Wind- und Solarausbau: Netzkosten sollen gerechter verteilt werden
BONN (dpa-AFX) - Haushalte und Unternehmen in Regionen mit einem starken Ausbau von Wind- und Solarstromanlagen sollen bei den Netzentgelten für Strom entlastet werden. Die dort höheren Kosten sollen auf alle Stromverbraucher in Deutschland umgelegt werden. Dies sieht ein detaillierter Vorschlag der Bundesnetzagentur vor, der am Freitag in einem Eckpunktepapier vorgestellt wurde. "Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, und Investitionen in die Netze kommen allen zugute. Wir wollen eine gerechtere Verteilung der Kosten erreichen", erklärte Behördenpräsident Klaus Müller. Die Netzentgelte sind Bestandteil des Strompreises.
Netzkosten werden über die Netzentgelte durch die Stromkunden refinanziert. Weil in weiten Teilen Nord- und Nordostdeutschlands wegen des starken Erneuerbaren-Ausbaus viel in die Netze investiert wird, sind die Netzentgelte dort merklich höher als in anderen Regionen Deutschlands.
Laut Netzagentur betragen die Entgelte in einigen Netzgebieten bis zu 15 Cent je Kilowattstunde. Andererseits gibt es Regionen, in denen sie unter 5 Cent liegen. Deutliche Unterschiede gibt es demnach auch innerhalb von Bundesländern. Als Beispiele nannte die Behörde Bayern und Baden-Württemberg. "Diese Entwicklung hat über die Jahre eine nicht weiter hinnehmbare Dimension angenommen", so die Bundesnetzagentur. Sie würde sich mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren weiter verschärfen.
Laut den Eckpunkten wären derzeit 17 Netzbetreiber berechtigt, ihre Mehrkosten auf alle Stromverbraucher umzulegen. Die 17 Betreiber versorgten rund 10,5 Millionen Netznutzer. "Bei ihnen würden die Netzentgelte um bis zu 25 Prozent sinken." Sie lägen damit meist unter und nur zum Teil noch leicht über dem Bundesdurchschnitt. Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr in solch einem Gebiet spare dadurch bis zu 120 Euro im Jahr. Entlastet würden vor allem Netzbetreiber in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Auch in Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und Niedersachsen komme es zu spürbaren Entlastungen.
Der deutlichen Entlastung der betroffenen Regionen stünden überschaubare zusätzliche Kosten für alle Stromverbraucher gegenüber, betonte die Behörde. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr würden laut Bundesnetzagentur zusätzliche Kosten von 8,40 Euro pro Jahr entstehen.
Die Behörde stellt ihren Vorschlag jetzt zur Diskussion. In einem mehrstufigen Verfahren erarbeitet sie dann die endgültige Regelung. Sie soll frühestens am 1. Januar 2025 in Kraft treten./tob/DP/jha
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