FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat zur Wochenmitte das
Tempo seiner jüngsten Talfahrt gedrosselt. Nach Verlusten von knapp
zwei Prozent allein in den vergangenen beiden Handelstagen schloss
der deutsche Leitindex am Mittwochabend 0,25 Prozent niedriger bei
15 217,45 Punkten. Es bleibt das tiefste Niveau seit Ende März.
Die Sorgen um noch länger hohe Zinsen und deren Auswirkungen auf die
Wirtschaft hatten den Investoren in den vergangenen Tagen sämtliche
Kauflaune ausgetrieben. Dagegen war der Handel zur Wochenmitte in
recht ruhigen Bahnen verlaufen. "Die Marktteilnehmer bleiben in
einer abwartenden Haltung", sagte Börsenbeobachter Andreas Lipkow.
Auch der MDax der mittelgroßen Werte baute seine
Verluste auf dem tags zuvor erreichten tiefsten Niveau seit Anfang
Januar kaum noch weiter aus - er ging mit minus 0,18 Prozent bei 25
628,75 Zählern aus dem Handel.
Auf europäischer Bühne konnte sich der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx
50 nach den jüngsten Verlusten zumindest
stabilisieren, er legte um 0,06 Prozent auf 4131,68 Punkte zu. Der
französische Cac 40 verlor 0,03 Prozent auf 7071,79
Punkte. Beim britischen FTSE 100 stand ein Abschlag
von 0,43 Prozent auf 7593,22 Zähler zu Buche. In New York sank der
Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsschluss
um 0,4 Prozent.
Angesichts der schleppenden Erholung in China, der Aussicht auf eine
Rezession in Europa und der weiterhin restriktiven Notenbankpolitik
in den USA scheine es den Anlegern schwer zu fallen, Positives zu
sehen, kommentierte Craig Erlam vom Broker Oanda.
Immerhin etwas Hoffnung machten zuletzt Signale aus den Vereinigten
Staaten, wo eine vom Senat im Haushaltsstreit vorgeschlagene
Kompromisslösung womöglich den an diesem Wochenende drohenden
"Shutdown" der Bundesbehörden abwenden könnte. Damit wären die
Börsen einen weiteren aktuellen Belastungsfaktor los. Ob dieser
Kompromiss allerdings auch das Repräsentantenhaus passiert, ist
fraglich.
Hierzulande zogen an der Dax-Spitze die Anteilscheine des
Industriekonzerns Siemens um 3,3 Prozent an. "Keine
Nachrichten sind gute Nachrichten", so fasste JPMorgan-Analyst
Andrew Wilson seinen letzten Unternehmenskontakt vor dem
Quartalsbericht zusammen. Es gebe keine veränderten Signale, nicht
zu dem Geschäft, nicht zu den Branchentrends und auch nicht zu den
Aussichten. Dies hält Wilson gerade angesichts der jüngsten
Kursverluste für eine durchaus wichtige Nachricht.
Auch eine Kurszielsenkung durch das Analysehaus Jefferies für die
Siemens-Aktie tat den aktuellen Kursgewinnen keinen Abbruch, denn
Experte Simon Toennessen sieht für das Papier mit 178 Euro weiter
deutlich Luft nach oben.
Die Aktien von Kion hatten im MDax mit einem Plus von
fast vier Prozent die Nase vorn. Der Analyst Sven Weier von der Bank
UBS hält bei dem Staplerkonzern die erste Phase der Wende zum
Positiven für anscheinend fast abgeschlossen. Im nächsten Schritt
müsse die Auftragsdynamik anziehen, gerade im Geschäft mit
automatisierten Lagersystemen.
Im Nebenwerteindex SDax schnellten die Papiere von
KWS Saat um knapp fünfeinhalb Prozent nach oben.
Wegen guter Geschäfte in allen Segmenten übertraf der
Saatguthersteller die Erwartungen für das abgelaufene Geschäftsjahr.
Auch der Ausblick überraschte positiv.
Nach dem Bekanntwerden eines weiteren Aktienrückkaufprogramms im
Wert von bis zu 70 Millionen Euro beendeten die Anteile am
Technologiekonzern Kontron den Tag mit einem Plus von
fast drei Prozent, kurzfristig hatten die Papiere im Handelsverlauf
auch die exponentielle 200-Tages-Linie für den langfristigen Trend
zurückerobert.
Der Euro blieb angeschlagen und wurde zuletzt mit
1,0505 US-Dollar nahe dem zuvor erreichten Tief seit Januar
gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs
am Nachmittag auf 1,0536 (Dienstag: 1,0605) Dollar festgesetzt. Der
Dollar hatte damit 0,9491 (0,9429) Euro gekostet.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,82 Prozent am Vortag auf
2,80 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,07
Prozent auf 122,71 Punkte. Der Bund-Future verlor
0,26 Prozent auf 128,45 Zähler./tav/he