Aktien Europa: Weitgehend stabil nach starkem Lauf
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Montag sehr moderat
nachgegeben. Auf zuletzt weiter gestiegene Kurse folgt nun eine
Stabilisierung. "Im Moment passt für Aktien einfach alles zusammen,
brachte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets die Stimmung an
den Börsen auf den Punkt. Fed-Chef Jerome Powel habe am Freitag
nicht streng genug geklungen, um der aktuellen Euphorie wirklich
einen Riegel vorschieben zu können. Der US-Notenbankchef hatte vor
dem Wochenende den Zinssenkungserwartungen an den Börsen weitere
Nahrung gegeben. Zwar wiederholte er die Bereitschaft der Fed, die
Leitzinsen notfalls doch noch weiter anzuheben, sagte aber auch,
dass die Geldpolitik bereits recht restriktiv sei.
Gegen Mittag sank der EuroStoxx 50 um 0,15 Prozent
auf 4412,10 Punkte, nachdem das Börsenbarometer der Euroregion am
Freitag auf einem Viermonatshoch ins Wochenende gegangen war. Der
französische Cac 40 verlor 0,21 Prozent auf 7330,67
Zähler. Der britische FTSE 100 gab um 0,33 Prozent
auf 7504,03 Punkte nach.
Es sei, als habe Powell bereits Zinssenkungen angekündigt,
konstatierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets mit
Blick auf den Risikoappetit der Anleger. Er warnt allerdings
zugleich vor zu großer Sorglosigkeit. So könnte etwa der marode
chinesische Immobilienentwickler China Evergrande die
Stimmung schnell umschlagen lassen. Sollte ein weiterer gewährter
Aufschub für einen Sanierungsplan nicht funktionieren, stehe eine
300 Milliarden US-Dollar schwere Pleite bevor. "Diese dürfte dann
auch auf den weltweiten Finanzmärkten ihre Spuren hinterlassen."
Unter den großen Einzelwerten Europas standen vor allem Roche
im Fokus, die um 2,1 Prozent stiegen. Der
Pharmakonzern aus der Schweiz steigt mit einer US-Übernahme in den
Kampf gegen Fettleibigkeit ein. Für das sich in Privatbesitz
befindende US-Unternehmen Carmot Therapeutics zahlt der Basler
Konzern 2,7 Milliarden US-Dollar. Zudem können Meilensteinzahlungen
von bis zu 400 Millionen Dollar fließen. In seiner Pipeline sind
Medikamentenkandidaten, die zur Behandlung von Fettleibigkeit bei
Patienten mit und ohne Diabetes eingesetzt werden können.
Rolls-Royce gehörten in London zu den Favoriten mit
plus 3,9 Prozent, denn bedeutende US-Investmentbanken äußerten sich
positiv zur Aktie. So hob JPMorgan-Analyst David Perry die Aktie auf
"Overweight" und verwies darauf, dass der Triebwerksbauer einen viel
höheren, als bislang von ihm vermuteten Prozentsatz seiner
Kundenvorschüsse für langfristige Dienstleistungsverträge in Gewinne
umwandele. Damit würden sie auch in Barmittel umgewandelt, die
Rolls-Royce nach Belieben verwenden könne. Zu verdanken sei dies
radikalen Schritten, etwa Preiserhöhungen, des neuen Vorstandschefs
in diesem Jahr, sowie Kostensenkungen.
Goldman-Analyst Victor Allard nahm unterdessen die Bewertung mit
"Buy" wieder auf. Mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent bei
Triebwerken für Großraumflugzeuge hinke Rolls-Royce dem Niveau von
2019 noch hinterher. Erholungssignale gebe es jedoch angesichts der
Auslieferungsziele von Airbus oder vor dem
Hintergrund großen Aufträge auf der Dubai Air Show.
Wolters Kluwer zogen in Amsterdam um 1,8 Prozent
hoch. Der Medienkonzern wird vom 18. Dezember an den
Online-Glücksspiele-Anbieter Flutter im EuroStoxx
ersetzen. Hintergrund ist, dass Flutter seine Notierung an Börse
Dublin beenden und künftig an der New Yorker Börse gelistet sein
wird./ck/jha/