Unicredit-Chef peilt Übernahmen in kommenden Jahren an
FRANKFURT (dpa-AFX) - Unicredit -Chef Andrea Orcel
zeigt sich offen für Übernahmen. "Es ist wahrscheinlich, dass wir in
den nächsten Jahren einige Akquisitionen tätigen werden,
insbesondere in Mittel- und Osteuropa", sagte er der "Frankfurter
Allgemeinen Zeitung" (Montagausgabe). Auch neue Märkte wie Polen
kämen in Frage. Denn Unicredit sei bei grenzüberschreitenden
Zahlungen für Unternehmen und bei der Handelsfinanzierung zwischen
Ländern wie Italien, Deutschland, Österreich, der Tschechischen
Republik und Kroatien besonders stark. "Als Unternehmen zum Beispiel
im deutschen Automobilsektor braucht man eine Bank an beiden Enden
des Geschäfts, die haben wir", sagte der Manager. Bei möglichen
Zukäufen in Deutschland, Österreich oder Italien bremst Orcel
dagegen: "Wir werden sehen, denn das sind schwierigere Märkte und
die Preise sind zu hoch."
Orcel hält Unicredit für die kommenden Herausforderungen für gut
aufgestellt. Die Altlasten seien weitgehend abgearbeitet, doch nicht
alle. In Russland, wo die Bank immer noch 3400 Mitarbeiter
beschäftigt, will Orcel seine Niederlassung und damit rund 3
Milliarden Euro nicht einfach an das Regime verschenken. "Die
Strategie bleibt unverändert, wir reduzieren unser Engagement.
Unsere Präsenz ist in zwei Jahren bereits um mehr als 70 Prozent
gesunken; es war ein sehr großer Geschäftsbereich, jetzt haben wir
weniger als 1 Prozent Marktanteil." Die russische Wirtschaft würde
Unicredit "eigentlich nicht" mehr unterstützen, sagt Orcel.