ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Dax bleibt wegen Zinssorgen im Abwärtssog
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax hat am Dienstag an
seine Vortagesverluste angeknüpft und erneut deutlich nachgegeben.
Eine toxische Mischung aus Inflations- und Zinssorgen lastet weiter
auf dem Markt. Craig Erlam vom Broker Oanda sprach von einer "Phase
der Unsicherheit". Der deutsche Leitindex schloss am Abend mit 0,97
Prozent im Minus bei 15 255,87 Punkten, nachdem er im Tagesverlauf
erneut auf den tiefsten Stand seit Ende März gefallen war. Verstärkt
wurde der Abwärtsdruck ab dem Nachmittag von der ebenfalls schwachen
Wall Street, die mit enttäuschenden Konjunkturdaten und einer
drohenden Haushaltssperre kämpfte.
Noch deutlicher bergab ging es hierzulande für den MDax
mit minus 1,74 Prozent auf 25 676,18 Zähler.
Zwischenzeitig war es für den Index der mittelgroßen Werte sogar bis
auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar gegangen.
In den vergangenen beiden Wochen hatte zahlreiche Notenbanken,
darunter die Fed und die Europäische Zentralbank (EZB), die Sorge
vor noch länger hohen Zinsen geschürt, "was nicht gerade Vertrauen
in die Wachstumsentwicklung ihrer Volkswirtschaften weckt", schrieb
Marktbeobachter Erlam. In dieses Bild passten die am Dienstag
veröffentlichten Konjunkturdaten aus den USA, wo sich unter anderem
das Verbrauchervertrauen im September überraschend stark eingetrübt
hatte und negative Signale vom US-Häusermarkt kamen.
Durch die Zurückhaltung vieler Anleger hat sich hierzulande
inzwischen auch das Chartbild im Dax deutlich verschlechtert: mit
dem Bruch der Unterstützungen der vergangenen Monate und dem Rutsch
unter die viel beachteten 200-Tage-Durchschnittslinien, welche die
langfristigen Trends beschreiben.
Der bisherige Jahresgewinn im deutschen Leitindex beträgt zwar immer
noch knapp zehn Prozent. Doch mit dem aktuellen Fall des
Börsenbarometers unter sein Tagestief vom Wochenstart richten sich
die Blicke laut den Charttechnikern der schweizerischen Bank UBS nun
mittlerweile auf die psychologisch wichtige Marke von 15 000
Punkten. "Finden die heimischen Blue Chips auf diesem Niveau keine
Unterstützung, müsste eine Fortsetzung der Korrektur in Richtung des
März-Hochs aus dem Vorjahr bei 14 925 (Zählern) einkalkuliert
werden"
Auf Unternehmensseite gaben am zweiten Handelstag der Woche
Immobilienwerte im Einklang mit dem europaweit schwachen Trend
deutlich nach - die voraussichtlich noch länger hohen Zinsen lasten
auf dem stark kreditfinanzierten Sektor.
Auch die seit Mitte August kräftig gestiegenen Vonovia
-Anteile geraten mittlerweile in diesen Sog, sie
verloren einen Tag nach dem Wohnungsbaugipfel der Bundesregierung am
Dax-Ende mehr als fünf Prozent. Bei den übrigen Branchenvertretern
in den hinteren Börsenreihen fielen die Kursverluste teils noch viel
höher aus, für TAG Immobilien etwa ging es am MDax
-Ende um fast acht Prozent abwärts.
Auch die konjunktursensiblen Autowerte blieben unter Druck, mit den
höchsten Verlusten von dreieinhalb Prozent für die Porsche-Holding,
gefolgt von Volkswagen mit minus 2,7 Prozent und
Mercedes Benz mit 1,4 Prozent Abschlag.
Aktien des Reifenherstellers und Automobilzulieferers Continental
, die tags zuvor auf das tiefste Niveau seit Anfang
Juni gerutscht waren, gewannen hingegen 0,4 Prozent. Zeitweise
hatten sie um mehr als vier Prozent zugelegt. Auftrieb gab
Börsianern zufolge die Frage-und-Antwort-Runde auf einer
Investorenkonferenz der Bank of America. Hier habe das Unternehmen
einen optimistischen Eindruck gemacht, insbesondere was Preistrends
angehe.
Aktien des Online-Modehändlers Zalando gaben um 2,6
Prozent nach. Börsianer zogen negative Rückschlüsse aus aktuellen
Zahlen des britischen Onlinehändlers Asos . Andrew
Wade vom Analysehaus Jefferies sprach von einer enttäuschenden
Umsatz-, Margen- und Barmittelentwicklung, mit der ein schwieriges
Geschäftsjahr ausgeklungen sei.
Der Biokraftstoffhersteller Verbio enttäuschte mit
seinem Gewinnausblick, nach Verlusten im Handelsverlauf von bis zu
14 Prozent standen zur Schlussglocke noch gut fünf Prozent Minus zu
Buche. Das Unternehmen leidet unter hohen Energie- und
Rohstoffkosten sowie den gesunkenen Absatzpreisen.
Im SDax schnellten die Papiere von Eckert & Ziegler
an der Indexspitze um mehr als acht Prozent in die
Höhe. Der Strahlen- und Medizintechnikkonzern sicherte sich einen
Großauftrag aus den USA. Dabei geht es um die Lieferung von
trägerfreiem Lutetium-177 an die US-Firma Point Biopharma.
Aktien von Amadeus Fire legten um fast siebeneinhalb
Prozent zu. Der Personaldienstleister will bis zu fünf Prozent des
derzeitigen Grundkapitals zurückkaufen.
Auf europäischer Bühne verlor der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50
0,97 Prozent auf 4129,18 Punkte. Für den
französischen Cac 40 ging es um 0,70 Prozent auf
7074,02 Punkte nach unten. Der britische FTSE 100 kam
mit plus 0,02 Prozent auf 7625,72 Punkten letztlich kaum von der
Stelle. In New York sank der Dow Jones Industrial zum
europäischen Handelsschluss um rund 0,9 Prozent.
Der Euro gab zuletzt wieder nach und wurde bei 1,0571
Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den
Referenzkurs am Nachmittag noch auf 1,0605 US-Dollar festgesetzt.
Zum Wochenstart war die Gemeinschaftswährung erstmals seit einem
halben Jahr unter 1,06 Dollar gefallen.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,79 Prozent am Vortag auf
2,77 Prozent am Dienstag. Der Rentenindex Rex gab um
0,06 Prozent auf 122,62 Punkte nach. Der Bund-Future
notierte zuletzt 0,02 Prozent höher bei 128,87 Zählern./tav/he