ROUNDUP/Aktien Frankfurt Eröffnung: Dax verliert an Schwung - Fokus nun auf EZB
FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit dem klaren Signal für voraussichtlich drei
Zinssenkungen 2024 hat die US-Notenbank Fed die Hoffnungen der
Anleger erfüllt. Der Dax reagierte am Donnerstag
entsprechend positiv und kletterte erstmals in seiner Geschichte
über die runde Marke von 17 000 Punkten. "Fröhliche Weihnachten von
der Fed", titelte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets in
seinem Kommentar am Morgen.
War die Anziehungskraft der 17 000e-Marke auch sehr stark, ebbte der
Schwung anschließend doch merklich ab. Gegen Mittag stand für den
deutschen Leitindex noch ein Plus von 0,78 Prozent auf 16 896,97
Punkten auf der Kurstafel. Der Gewinn der Jahresendrally seit dem
Zwischentief im Oktober beläuft sich damit auf 15,5 Prozent. Der Dax
ist ein sogenannter Performance-Index. Das bedeutet, dass bei ihm
Dividenden der Unternehmen bei der Berechnung mit berücksichtigt
werden.
Die Investoren dürften nach dem Erreichen der 17 000 Punkte wohl
Angst vor der eigenen Courage bekommen haben, kommentierte
Börsen-Experte Andreas Lipkow den bisherigen Handelsverlauf. Die
Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am
Nachmittag mit der anschließenden Pressekonferenz mit EZB-Chefin
Christine Lagarde könne die Karten noch einmal komplett
durchmischen.
Für die Indizes hinter dem Dax lief es am Donnerstag noch besser.
Der MDax der mittelgroßen Werte legte um 3,03 Prozent
auf 27 229,03 Zähler zu. Der Nebenwerteindex SDax
gewann 3,27 Prozent auf 13 501,59 Punkte. Außerdem zog der
Eurozonen-Index EuroStoxx um ein Prozent an.
Für Aktien-Anleger sind die Aussichten auf sinkende Zinsen gute
Nachrichten. Aktien werden gegenüber festverzinslichen Papieren
wieder attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können
sich deshalb leichter finanzieren, Investitionen werden
erschwinglicher. In New York hatten auf die Fed-Aussagen am Vortag
die Anleger bereits begeistert reagiert, der Dow Jones Industrial
erreichte ein Rekordhoch.
Immobilien-Aktien reagierten auf die neuen Zinsperspektiven mit
hohen Kursgewinnen. Vonovia etwa kletterten im Dax um
mehr als acht Prozent nach oben, angetrieben zusätzlich von einer
Kaufempfehlung der ING. Der europäische Immobiliensektor
verbuchte als stärkster der
Stoxx-600-Branchenübersicht ein Plus von fast sechs Prozent. Bau-
und Immobilienfinanzierungen werden bei fallenden Zinsen wieder
günstiger, dies kann die Nachfrage am Wohnungsmarkt ankurbeln.
Ein Bericht des "Spiegel" sorgte bei den Aktien von DHL
und der Telekom für kräftige Abgaben
von bis zu 2,9 Prozent. Laut dem Magazin will die Bundesregierung
die Sanierung der Deutschen Bahn mit Verkäufen von Aktien der
Telekom sowie der DHL finanzieren. Umdenken musste die Ampel nach
dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts. Bei der Telekom
wolle die Regierung wohl nur noch eine strategische Beteiligung von
25 Prozent zuzüglich einer Aktie halten. Bei der DHL hingegen plane
die Ampel, sich von mehr Anteilen zu trennen, schreibt das Magazin.
Im Fokus stand zudem einmal mehr der Antikörper-Spezialist Morphosys
, diesmal mit einer Kapitalerhöhung. Insgesamt seien
gut 3,4 Millionen Aktien bei institutionellen Anlegern zum Preis von
30 Euro pro Stück platziert worden, teilte das Unternehmen mit. Für
den Kurs ging es entsprechend bergab, das Minus belief sich zuletzt
aber nur noch auf 5,7 Prozent bei einem Kurs von 32,96 Euro.
Eine Partnerschaft zwischen dem Wirkstoffforscher Evotec
und der Charité Berlin verhalf den Evotec-Papieren zu
einem Plus von fast neun Prozent. Es geht dabei um eine Erweiterung
der molekularen Patientendatenbank für Autoimmunerkrankungen.
Der Motorenbauer Deutz will einige Aktivitäten vom
Antriebssystem- und Großmotorenbauer Rolls Royce Power Systems
übernehmen. Der voraussichtliche Kaufpreis liege im
höheren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, wie es hieß. Die
Deutz-Aktien legten um 6,8 Prozent zu. Der Kaufpreis scheine ein
Schnäppchen zu sein, sagte ein Händler./ajx/mis