ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Anleger gehen vor Wochenende auf Nummer sicher
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am
Freitag wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Die Kursverluste im
Technologiesektor und in der Finanzbranche belasteten die Börsen.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone
verlor 1,48 Prozent auf 4136,12 Punkte und gab damit den bisherigen
Wochengewinn vollständig wieder her.
Michael Hewson vom Broker CMC Markets begründete die Kursverluste
mit der Vorsicht der Anleger vor einer Zuspitzung des Konflikts
zwischen Israel und der palästinensischen Hamas am Wochenende.
"Investoren scheinen die Haltung 'Safety First' einzunehmen", so der
Analyst. "Anleger nehmen vor dem Wochenende Reißaus", sagte auch
Analyst Timo Emden von Emden Research. In der kommenden Woche
dürften die geopolitischen Unsicherheiten die Investoren weiter
beschäftigen
Der französische Cac 40 sank am Freitag um 1,42
Prozent auf 7003,52 Zähler, während der britische FTSE 100
dank starker Rohstoffwerte um 0,59 Prozent auf
7599,60 Punkte weniger deutlich nachgab.
Europäische Bankaktien konnten von den starken
Quartalsberichte mehrerer großer US-Institute nicht profitieren.
"Aktuell ist das Bild völlig uneinheitlich und die Stimmung der
institutionellen Anleger mit Blick auf die Großbanken wankelmütig,
denn die Gemengelage ist komplex", merkte Aktienstratege Marc Decker
von der Quintet Private Bank an. Nach den starken Gewinnen des
europäischen Bankensektors rückten die Risiken wieder ins
Bewusstsein. "Nun könnte die Risikovorsorge nach Jahren der
Auflösungen oder allenfalls moderater Zunahme für einige Adressen
wieder ein zentraleres Thema werden. Zugleich setzt ein zunehmend
scharfer Wettbewerb um Kundeneinlagen ein, was das Zinsergebnis
belastet."
Auffallend schwach waren BNP Paribas und Societe
Generale , die um jeweils rund drei Prozent absackten.
Analystin Flora Bocahut vom Analysehaus Jefferies rechnet mit einem
trüben dritten Quartal für die französischen Banken. Sie erwartet,
dass die Erträge aus dem heimischen Privatkundengeschäft unter Druck
bleiben. Außerdem sollte sich eine geringe Schwankungsfreude an den
Finanzmärkten negativ auf die Handelserträge ausgewirkt haben.
Auch Versicherer lagen im Minus. Ausnahme war hier
Swiss Re mit 0,7 Prozent Gewinn. Die Privatbank
Berenberg hatte den Wert von "Hold" auf "Buy" hochgestuft.
Angesichts einer schwachen Kursentwicklung sei die Aktie reif für
eine Gegenbewegung, schrieb Analyst Tryfonas Spyrou.
Im Gesundheitssektor verdüsterte dagegen eine
pessimistische Prognose von Sartorius die Stimmung.
Der Pharma- und Laborausrüster blickt nach seinen vorläufigen
Quartalszahlen pessimistischer auf das laufende Jahr. Noch stärker
als die Sartorius-Aktie fielen die Anteile der Tochter Sartorius
Stedim Biotech , die an der Pariser Börse um 16,7
Prozent einbrachen.
Die Aktien von Novo Nordisk stiegen dagegen um knapp
ein Prozent auf ein Rekordhoch. Der dänische Pharmahersteller hat
sich dank seines Blockbuster-Medikaments Ozempic höhere
Geschäftsziele für das laufende Jahr gesetzt.
Ölwerte bauten dagegen ihre Vortagesgewinne aus. "Der
Ölpreis dürfte nach den jüngsten Entwicklungen im Nahost-Konflikt
und angesichts der weiterhin robusten Entwicklung der US-Wirtschaft
eher Spielraum nach oben haben", so die Rohstoffanalysten der
Commerzbank./bek/he