ROUNDUP/Aktien New York Schluss: US-Geldpolitik belastet Kurse weiter
NEW YORK (dpa-AFX) - Die wohl noch länger hohen US-Leitzinsen lasten
weiter wie ein Mühlstein auf den New Yorker Aktienkursen. "Die
Börsen beginnen zu realisieren, was wir schon lange prognostizieren:
Es wird so bald keine Zinssenkungen in den USA geben", resümierte
der Börsenbrief "Fuchskapital" am Donnerstag die gestrige
Kernbotschaft der US-Notenbank Fed.
Der vortags nur moderat schwächelnde Dow Jones Industrial
ging 1,08 Prozent tiefer mit 34 070,42 Punkten aus
dem Handel. Damit beschleunigte der Leitindex seinen Abwärtstrend
und markierte den tiefsten Stand seit fast vier Wochen. Der
marktbreite S&P 500 fiel um 1,64 Prozent auf 4330,00
Punkte. Für den besonders zinssensiblen, technologielastigen Nasdaq
100 ging es um 1,84 Prozent auf 14 694,24 Zähler
bergab.
Die Fed hatte am Mittwoch zwar wie weithin erwartet ihren Leitzins
beibehalten. Ihre Prognosen deuten allerdings auf eine womöglich
weitere Zinsanhebung noch in diesem Jahr hin, wobei die Notenbanker
nun für 2023 ein höheres Wachstum der heimischen Wirtschaft
voraussagen als vor wenigen Monaten. Zudem scheint jetzt klar, dass
die Zinsen noch länger als bisher erwartet hoch bleiben dürften: Für
das kommende Jahr erwarten die Währungshüter weniger Zinssenkungen
als bisher.
Aktuelle Konjunkturdaten fielen insgesamt eher schwach aus und
dürften zumindest nicht den Druck auf die Währungshüter verstärken,
die Zinsen nochmals anzuheben. Ein überraschender Rückgang der
wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe untermauerte den
weiter robusten Arbeitsmarkt. Dagegen verschlechterte sich das vom
Philly-Fed-Index erfasste Geschäftsklima in der US-Region
Philadelphia im September überraschend deutlich. Zudem gingen die
Bestandsverkäufe von Häusern im August unerwartet zurück.
Unternehmensseitig standen die Übernahmepläne des
Netzwerk-Spezialisten Cisco für den Datenspezialisten
Splunk im Fokus. Dafür will Cisco voraussichtlich 28
Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen, was einen Preis von 157
Dollar je Splunk-Aktie beinhaltet. Eine entsprechende Vereinbarung
haben die beiden Unternehmen nach eigener Aussage bereits
unterzeichnet. Während die Splunk-Papiere um knapp 21 Prozent auf
144,43 Dollar anzogen, büßten die von Cisco am Dow-Ende 3,9 Prozent
ein.
Die Anteilseigner von Broadcom mussten einen
Kursrückgang von 2,7 Prozent verkraften. Laut der
Wirtschaftspublikation "The Information" erwägt Google-Mutter
Alphabet , den Softwarekonzern als Lieferanten von
KI-Chips (Künstliche Intelligenz) fallen zu lassen. Um Kosten zu
sparen, würde Google die Chips dann unter dem eigenen Dach designen.
Die Alphabet-Aktien verloren 2,5 Prozent. Google stehe als Kunde
fast für den gesamten Broadcom-Umsatz in diesem Bereich, dessen
technische Anforderungen allerdings hoch seien, konstatierte
Bernstein-Analyst Stacy Rasgon. Die Frage sei indes, ob es hier um
wirkliche Risiken oder um eine Verhandlungsstrategie von Google
gehe.
Gemischte Gefühle dürfte die Kursentwicklung zweier Börsenneulinge
bei ihren Aktionären auslösen. Die Anteilsscheine des Chipdesigners
Arm , der vor einer Woche ein fulminantes Debüt an der
Nasdaq gefeiert hatte, sind seitdem auf dem Rückzug. Mit Verlusten
von zuletzt 1,4 Prozent notierten sie nur noch knapp über ihrem
Ausgabepreis von 51 Dollar. Ähnlich sah es beim
Einkaufs-Lieferdienst Instacart aus, der sich an
seinem dritten Handelstag nur dank Gewinnen von 1,8 Prozent minimal
über dem Ausgabepreis von 30 Dollar behaupten konnte.
Microsoft zählte derweil mit plus 0,4 Prozent zu den
besten Werten im Dow. Der Softwareriese wird von kommender Woche an
seinen KI-Assistenten Copilot in das Betriebssystem Windows bringen.
Fedex-Aktien verteuerten sich um 4,5 Prozent. Der
Logistikkonzern hatte am Mittwoch nach Börsenschluss seine
Quartalszahlen präsentiert, der Gewinn war dabei höher ausgefallen
als erwartet.
Der Euro konnte sich nach anfangs weiteren Verlusten
stabilisieren und kostete zuletzt 1,0658 Dollar. Die Europäische
Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0635 Dollar
festgesetzt und der Dollar damit 0,9402 Euro gekostet.
Am Markt für US-Staatsanleihen notierte die Rendite von Papieren mit
einer Laufzeit von zehn Jahren mit 4,49 Prozent auf einem
16-Jahres-Hoch. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen
(T-Note-Future) fiel im Gegenzug um 0,77 Prozent auf 108,38
Punkte./gl/nas