Aktien Europa: Weitere Gewinne - H&M enttäuscht mit Umsatzzahlen
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Freitag ihre
Erholung fortgesetzt. Die erneute Zinserhöhung der Europäischen
Zentralbank (EZB) war am Donnerstag positiv aufgenommen worden. Denn
gleichzeitig hatten die Währungshüter signalisiert, die im Sommer
2022 begonnene geldpolitische Straffung zur Bekämpfung der Inflation
könnte damit beendet sein.
Um die Mittagszeit gewann der EuroStoxx 50 0,91
Prozent auf 4318,58 Punkte. Damit zeichnet sich für den Leitindex
der Eurozone ein Wochenplus von 1,9 Prozent ab. Der französische Cac
40 stieg am Freitag um 1,43 Prozent auf 7412,88
Punkte. Der britische FTSE 100 , der sich zuletzt
meist besser als die anderen Indizes entwickelt hatte, hinkte
diesmal mit einem Plus von 0,62 Prozent auf 7720,83 Zähler
hinterher.
Im europäischen Branchentableau gab es vor dem
Wochenende fast nur Gewinner. Am stärksten legte der 1,8 Prozent
festere Index der Hersteller von persönlichen und
Haushalts-Gebrauchsgütern zu. Ihm half die deutliche
Kurserholung der schwer gewichteten Luxusgüterkonzerne. Die Aktien
von LVMH, Kering, Hermes und Richemont verteuerten sich dank
überwiegend positiver chinesischer Konjunkturdaten um bis zu 3,6
Prozent. Das nach Bevölkerung und Wirtschaftskraft zweitgrößte Land
der Erde ist ein wichtiger Absatzmarkt für Luxusartikel.
Weiter stark präsentierte sich der konjunkturabhängige
Rohstofftitel-Index mit plus 1,3 Prozent.
Dagegen konnte der Technologiewerte-Index nicht an
seine Vortagserholung anknüpfen und verlor 0,3 Prozent. Seit
Jahresbeginn zählt er mit rund 16 Prozent plus immer noch zu den
größten Gewinnern. Zudem fehlte ihm etwas der Schub von der
US-Technologiebörse Nasdaq. Deren Indizes hatten am Donnerstag trotz
des fulminanten Börsengangs des Chipdesigners Arm
minimal weniger zugelegt als die Standardwerte an der New York Stock
Exchange (Nyse). Technologiewerte gelten als besonders zinssensibel,
und in der kommenden Woche steht der Zinsentscheid der US-Notenbank
Fed an.
Auch bei den am Donnerstag ebenfalls erholten und ähnlich
zinssensiblen Immobilienaktien machte sich etwas Ernüchterung breit:
Ihr Index sank um 0,5 Prozent. Börsianer sprachen von
Gewinnmitnahmen nach einer zuletzt starken Kurserholung.
Unter den Einzelwerten stachen am Freitag H&M mit
einem Kursrutsch um 4,6 Prozent negativ heraus. Der Rückzug aus
Russland und Umsatzeinbußen in der Ukraine haben dem Modehändler im
dritten Geschäftsquartal einen Wachstumsdämpfer eingebrockt. Das
Umsatzplus blieb hinter den Analystenerwartungen zurück - anders als
beim spanischen Konkurrenten Inditex , der zur
Wochenmitte deutliche Umsatz- und Gewinnsteigerungen berichtet
hatte.
Beim europäisch-amerikanischen Autobauer Stellantis
stand trotz negativer Nachrichten ein Plus von 1,4 Prozent zu Buche.
Er ist ebenso wie die US-Konkurrenten General Motors
(GM) und Ford von einem Streik der
US-Branchengewerkschaft UAW betroffen, nachdem Tarifverhandlungen
gescheitert waren.
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis konnte die
Anleger mit der nun beschlossenen Abspaltung der Generika-Tochter
Sandoz ebenso wenig begeistern wie mit weiteren klinischen Daten zum
Krebsmittel Kisqali: Die 0,8 Prozent festeren Aktien blieben etwas
hinter der starken Marktentwicklung zurück.
Dagegen sprangen die Papiere von Games Workshop in
London um 10,5 Prozent hoch. Die Geschäfte des
Brettspiele-Herstellers haben sich nach eigenen Angaben im
vergangenen Quartal besser als von ihm erwartet entwickelt./gl/mis