ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Londoner Börse profitiert von niedriger Inflation
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die meisten Aktienmärkte Europas haben sich
am Mittwoch erneut nur wenig bewegt. In London sorgte der Rückgang
der Inflation auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren zwar
beim Leitindex FTSE 100 für deutliche Gewinne.
Insgesamt jedoch ist die Luft raus, so kurz vor den
Weihnachtsfeiertagen und dem Jahresende. Die meisten großen Adressen
haben ihre Bücher wohl bereits geschlossen, zumal die Börsen seit
Ende Oktober schon sehr stark gelaufen sind.
Der EuroStoxx 50 gab um 0,03 Prozent auf 4533,82
Punkte nach. Am Donnerstag hatte der Leitindex der Euroregion bei
knapp unter 4600 Punkten den höchsten Stand seit 22 Jahren erreicht.
Der französische Cac 40 , der am Donnerstag auf ein
Rekordhoch gestiegen war, stieg nun 0,12 Prozent auf 7583,43 Zähler.
Der FTSE 100 ("Footsie") gewann 1,02 Prozent auf 7715,68 Punkte. Das
britische Pfund geriet nach den Inflationsdaten unter Druck, was in
der Regel positiv für Aktien ist, da eine schwächere heimische
Währung exportorientierte Unternehmen stützen kann.
Im November fiel die Teuerungsrate in Großbritannien auf den
tiefsten Stand seit gut zwei Jahren. Die Verbraucherpreise legten im
Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,9 Prozent zu. Die Bank of England
hatte in Reaktion auf die einst viel höhere Teuerung die Zinsen
angehoben. Für 2024 werden nun aber angesichts der fallenden
Inflation - wie in den USA und der Eurozone - erste Zinssenkungen
auch im Vereinigten Königreich erwartet.
An den europäischen Börsen war der Technologiesektor
das Schlusslicht, während der Telekomsektor am
deutlichsten stieg. Hier spielte eine wichtige Rolle, dass Spanien
den Einstieg von Saudi Telecom bei der größten Telefongesellschaft
des Landes mit dem Kauf von Aktien von Telefonica
kontert. Die Staatsholding Sepi soll zehn Prozent erwerben. Im
November, zwei Monate nach dem angekündigten Einstieg des im Besitz
des saudischen Staates befindlichen Unternehmens, hatte die
spanische Regierung bereits eine Prüfung von Aktienkäufen
angekündigt. Die Telefonica-Papiere zogen um mehr als drei Prozent
an und erholten sich damit etwas von ihren zuletzt deutlichen
Verlusten.
Stark gefragt waren in Zürich die Anteile von DocMorris
, die um fast 13 Prozent in die Höhe schnellten.
Analyst Jan Koch von Deutsche Bank Research hatte die Aktien der
Versandapotheke zum Kauf empfohlen. Der Experte verwies auf die
Ausstattung der elektronischen Gesundheitskarte mit einer
sogenannten kontaktlosen Technik. Diese sei das noch fehlende Glied
gewesen, damit DocMorris vom elektronischen Rezept in Deutschland
profitieren könne, schrieb er.
Im "Footsie" hatten die Papiere von Intertek nach
einem positiven Analystenkommentar von Exane BNP Paribas die Nase
vorn und stiegen um 3,7 Prozent. Der Markt schätze die
Margenaussichten des Prüf- und Inspektionsunternehmens zu
pessimistisch ein, schrieb Analyst Thomas Burlton. Der Rückenwind
durch Geschäfte im Bereich Elektrifizierung, Konnektivität und
Nachhaltigkeit sollte dazu beitragen, wieder Vertrauen in die
Gewinnentwicklung zu schaffen.
In Kopenhagen gewannen die Aktien von Orsted gut drei
Prozent. Die endgültigen Investitionsentscheidungen für den
Offshore-Windpark Hornsea 3 strahlten Vertrauen aus, schrieb Analyst
Mark Freshney von der schweizerischen Großbank UBS. Diese seien der
wichtigste Teil des Investitionsplans des dänischen
Windkraftkonzerns für die nächsten vier Jahre. Wesentlich sei nun,
wie das Windpark-Projekt finanziert werde./la/he