ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Rally hält an - Inflation nährt Zinshoffnung
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die November-Rally am deutschen Aktienmarkt
ist am Mittwoch weiter gegangen. Hoffnungen auf baldige
Zinssenkungen trieben den Dax auf den höchsten Stand
seit Anfang August. Der Leitindex passierte erstmals seit fast vier
Monaten die Marke von 16 200 Punkten. Über die Ziellinie ging er
1,09 Prozent höher bei 16 166,45 Zählern. Für den MDax
ging es um 1,18 Prozent auf 26 313,98 Punkte nach
oben.
Die Annahme, dass die Zinsen bald wieder sinken, verfestigt sich auf
beiden Seiten des Atlantiks. Zuerst war dies gestützt auf Aussagen
von Christopher Waller, einem Direktoriumsmitglied der US-Notenbank
Fed, der die Möglichkeit von Zinssenkungen in den kommenden Monaten
ins Spiel brachte. In Europa hatte dies dann damit zu tun, dass sich
die Inflation in Deutschland im November viel deutlicher als gedacht
abschwächte.
Laut den Experten der ING Bank kommt das Ziel der Europäischen
Zentralbank einer zweiprozentigen Inflation in Sichtweite. Näher
rückt auch das bisherige Rekordhoch des Dax. Dieses hatte das
deutsche Börsenbarometer Ende Juli bei knapp 16 529 Punkten
erreicht. Seine Kursgewinne seit dem Tief im Oktober hat er nun
schon auf fast elf Prozent gesteigert.
In Deutschland schwächte sich die Inflation im November auf 3,2
Prozent ab und erreichte so den niedrigsten Stand seit Juni 2021.
Anleger sehen sich daher in ihrer Annahme bestätigt, dass die
Europäische Zentralbank keine weitere Leitzinsabhebung mehr
vornehmen wird. "Ab Mitte nächsten Jahres sollten dann wieder
Leitzinssenkungen auf der Agenda stehen", schrieb am Mittwoch der
Chefstratege der Privatbank Merck Finck, Robert Greil.
Der Zinsoptimismus trieb den Immobiliensektor an. Vonovia
gewannen im Dax 2,4 Prozent und LEG
im MDax 2,7 Prozent. Aroundtown
hingegen gingen nach der Vorlage von Neunmonatszahlen
2,4 Prozent tiefer aus dem Handel. Der Gewerbeimmobilienspezialist
steckt wegen des schwachen Umfelds tief in den roten Zahlen.
An die Spitze der Sektorwertung setzten sich aber Autowerte. Der
US-Branchenriese General Motors will die Gunst der
Anleger mit einer deutlich höheren Dividende und einem
Aktienrückkauf zurückgewinnen. Im Fokus stand daneben ein
Analystenkommentar der US-Bank JPMorgan, die sich zu VW
vorsichtiger äußerte, zu BMW aber
positiver. Die BMW-Aktien stiegen daraufhin als Branchenbester um
3,1 Prozent. VW schüttelten mit einem Anstieg um 1,7 Prozent die
anfänglichen Verluste ab.
Analyst Gustav Froberg von der Privatbank Berenberg empfahl den Kauf
von Siltronic-Aktien . Der Kurs legte in einem guten
Umfeld für die Chipbranche um neun Prozent zu. Nach sechs
aufeinanderfolgenden Quartalen mit verlangsamtem Wachstum und einem
von geringerer Profitabilität geprägten Jahr 2023 dürfte sich das
Blatt wenden, glaubt der Experte.
Aktien von Borussia Dortmund gewannen nach einem
sportlichen Erfolge 5,6 Prozent. Der Bundesligaclub meisterte eine
Gruppe der Champions League, die als besonders schwer galt, mit
Bravour und erreichte vorzeitig das Achtelfinale.
Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 zog um ein
halbes Prozent an. Leichte Kursgewinne gab es auch an der Pariser
Börse, während der FTSE 100 in London etwas nachgab.
In New York traten die Indizes zuletzt mehr oder weniger auf der
Stelle. Auch dort wird gespannt auf frische Teuerungsdaten gewartet.
Am Donnerstag wird die Aufmerksamkeit dem von der Fed bevorzugten
Inflationsindikator PCE gelten.
Der Euro fiel nach dem Überschreiten am Vortag wieder
unter die Marke von 1,10 US-Dollar. Zuletzt wurden 1,0967 Dollar für
die Gemeinschaftswährung bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB)
setzte den Referenzkurs auf 1,0985 (Dienstag: 1,0949) US-Dollar
fest. Der Dollar kostete damit 0,9103 Euro.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,56 Prozent am Vortag auf
2,47 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,37
Prozent auf 124,81 Punkte. Der Bund-Future gewann
0,52 Prozent auf 132,62 Punkte./tih/he