ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax bricht nach US-Inflationsdaten Erholung ab
FRANKFURT (dpa-AFX) - Neue Inflationsdaten aus den USA haben am
Donnerstag der Erholung im Dax ein Ende gesetzt. Der
deutsche Leitindex schloss am Abend 0,23 Prozent tiefer bei 15
425,03 Punkten. Zuvor hatte er den vergangenen beiden Handelstagen
dank Hoffnungen auf ein Ende im Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank
noch mehr als zwei Prozent gewonnen. Doch mit den aktuellen Daten
sehen einige Marktbeobachter das Thema einer weiteren Zinsanhebung
in diesem Jahr durch die Fed wieder auf dem Tisch.
So hatten in den Vereinigten Staaten die Verbraucherpreise im
September etwas stärker als erwartet angezogen, während die von
Experten für aussagekräftiger gehaltene Kerninflation
erwartungsgemäß gestiegen war. Die US-Inflation erweise sich als
hartnäckiger als gedacht, kommentierte Ulrich Wortberg von der
Landesbank Helaba. "Vor diesem Hintergrund dürften die
Zinserwartungen nicht kleiner werden." Auch die Entwicklung der
Kernteuerung könne die Fed kaum zufriedenstellen.
Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen konnte
sich am Donnerstag dem negativen Sog im Handelsverlauf nicht
entziehen und ging mit einem Abschlag von 0,67 Prozent auf 25 290,96
Zähler aus dem Handel.
Ein größerer Kursrutsch blieb hierzulande aber aus. Marktbeobachter
Stephen Innes von SPI Asset Management begründete dies damit, dass
die aktuelle Diskussion in den Reihen der US-Notenbank sich weniger
um die tatsächliche Höhe der Zinsen drehe, sondern "wie lange sie
das derzeitige Zinsprofil beibehalten werden".
Auf Unternehmensseite wurden am deutschen Aktienmarkt Übernahmepläne
von Stabilus und Kontron in den USA
positiv aufgenommen - trotz gegensätzlicher Einschätzungen von
Fachleuten. Stabilus-Papiere beschlossen den Handelstag mit einem
Anstieg um 7,7 Prozent an der MDax-Spitze, im Verlauf waren sie auf
den höchsten Stand seit fast vier Monaten gestiegen. Der
Autozulieferer will das US-Unternehmen Destaco kaufen, einen
Spezialisten für Industrieautomation. Weil dafür keine
Kapitalerhöhung nötig wird und der Zukauf von Beginn an positiv zum
operativen Ergebnis beitragen soll, zeigten sich Branchenexperten
angetan. Auch verbessere Stabilus seine Wachstumsaussichten, sagte
Warburg-Experte Marc-René Tonn.
Dagegen ist die Übernahme von Bsquare durch Kontron
nach Ansicht von Börsianern zwar nur klein, aber erklärungsbedürftig
angesichts der andauernden Verluste des US-Softwarespezialisten. Die
Aktien des österreichischen Technologieunternehmens legten im SDax
dennoch um 3,2 Prozent zu.
An der Dax-Spitze setzten die Rheinmetall -Anteile
ihre jüngste Erholung weiter fort und legten um 2,7 Prozent zu. Im
Zuge des neu entzündeten Nahost-Konflikts sind die zuvor schwächer
gelaufenen Rüstungstitel wieder gefragt. In der vergangenen Woche
war der Rheinmetall-Kurs noch auf den tiefsten Stand seit Februar
gefallen, seitdem haben die Papiere fast ein Fünftel an Wert
gewonnen.
In den hinteren Börsenreihen konnten Südzucker
-Papiere ihren Tagesgewinn von zeitweise mehr als
sechs Prozent nach einer angehobenen Ergebnisprognose nicht bis zum
Schlussgong verteidigen. Einige Anleger machten offenbar Kasse und
die Papiere gingen mit einem Abschlag von eineinhalb Prozent in den
Feierabend. Weniger ins Gewicht fiel die vorsichtigere
Umsatzprognose des Zuckerproduzenten.
Der Eurozonen-Leitindex Eurostoxx 50 endete nur knapp
unter seinem Vortagesschluss mit minus 0,06 Prozent bei 4198,23
Punkten. Der französische Cac 40 verlor 0,37 Prozent
auf 7104,53 Punkte. Der britische FTSE 100 hielt sich
dagegen dank Kursgewinnen der Ölschwergewichten BP
und Shell besser und legte um 0,32 Prozent auf
7644,78 Punkte zu. In New York gab der Dow Jones Industrial
zum Börsenschluss in Europa moderat nach.
Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite von 2,72 Prozent
am Vortag auf 2,74 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel
um 0,05 Prozent auf 123,57 Punkte. Der Bund-Future
sank um 0,59 Prozent auf 129,10 Punkte.
Der Euro geriet durch die US-Daten stark unter Druck
und sank wieder unter 1,06 US-Dollar. Zuletzt kostete er 1,0550
Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs
zuvor auf 1,0619 (Mittwoch: 1,0604) US-Dollar festgelegt. Der Dollar
hatte damit 0,9417 (0,9430) Euro gekostet./tav/he