 25 508,36
Zählern. Im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 blieben
vom anfänglichen Kursplus lediglich 0,08 Prozent auf 4456,70 Zähler
übrig.
Auf Seite der Dax-Unternehmen sorgten bereits BASF
nach überraschend vorgelegten Eckdaten für 2023 für Schlagzeilen.
Der Chemiekonzern habe im vergangenen Jahr beim Ergebnis und Umsatz
die Erwartungen klar verfehlt, sagte ein Händler, mit dem schwachen
Abschneiden sei aber weithin gerechnet worden. Nach einem
anfänglichen Kursanstieg von bis zu zwei Prozent lag die Aktie
zuletzt mit mehr als einem Prozent im Minus.
Unter den Dax-Spitzenreitern fanden sich zuletzt vornehmlich
Energiewerte wie RWE , Eon und Siemens
Energy mit Gewinnen von bis zu 1,5 Prozent wieder.
Chipwerte setzten im Einklang mit dem allgemeinen positiven
Branchentrend ihren guten Lauf fort. Infineon legten
um rund ein Prozent zu, im MDax verteuerten sich Aixtron
um 1,8 Prozent und Siltronic um 1,4
Prozent. Tags zuvor hatte der weltgrößte Chipauftragsfertiger TSMC
aus Taiwan mit einem ermutigenden Ausblick die
Branchenstimmung aufgehellt.
Im SDax verloren Morphosys -Aktien ohne
konkrete Nachrichten fast zwölf Prozent und beschleunigten damit
ihre Talfahrt vom Tag zuvor, nachdem sie in den ersten drei
Handelstagen der Woche noch kräftig zugelegt hatten. Die Titel sind
allgemein sehr schwankungsanfällig und gelten derzeit als
Spekulationsobjekt. Die Anlegerwetten drehen sich vornehmlich um ein
noch nicht zugelassenes Krebsmedikament des Konzerns. Laut dem
Bundesanzeiger haben einige bekannte Leerverkäufer im neuen Jahr
ihre Wetten auf fallende Notierungen deutlich aufgestockt.
Deutz -Anteile kletterten nach dem Verkauf der
Bootsmotorentochter an Yamaha Motor fast sechs Prozent, das
Unternehmen rechnet mit einem Buchgewinn.
Der Euro legte zum Dollar etwas zu und kostete im
Nachmittagshandel knapp 1,0881 US-Dollar. Die Europäische
Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstag auf
1,0875 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,31 Prozent am Vortag
auf 2,32 Prozent. Der Rentenindex Rex verharrte bei
125,53 Punkten. Der Bund-Future rückte um 0,16
Prozent auf 134,12 Zähler vor./tav/jha/