Börse Frankfurt-News: Rekordmarken beim Goldpreis (Rohstoffe)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Im Handel mit Rohstoff-ETCs hat sich die Lage merklich beruhigt. Nach dem Beginn des Nahost-Kriegs war es kurzzeitig etwas turbulenter geworden. Aktuell steht vor allem Gold im Fokus, nachdem das Edelmetall in einigen Währungen auf neue Allzeithochs gestiegen ist.
8. November 2023. Die größten Gewinner der vergangenen Wochen kommen aus dem Segment der Edelmetalle. Gold und Silber konnten unter dem Strich deutlich zulegen, obwohl seit Anfang November Gewinnmitnahmen zu beobachten sind. "Die geopolitische Prämie hat dazu beigetragen, dass der Goldpreis auf US-Dollar-Basis auf den höchsten Stand seit Mai 2023 gestiegen ist", erklärt Mobeen Tahir von WisdomTree. Auch Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst der Commerzbank, verweist auf die Zuspitzung im Nahost-Konflikt und die dadurch ausgelöste Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen.
Auffällig sei zudem, dass anders als oftmals üblich der Dollar und die Anleiherenditen derzeit nicht die wichtigsten Treiber der Preisentwicklung sind. Trotz der zuletzt wieder gesunkenen Renditen hat Gold seinen Anstieg im November nicht weiter fortsetzen können. "Wie es aussieht, ist für den Goldpreis bei 2.000 Dollar die Luft vorerst raus", konstatiert Fritsch. Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC, sieht das etwas anders. Nach seiner Analyse gibt es gleich mehrere Vorboten dafür, dass Gold nach den Rekorden in Euro, Pfund und Yen auch auf Dollar-Basis ein neues Allzeithoch erreicht. "Dies käme einem echten Knalleffekt gleich".
Saisonalität spricht für Jahresendrallye
Der Charttechniker verweist unter anderem auf die "markante weiße Monatskerze" im Oktober, die zudem die Körper der vier vorangegangenen Börsenmonate umschließt. Damit liege hier ein vierfaches "bullish engulfing" und damit ein konstruktives Chartmuster aus der Candlestick-Analyse vor. Zusätzlichen Rückenwind liefert nach Ansicht von Scherer der Faktor "Saisonalität", da es im November/Dezember eines US-Vorwahljahres oftmals zu einer starken Kursentwicklung beim Goldpreis komme.
Bei einem insgesamt laut Leo Puschmann von Lang & Schwarz zuletzt "eher ruhigen" Rohstoff-Handel war bei den Edelmetallen vor allem Xetra Gold (DE000A0S9GB0) "viel gefragt". Der Bestand liegt mit aktuell 218 Tonnen Gold auf hohem Niveau, wenngleich es im Vergleich zum Vormonat etwas nach unten gegangen ist. Insgesamt hat sich nach einer aktuellen Marktanalyse von Crossflow Financial Advisors der seit Monaten zu beobachtende Trend zu Verkäufen im Segment der Gold-ETCs fortgesetzt. Mit dem iShares Physical Gold ETC (IE004ND3602) befindet sich bei den über den kompletten Gesamtmarkt gesehen sehr häufig gehandelten Produkte ein Gold-ETC sogar unter den Top 10-Papieren mit den größten Abflüssen.
Ölpreis hat Gewinne wieder abgegeben
Der Ölpreis hat in den vergangenen Wochen eine rasante Berg- und Talfahrt hingelegt. In den ersten zwei Wochen nach den verheerenden Angriffen der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober waren die Notierungen zunächst deutlich gestiegen. Mittlerweile notiert Rohöl aber sogar unter dem damaligen Niveau. Und das, obwohl Russland und Saudi-Arabien ihre freiwilligen Liefer-Beschränkungen bis zum Jahresende verlängert haben, was zu einer Angebotsverknappung führen soll. Nach Ansicht der Strategen bei der Deka hat vor allem das Ausbleiben einer weiteren Eskalation im Nahen Osten für etwas Beruhigung am Ölmarkt gesorgt.
Hinzu kamen in dieser Woche schwache Exportzahlen aus China, wodurch die Sorgen vor einer Verlangsamung der weltweiten Nachfrage weiter gestiegen sind. In den kommenden drei Monaten rechnen die Deka-Analysten mit kaum veränderten Notierungen. An der Börse Frankfurt hat sich der kurzzeitig deutlich belebte Handel bei Öl-Produkten laut Puschmann schnell wieder beruhigt. Gehandelt wurden vorrangig die dreifach gehebelten ETCs von WisdomTree auf WTI Crude Oil. Dabei waren die Anleger*innen sowohl auf der Long-Seite (IE00BMTM6B32) als auch auf der Short-Seite (IE00BMTM6C49) aktiv.
Kupfer mit Erholungschancen
Bei den Industriemetallen hat sich der Kupferpreis in den vergangenen zwei Wochen wieder etwas von seinen Tiefs lösen können. Insgesamt war der Trend im laufenden Jahr meist abwärts gerichtet. Thu Lan Nguyen von der Commerzbank hält diese Schwäche für nicht gerechtfertigt und erwartet daher eine Fortsetzung der Erholung in den kommenden Monaten: "Angesichts der Tatsache, dass Kupfer als Metall der Elektrifizierung eine wichtige Rolle bei der Energiewende zukommt, liegt es nahe, dass die Nachfrage konjunkturunabhängig gut unterstützt bleibt und mittel- bis langfristig einen deutlichen Anstieg sehen wird". Bei Lang & Schwarz wurden bei Kupfer ebenfalls gehebelte ETCs gehandelt, wie zum Beispiel der WisdomTree Copper 2x Daily Leveraged (JE00B2NFTF36999).
Von Thomas Koch, 8. November 2023 © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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