ROUNDUP: Airbus fliegt Boeing weiter davon - Auftragsrekord 2023
TOULOUSE (dpa-AFX) - Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus
Noch im Vorjahr hatte Airbus sein Auslieferungsziel wegen knapper Bauteile wie Sitzen und Triebwerken zweimal gekappt und letztlich nur 661 Jets ausgeliefert. Für 2023 hatte Faury deshalb vergleichsweise vorsichtig geplant. Die Zielmarke von 720 Maschinen hatte er ursprünglich schon 2022 erreichen wollen.
Dass es dieses Mal besser lief, begründete der Manager mit einer größeren Flexibilität und Leistungsfähigkeit von Airbus und seinen Zulieferern. Der Auslieferungsrekord von 863 Maschinen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 ist jedoch noch ein ganzes Stück entfernt. Nachdem Airbus und Boeing ihre Flugzeugproduktion in der Corona-Krise stark gedrosselt hatten, würden sie diese inzwischen gern schneller wieder hochfahren. Engpässe bei Zulieferern und fehlende Arbeitskräfte in Teilen der Branche machen es ihnen jedoch schwer.
An Aufträgen mangelt es jedenfalls nicht. Allein im vergangenen Jahr sammelte Airbus Bestellungen über 2319 neue Passagier- und Frachtjets ein. Nach Abzug von Stornierungen waren es 2094 Stück, weit mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. So viele Aufträge hatten weder Airbus noch sein einzig relevanter Rivale Boeing je zuvor in einem Jahr verbucht.
"Ursprünglich gingen wir davon aus, dass sich der Luftverkehr irgendwann zwischen 2023 und 2025 erholen würde", sagte Christian Scherer, seit kurzem Chef der Airbus-Verkehrsflugzeugsparte. Allerdings sei neben dem Bedarf an Mittelstreckenjets auch die Nachfrage nach Großraumflugzeugen für die Langstrecke viel früher zurückgekehrt als erwartet.
Airbus' Auftragsbestand wuchs binnen Jahresfrist von 7239 auf 8598 Verkehrsmaschinen. Der Anstieg entspricht fast der doppelten Jahresproduktion. Konkurrent Boeing holte im vergangenen Jahr netto 1314 Neubestellungen herein und hatte zum Jahreswechsel noch 6216 Jets offene Aufträge im Bestand. Vor allem die Airbus-Mittelstreckenjets aus der A320neo-Familie sind so stark gefragt, dass die Produktion auf Jahre hinaus ausgebucht ist. Im vergangenen Jahr entfielen fast 80 Prozent der ausgelieferten und bestellten Airbus-Maschinen auf diese Modellreihe. Hinzu kamen 96 Großraumjets, darunter 64 A350 und 32 A330neo, sowie 68 Exemplare des kleinsten Airbus-Modells A220.
Um die starke Nachfrage nach den A320neo-Jets zu stillen, will Vorstandschef Faury die Produktion der Reihe bis zum Jahr 2026 von zuletzt etwa 50 auf dann 75 Maschinen pro Monat ausbauen. Das sind rund anderthalb Mal so viele, wie Boeing bis dahin für sein Konkurrenzmodell 737 Max anpeilt. Um das zu schaffen, errichten die Europäer in den USA und China je eine neue Endfertigungslinie. Eine zusätzliche Linie in Toulouse ist bereits in Betrieb.
Der Löwenanteil der Bestellungen entfällt inzwischen auf die Langversion A321neo, die in der Vergangenheit nur in Hamburg gefertigt wurde und künftig an allen Standorten gebaut werden soll. Eine Variante des Jets ist die A321XLR (Extra Long Range): Diesen kleinsten Langstreckenjet der Welt will Airbus nach bisherigen Plänen spätestens Mitte 2024 erstmals ausliefern.
Schon vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019 hatte der Hersteller aus Europa seinen Konkurrenten Boeing als größten Flugzeugbauer der Welt abgelöst. Da war der US-Konzern nach dem Absturz zweier Mittelstreckenjets aus der 737-Max-Reihe in die schwerste Krise seiner Geschichte geraten. Zunächst durfte der Flugzeugtyp mehr als anderthalb Jahre lang weltweit weder starten noch ausgeliefert werden. Nachdem er nach aufwendigen technischen Verbesserungen während der Pandemie wieder die Freigabe erhalten hatte, warfen Produktionsfehler und andere Mängel bei diesem und anderen Modellen den Hersteller weiter zurück.
So dürfen seit vergangenem Wochenende mehr als 170
Mittelstreckenjets der Version Boeing 737 Max 9 weltweit nicht
abheben, nachdem bei einem Flug von Alaska Airlines
ISIN NL0000235190 US0970231058
AXC0292 2024-01-11/18:08
Relevante Links: Airbus SE, Boeing Company, Alaska Air Group Inc.