FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch
erstmals wieder seit Monaten kräftig nachgegeben. Nach einem
verhaltenen Start beschleunigte der Dax seine Talfahrt am Nachmittag
und fiel zeitweise unter die Marke von 16 500 Punkten. Die
fortgesetzte Schwäche der US-Börsen belastete. Dort wurden nach der
starken Jahresendrally Gewinne mitgenommen, was auch die Stimmung an
Europas Börsen trübte.
Letztlich verlor der Dax 1,38 Prozent auf 16 538,39
Punkte, nachdem er tags zuvor ein weiteres Rekordhoch nur knapp
verpasst hatte. Der MDax der 50 mittelgroßen
Börsentitel beendete den Tag mit einem Verlust von 2,18 Prozent auf
26 252,13 Zähler. Europaweit sah es kaum anders aus. Der
Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 1,43 Prozent
auf 4448,13 Zähler ein und auch in Paris und London gaben die Börsen
nach. In den USA, wo tags zuvor vor allem die Technologiebörse
Nasdaq kräftig nachgegeben hatte, ging es zuletzt ebenfalls noch
etwas weiter abwärts.
Größere Unruhe herrscht bislang jedoch nicht unter den Anlegern.
Eine gesunde Konsolidierung nach einer imposanten Kursrally sei
nichts Ungewöhnliches, hieß es am Markt. Der Dax ist laut Analyst
Konstantin Oldenburger von CMC Markets dennoch anfällig geworden für
eine größere Korrektur. Aber auch eine nächste Rally sei möglich.
Auslöser dafür könnte ihm zufolge das an diesem Mittwochabend
anstehende Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed sein,
sofern "das aktuell herrschende Narrativ von deutlichen
Leitzinssenkungen 2024 neue Nahrung erhält".
Die Schwäche der technologielastigen US-Börse Nasdaq seit Dienstag
drückte auch hierzulande auf die Stimmung für Technologieaktien. Im
Dax büßten Infineon 3,8 Prozent ein. Im MDax verloren
Aixtron 4,1 Prozent.
Die Papiere der Deutschen Telekom gewannen an der
Dax-Spitze 1,5 Prozent. Zum einen half ihnen der schwache
Gesamtmarkt, da dann vor allem zu defensiven, also weniger
konjunkturabhängigen Werte gegriffen wird. Zum anderen gab der Start
des angekündigten, milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms
Auftrieb.
Negativ reagierten die Anleger auf einen möglichen Kauf von Airbus
. Die Aktie verlor 3,0 Prozent. Der Flugzeugbauer will
sich die Cybersicherheits- und Datensparte des kriselnden
französischen IT-Dienstleisters Atos sichern und
bewertet diese mit 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro, inklusive Schulden.
Jefferies-Analystin Chloe Lemarie rechnet jedoch damit, dass der
Kaufpreis höher liegen könnte. Laut einem Medienbericht hatte der
Rüstungskonzern Thales in den vergangenen Wochen ebenfalls über
einen Kauf nachgedacht.
In der dritten Reihe, dem SDax , sackten die Anteile
von Auto1 um fast 12 Prozent ab. Morgan Stanley nahm
die Bewertung auf und riet zur Untergewichtung im Portfolio. Auf dem
Weg zu einem möglichen europäischen Champion im
Online-Gebrauchtwagenhandel müsse Auto1 erst einmal weiter erheblich
investieren. Mit einem positiven operativen Ergebnis rechnet die
US-Bank daher erst im Jahr 2027, während der Analystendurchschnitt
dies schon 2025 erwartet.
Am Devisenmarkt weitete der Euro seine jüngsten Verluste aus.
Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,0909 US-Dollar. Die
Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0919
(Dienstag: 1,0956) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9158
(0,9127) Euro.
Am Anleihemarkt erholten sich die Notierungen etwas. Der Rentenindex
Rex stieg um 0,10 Prozent auf 127,08 Punkte. Die
Umlaufrendite sank von 2,11 Prozent am Vortag auf 2,08 Prozent. Der
Bund-Future stieg zuletzt um 0,37 Prozent auf 137,25
Punkte./ck/he