FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt bleibt angezählt. Das
am Vorabend veröffentlichte Protokoll der US-Notenbank brachte
bereits den US-Börsen keinen Schwung. Die Fed will ihre restriktive
Haltung so lange beibehalten, bis die Inflation eindeutig und
nachhaltig zurückgeht. Das wirkte sich am Donnerstag auch auf die
Stimmung der Anleger hierzulande aus. Der Dax kam
kaum vom Fleck. Am Nachmittag legte er um 0,06 Prozent auf 16 548,11
Punkte zu. Der MDax der 50 mittelgroßen Werte gab um
1,35 Prozent auf 25 898,41 Zähler nach und litt vor allem unter
Verlusten der Aktien von Evotec, Aixtron und Puma.
Stimmungsdaten aus der Eurozone und Inflationsdaten vom Dezember aus
Deutschland hatten wenig Einfluss auf die Kurse. Auch die Jobdaten
des US-Dienstleisters ADP, einen Tag vor dem offiziellen
Arbeitsmarktbericht für Dezember, sorgten kaum für Impulse.
Marktexperten erwarten in der nächsten Zeit eine Korrektur an den
Börsen, "mindestens aber mal eine Schaukelbörse", wie es Jochen
Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, formulierte. Aus
technischer Sicht könnte der Dax ihm zufolge jetzt bis zu zwei
Drittel der Jahresendrally korrigieren und so in die Region um 16
100 Punkte fallen. "Es muss abgewartet werden, ob die Anleger ihr
Verhalten nun insofern ändern, sodass sie bei Erholungen verkaufen,
anstatt wie bisher bei Korrekturen günstige Einstiege zu nutzen."
Das könnte die bisher positive Stimmung an den Börsen seit Ende
Oktober dann nachhaltig verändern.
Vorsichtige Aussagen des Sportmodehändlers JD Sports
trübten die Stimmung in der Branche. Adidas büßten
3,9 Prozent ein und Puma 5,2 Prozent. Die Aktien von
JD Sports brachen in London sogar um mehr als 20 Prozent ein.
Die Vorzugsaktien von Sartorius verloren unterdessen
im Dax 3,4 Prozent und wurden von einer gestrichenen Kaufempfehlung
der Deutschen Bank belastet. Spitzenwert im Leitindex waren
unterdessen die Papiere von Bayer mit plus 2,0
Prozent. Wie schon im Dezember setzen die Anleger bei dem Pharma-
und Agrarchemiekonzern zum Jahresstart weiter auf wieder bessere
Zeiten. Bayer hatten als drittgrößter Dax-Verlierer 2023 gut 30
Prozent eingebüßt.
Verschreckt reagierten Anleger im MDax dagegen auf den Rücktritt von
Vorstandschef Werner Lanthaler beim Wirkstoffforscher Evotec
. Lanthaler tritt nach fast 15 Jahren aus persönlichen
Gründen zurück, noch vor Ablauf seines bis März 2026 laufenden
Vertrags. Die Evotec-Aktien stürzten daraufhin um etwas mehr als 20
Prozent ab.
Aixtron verloren 6,1 Prozent, nachdem die Bank UBS
die Titel des Herstellers von Halbleiter-Fertigungsanlagen mit
"Sell" aufgenommen hat. Der Markt habe zu hohe Erwartungen an das
Umsatzwachstum und die Margen von Aixtron, schrieb Madeleine Jenkins
zur Begründung ihres Anlageurteils.
Die Anteile von Hapag-Lloyd schnellten um knapp 14
Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober.
Großreedereien profitieren laut Experten schon seit Mitte Dezember
von steigenden Frachtraten, weil sie das Rote Meer wegen der
Anschläge von Huthi-Rebellen dort meiden. Damit verlängern sich
Transportwege.
Der Euro wurde am Nachmittag mit 1,0946 US-Dollar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs
zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,0919 Dollar festgesetzt. Am
Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite auf 2,08 Prozent. Der
Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf 127,00
Punkte. Der Bund-Future büßte 0,91 Prozent auf 136,29
Punkte ein./ck/jha/