Aktien New York: Fed-Aussagen drücken weiter auf die Stimmung
NEW YORK (dpa-AFX) - Die wohl noch längere Zeit hohen US-Leitzinsen
belasten den New Yorker Aktienmarkt weiter. Zuletzt konnten die
wichtigsten Indizes ihre Verluste aber etwas eindämmen. Der
Leitindex Dow Jones Industrial sank noch um 0,48
Prozent auf 34 276,70 Punkte, während der marktbreite S&P 500
um 0,96 Prozent auf 4359,84 Punkte zurückfiel. Für
den besonders zinssensiblen, technologielastigen Nasdaq 100
ging es um 1,09 Prozent auf 14 806,23 Zähler bergab.
Im Gegenzug markierte die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen einen
neuen Höchststand seit der Weltfinanzkrise im Jahr 2007.
Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch zwar wie weithin erwartet
ihren Leitzins beibehalten. Ihre Prognosen deuten allerdings auf
eine womöglich weitere Zinsanhebung noch in diesem Jahr hin, wobei
die Notenbanker nun für 2023 ein höheres Wachstum der heimischen
Wirtschaft voraussagen als vor wenigen Monaten. Zudem scheint jetzt
klar, dass die Zinsen noch länger als bisher erwartet hoch bleiben
dürften: Für das kommende Jahr erwarten die Währungshüter weniger
Zinssenkungen als bisher.
Raphael Olszyna-Marzysvon der Privatbank J. Safra Sarasin schrieb,
er habe als wichtigste Botschaft von der Fed-Sitzung mitgenommen,
"dass ihre Politik straff bleiben wird, bis etwas Schlimmes die
Notenbank zu einer Zinssenkung veranlasst" - wie etwa sehr schwache
Wirtschaftsdaten. Der Markt habe zwar mit einer straffen
Herangehensweise der Fed gerechnet, erläuterte ein Börsenexperte,
"aber es ist das Ausmaß der restriktiven Haltung, das überrascht".
Die Märkte müssten diesen Kurs nun zunächst einpreisen.
Aktuelle Konjunkturdaten fielen insgesamt eher schwach aus und
dürften zumindest nicht den Druck auf die Fed verstärken, die Zinsen
nochmals anzuheben. Ein überraschender Rückgang der wöchentlichen
Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe untermauerte den weiter robusten
Arbeitsmarkt. Dagegen verschlechterte sich das vom Philly-Fed-Index
erfasste Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia im September
überraschend deutlich. Zudem gingen die Bestandsverkäufe von Häusern
im August unerwartet zurück.
Unternehmensseitig standen die Übernahmepläne des
Netzwerk-Spezialisten Cisco für den Datenspezialisten
Splunk im Fokus. Dafür will Cisco voraussichtlich 28
Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen, was einen Preis von 157
Dollar je Splunk-Aktie beinhaltet. Eine entsprechende Vereinbarung
haben die beiden Unternehmen nach eigener Aussage bereits
unterzeichnet. Während die Splunk-Papiere um gut 21 Prozent auf fast
145 Dollar anzogen, büßten die von Cisco 4,1 Prozent ein.
Die Anteilseigner von Broadcom mussten einen
Kursrückgang um 1,8 Prozent verkraften. Laut der
Wirtschaftspublikation "The Information" erwägt Google-Mutter
Alphabet , den Softwarekonzern als Lieferanten von
KI-Chips (Künstliche Intelligenz) fallen zu lassen. Um Kosten zu
sparen, würde Google die Chips dann unter dem eigenen Dach designen.
Die Alphabet-Aktien verloren 1,7 Prozent. Google stehe als Kunde
fast für den gesamten Broadcom-Umsatz in diesem Bereich, dessen
technische Anforderungen allerdings hoch seien, konstatierte
Bernstein-Analyst Stacy Rasgon. Die Frage sei indes, ob es hier um
wirkliche Risiken oder um eine Verhandlungsstrategie von Google
gehe.
Gemischte Gefühle dürfte die aktuelle Kursentwicklung zweier
Börsenneulinge bei ihren Aktionären auslösen. Die Anteilsscheine des
Chipdesigners Arm , der vor einer Woche ein
fulminantes Debüt an der Nasdaq gefeiert hatte, sind seitdem auf dem
Rückzug. Mit Verlusten von nahezu drei Prozent notierten sie nur
noch knapp über ihrem Ausgabepreis von 51 Dollar. Ähnlich sah es
beim Einkaufs-Lieferdienst Instacart aus, der sich an
seinem dritten Handelstag nur dank Gewinnen von 0,8 Prozent ein
wenig über dem Ausgabepreis von 30 Dollar behaupten konnte.
Microsoft zählte derweil mit plus 0,4 Prozent zu den
besten Werten im Dow. Der Softwareriese wird von kommender Woche an
seinen KI-Assistenten Copilot in das Betriebssystem Windows bringen.
Fedex-Aktien verteuerten sich um 5,2 Prozent. Der
Logistikkonzern hatte am Mittwoch nach Börsenschluss seine
Quartalszahlen präsentiert, der Gewinn war dabei höher ausgefallen
als erwartet./gl/nas