ROUNDUP/Aktien New York Schluss: Fed-Zinsprognosen drücken Kurse ins Minus
NEW YORK (dpa-AFX) - Die New Yorker Börsen haben am Mittwoch
letztlich klar negativ auf Aussagen der US-Notenbank Fed reagiert.
Am besten hielt sich noch der Leitindex Dow Jones Industrial
, der lediglich um 0,22 Prozent auf 34 440,88 Punkte
ins Minus rutschte. Der marktbreite S&P 500 büßte
derweil 0,94 Prozent auf 4402,20 Punkte ein. Der schon zuvor
schwächelnde technologielastige Nasdaq 100 sackte gar
um 1,46 Prozent auf 14 969,92 Punkten ab. Technologiewerte gelten
als besonders zinssensibel.
Die amerikanischen Währungshüter beließen zwar wie weithin erwartet
den Leitzins unverändert. Ihre neuen Prognosen deuten allerdings
darauf hin, dass in diesem Jahr noch eine weitere Zinserhöhung
anstehen könnte und die Zinsen auch im kommenden Jahr höher sein
könnten als zuvor angenommen. Für 2024 erwartet die Fed weniger
Zinssenkungen als bisher. Anstatt vier Reduzierungen des Leitzinses
werden jetzt zwei Senkungen prognostiziert. Gleichzeitig rechnet sie
für 2023 nun mit einem deutlich höheren Wirtschaftswachstum als noch
vor drei Monaten.
Die große Enttäuschung für die Börsen seien sicherlich die
Zinsprognosen für das kommende Jahr, kommentierte Thomas Altmann,
Leiter des Portfoliomanagements bei der Investmentboutique QC
Partners. Derweil zweifelt Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP
Bank an den Konjunkturannahmen der US-Währungshüter: "Die Fed
zeichnet ein Optimalbild. Die Inflationsraten werden fallen,
gleichzeitig bleibt die Wirtschaft auf Kurs und die Fed kann
trotzdem die Zinsen senken. Das erinnert an ein ökonomisches
Schlaraffenland. So wird es nicht kommen. Im kommenden Jahr dürfte
sich die US-Wirtschaft merklich abkühlen." Ähnlich äußerte sich
Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner, der weiterhin Anfang 2024
eine Rezession befürchtet.
Bei den US-Unternehmen stach am Mittwoch der Parfüm- und
Kosmetikkonzern Coty mit einem Kurssprung von 4,5
Prozent heraus. Die auch seit Jahresbeginn schon stark gelaufenen
Aktien profitierten von einem angehobenen Umsatzausblick.
Das Online-Portal Pinterest erhielt nach seinem
Investorentag großes Lob von Experten. Die langfristigen Ziele des
Konzerns erschienen erreichbar, hieß es. Daraufhin verteuerten sich
die Aktien um 3,1 Prozent.
Zu den größten Gewinnern im Dow zählte der Computer- und
Softwarekonzern IBM mit einem Kursanstieg um 2,3
Prozent. Die Aktien knüpften damit an ihre Vortags begonnene
Erholung an und erreichten den höchsten Stand seit Dezember, nachdem
die kanadische Bank RBC die Beobachtung mit einem "Outperform"-Votum
wieder aufgenommen hatte. Das Softwaregeschäft des Unternehmens
werde missverstanden und nicht angemessen bewertet, schrieb Analyst
Matthew Swanson.
Dagegen büßten die Anteilsscheine von Intel am
Indexende weitere 4,5 Prozent ein. Analysten bescheinigten dem
Chipkonzern anlässlich seiner Innovations-Konferenz zwar moderate
Fortschritte. Doch wie schon seit Tagen nutzten Anleger das hohe
Kursniveau für Gewinnmitnahmen. Vergangene Woche hatten die Aktien
den höchsten Stand seit Juli 2022 erreicht, und seit Jahresbeginn
steht immer noch ein Wertzuwachs von rund einem Drittel zu Buche.
Auch die Papiere des Technologieriesen Apple zollten
mit minus zwei Prozent ihrem 2023 bislang guten Lauf etwas Tribut.
Zudem schrieb UBS-Analyst David Vogt, dass die ersten Daten zum
neuen iPhone 15 auf eine im Vergleich zum Vorjahr niedrigere
anfängliche Nachfrage nach der High-End-Variante hindeuteten.
Die Instacart-Papiere sackten einen Tag nach dem
Sprung des Einkaufs-Lieferdienstes auf das Börsenparkett um 10,7
Prozent auf 30,10 US-Dollar ab. Damit blieben sie am Ende nur
minimal über dem Ausgabepreis von 30 Dollar, nachdem sie bereits am
Dienstag nur einen Teil ihrer fulminanten Gewinne ins Ziel gerettet
hatten.
Ähnlich erging es den Aktien des Chipdesigners Arm ,
der in der Vorwoche einen fulminanten Börsengang an der Nasdaq
hingelegt hatte: Sie gaben um weitere 4,1 Prozent auf 51,91 Dollar
nach und notieren damit inzwischen auch nahe ihrem Ausgabepreis von
51 Dollar.
Dem Lebensmittelkonzern General Mills gaben etwas
besser als erwartet ausgefallene Zahlen für das erste
Geschäftsquartal und bestätigte Ziele keine Impulse: Die Titel
traten auf der Stelle.
Der Euro geriet nach den Fed-Aussagen deutlich unter
Druck und sackte zuletzt auf 1,0661 Dollar ab. Die Europäische
Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,0702 Dollar
festgesetzt und der Dollar hatte damit 0,9344 Euro gekostet.
US-Staatsanleihen drehten ebenfalls in die Verlustzone: Der
Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) sank um 0,20
Prozent auf 108,91 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Anleihen
stieg im Gegenzug auf 4,40 Prozent und erreichte damit den höchsten
Stand seit den Zeiten der Weltfinanzkrise./gl/jha/