, dpa-AFX

Nach Pisa-Debakel: Forscher für Priorisierung bei Fördermittelvergabe

BERLIN (dpa-AFX) - Nach den desaströsen Pisa-Ergebnissen fordert der Bildungsforscher Olaf Köller Priorisierungen bei der Vergabe von Fördermitteln. "Meines Erachtens kommt es sehr stark darauf an, nicht mit der Gießkanne auszuschütten, sondern dort, wo es am wichtigsten ist", sagte Köller vom Kieler Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik der Deutschen Presse-Agentur. Er ist auch Teil des deutschen Pisa-Teams. "Es wird darauf ankommen, die Schulen mit den Schülerinnen und Schülern zu identifizieren, die besonders hohen Förderbedarf haben und da Mittel hinzugeben und woanders möglicherweise auch keine Mittel hinzugeben, also wirklich zu priorisieren."

Das Gymnasium in Dahlem, in Berlin oder das Gymnasium in Grünwald bei München brauche sicherlich keine große Zuwendung die nächsten Jahre. "Aber in Neukölln oder im Wedding, da sieht es dann schon anders aus. Also wenn die Ressourcen knapp sind, muss man priorisieren."

Am Dienstag wurden die Ergebnisse der Pisa-Studie veröffentlicht. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften handle es sich um die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden. Das hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitgeteilt.

Köller mahnte an, dass Basiskompetenzen wie Lesen stärker gefördert werden müssten. "Wir müssen sicherstellen, dass wir evidenzbasierte Programme in die Schulen bringen, mit denen die Bildungssprache Deutsch wirklich bei den jungen Leuten, die Deutsch als Zweitsprache haben, so gut erworben wird, dass sie in den Fächern Verständnis erlangen. Das wird eine der zentralen Aufgaben sein", sagte er.

"Das wird das Startchancen-Programm der Bundesregierung nicht lösen können, denn da geht es viel Schulbau oder Schulsanierung und auch um Schulsozialarbeit." Aber es gehe nicht so richtig um die Förderung von Basiskompetenzen. Mit dem sogenannten Startchancen-Programm sollen 4000 Schulen in schwierigen Lagen in den kommenden Jahren spezielle staatliche Förderung in Milliardenhöhe bekommen.

Auch die SPD-Vorsitzende Saskia Esken forderte Anpassungen beim Startchancen-Programm. Viel zu viele Schülerinnen und Schüler verließen die Schule ohne Abschluss, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Mittwoch). "Das Startchancenprogramm der Bundesregierung, das im Herbst starten soll, ist ein guter Ansatz, muss aber wesentlich breiter angelegt werden", sagte sie.

Der Deutsche Philologenverband, der vorrangig Gymnasiallehrkräfte vertritt, forderte ebenfalls im RND Entlastungen für Lehrkräfte. Die Politik habe es versäumt, Lehrkräfte ausreichend auszubilden und Schulen ausreichend auszustatten. "Auch die Sparpolitik in vielen Bundesländern fällt uns jetzt auf die Füße", sagte Verbandschefin Susanne Lin-Klitzing./svv/DP/zb

AXC0023 2023-12-06/05:38

Copyright dpa-AFX Wirtschaftsnachrichten GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Weiterverbreitung, Wiederveröffentlichung oder dauerhafte Speicherung ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung von dpa-AFX ist nicht gestattet.