Aktien Europa: Leichte Verluste - Britische Börse legt zu nach Inflationsdaten
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die meisten Aktienmärkte Europas haben am
Mittwoch trotz fortgesetzter Rekorde in den USA moderat nachgegeben.
In Großbritannien sorgte der Rückgang der Inflation auf den tiefsten
Stand seit mehr als zwei Jahren hingegen beim Leitindex FTSE 100
für Gewinne. Insgesamt ist die Luft jedoch raus, so
kurz vor den Weihnachtsfeiertagen und dem Jahresende. Die meisten
großen Adressen haben ihre Bücher wohl bereits geschlossen, zumal
die Börsen seit Ende Oktober schon sehr stark gelaufen sind.
Der EuroStoxx 50 gab am späten Vormittag um 0,17
Prozent auf 4527,79 Punkte nach. Vor einer Woche hatte der Leitindex
der Euroregion bei knapp unter 4600 Punkten den höchsten Stand seit
22 Jahren erreicht. Der französische Cac 40 , der vor
einer Woche auf ein Rekordhoch gestiegen war, verlor nun0,04 Prozent
auf 7571,82 Zähler.
Der FTSE 100 gewann unterdessen 0,74 Prozent auf 7694,31 Punkte. Das
britische Pfund geriet unter Druck, was in der Regel positiv für
Aktien ist, da eine schwächere heimische Währung Aktien
exportorientierter Unternehmen stützt. Sie können ihre Waren im
Ausland dadurch leichter absetzen.
Im November fiel die Teuerungsrate in Großbritannien auf den
tiefsten Stand seit gut zwei Jahren. Die Verbraucherpreise legten im
Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,9 Prozent zu. Die Bank of England
hatte in Reaktion auf die einst viel höhere Teuerung die Zinsen
angehoben. Für 2024 werden nun aber angesichts der fallenden
Inflation - wie in den USA und der Eurozone - erste Zinssenkungen
auch im Vereinigten Königreich erwartet.
Branchenseitig war der Technologiesektor das Schlusslicht, während
der Telekomsektor am deutlichsten zulegte. Hier spielte eine
wichtige Rolle, dass Spanien den Einstieg von Saudi Telecom bei der
größten Telefongesellschaft des Landes mit dem Kauf von Aktien der
Telefonica kontert. Die Staatsholding Sepi will zehn
Prozent erwerben. Im November, zwei Monate nach dem angekündigten
Einstieg des im Besitz des saudischen Staates befindlichen
Unternehmens, hatte die spanische Regierung bereits eine Prüfung von
Aktienkäufen angekündigt. Die Telefonica-Papiere zogen um 4,2
Prozent hoch und erholten sich damit etwas von ihren zuletzt
deutlichen Verlusten.
In Österreich sprangen die Anteile der Raiffeisen Bank
um 8,6 Prozent nach oben und sind wieder zurück auf
dem höchsten Stand seit Ende Februar 2022, wenige Tage, nachdem
russische Truppen in die Ukraine einmarschiert waren. Das
Finanzinstitut will einen 28-prozentigen Anteil am österreichischen
Baukonzern Strabag kaufen und dabei über Umwege sowohl die eigene
problembehaftete Russland-Verflechtung als auch die der Strabag
verringern. Die Transaktion wäre eine doppelte Lösung für die beiden
Unternehmen, die seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs mit Problemen in
Russland ringen. Raiffeisen kann seitdem kein Kapital aus der
hochprofitablen russischen Tochter abziehen, während Strabag die
Aktien von Deripaska aufgrund der Wirtschaftssanktionen gegen
Russland einfrieren musste.
Ebenfalls stark gefragt waren die Anteile von DocMorris
, die an der Schweizer Börse um 7,2 Prozent zulegten.
Analyst Jan Koch von Deutsche Bank Research hob die Aktie der
Versandapotheke von "Hold" auf "Buy". Das Kursziel wurde zugleich
mehr als verdoppelt und beträgt jetzt 102 Franken. Koch verwies auf
die Ausstattung der elektronischen Gesundheitskarte mit einer
sogenannten kontaktlosen Technik (NFC, Near Field Communication).
Diese sei das noch fehlende Glied gewesen, damit DocMorris vom
elektronischen Rezept in Deutschland profitieren könne, schrieb er.
DHL Group mit minus 1,7 Prozent und PostNL
mit minus 1,3 Prozent litten dagegen unter dem
Geschäftsbericht des Wettbewerbers Fedex . Der
US-Paketdienst war mit seinem operativen Ergebnis im zweiten
Geschäftsjahresviertel hinter der durchschnittlichen
Analystenschätzung zurückgeblieben. Analyst Brian Ossenbeck von
JPMorgan sprach zudem von einem enttäuschenden Ausblick auf das
laufende Quartal./ck/jha/