Aktien Frankfurt: Dax nach US-Inflationsdaten weiter im Minus
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der bereits schwächer gestartete Dax
hat auch am Mittwochmittagnachmittag Verluste
verbucht. Der deutsche Leitindex stand zuletzt mit 0,59 Prozent im
Minus bei 15 623,39 Punkten. Die mit Spannung erwarteten
US-Inflationsdaten sorgen am frühen Nachmittag unter dem Strich nur
für wenig zusätzliche Bewegung.
Der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte verlor
zuletzt 0,17 Prozent auf 27 045,11 Punkte. In Europa gab der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,56 Prozent auf
4218,55 Zähler nach.
Die Inflation in den USA war im August deutlich angezogen. Die
Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,7
Prozent, Volkswirte hatten im Schnitt eine Inflationsrate von 3,6
Prozent erwartet. Getrieben wurde die jüngste Entwicklung vor allem
durch die Benzinpreise, die deutlich zulegten. Eine Abschwächung gab
es dagegen bei der Teuerung ohne Energie- und Lebensmittelpreise.
Die Kerninflation, aus der schwankungsanfällige Komponenten
herausgerechnet sind, fiel von 4,7 auf 4,3 Prozent. Für Thomas
Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank in Liechtenstein ist dies eine
gute Nachricht für die US-Notenbank. "Unter Herausrechnung der
volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise lässt der
Inflationsdruck weiter spürbar nach", schrieb er.
"Neben dem rückläufigen Trend der Kerninflationsrate dürfte auch der
ausbalanciertere US-Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle für ein
Stillhalten der Fed sein." Er geht daher davon aus, dass die
US-Währungshüter nach den bereits deutlichen Zinsanhebungen nun zu
ihrer Leitzinsentscheidung in der kommenden Woche "getrost
pausieren" könnten.
Doch zunächst entscheidet vor der Fed an diesem Donnerstag die
Europäische Zentralbank (EZB), ob sie das Zinsniveau weiter anhebt
oder nicht. Mit Blick auf dieses Spitzenereignis agierten die
Investoren in den vergangenen Handelstagen äußerst defensiv. Risiken
würden größtenteils ausgeklammert, hieß es von Börsianern. Denn
selten war am Markt so umstritten wie diesmal, wie die Notenbanker
entscheiden werden.
Auf Unternehmensseite griffen die Anleger zur Wochenmitte bei den
bisher schwach gelaufenen Windkraftanlagenbauern zu: Siemens Energy
kletterten an der Dax-Spitze um gut zwei Prozent,
Nordex zogen als MDax-Sieger um 4,4 Prozent an. Zuvor
hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über Pläne der EU-Kommission
zur Unterstützung der angeschlagenen Branche berichtet. Details
wurden zunächst nicht genannt. Zudem sollten Projekte künftig
schneller genehmigt werden, hieß es.
Die Sportartikelhersteller gerieten dagegen kräftig unter Druck:
Investoren nutzten die guten Zahlen des spanischen Textilkonzerns
Inditex für Gewinnmitnahmen auch im breiteren
Konsumgütersektor. Adidas rutschten nach ihrem bisher
guten Lauf um 2,6 Prozent ab. Anteile am Konkurrenten Puma
gaben eineinhalb Prozent nach. Die dagegen schwach
gelaufenen Papiere des Online-Händlers Zalando
verloren nur moderat.
Bayer -Aktien verloren zuletzt 3,6
Prozent und erreichten zeitweise ein Tief seit zwei Monaten. Für
Belastung sorgte ein skeptischer Kommentar der US-Bank JPMorgan, die
den Papieren des Agrarchemie- und Pharmakonzerns den Status
"Negative Catalyst Watch" verlieh. Analyst Richard Vosser drückt
damit seine kurzfristig skeptische Kursprognose aus. Er rechnet 2024
nur mit einem geringen Wachstum, die Markterwartungen hält er für zu
hoch.
Fraport verloren nach August-Zahlen des
Flughafenbetreibers fast drei Prozent. Für Teamviewer
-Papiere ging es um fast zweieinhalb Prozent nach
oben. Damit honorierten die Anleger die Aussichten des Unternehmens,
denn das Ende als Hauptsponsor des Fußballclubs Manchester United
ab nächster Saison (2024/25) wird sich positiv auf
die Profitabilität des Softwareanbieters auswirken.
Dagegen enttäuschte die Umsatzprognose des
Online-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 die Investoren
und sorgte für ein Kursminus von fast zweieinhalb Prozent.
Nach dem Kursfeuerwerk der vergangenen Tage zogen HHLA
-Papiere zur Wochenmitte noch um fast die Hälfte an.
Während zunächst der geplante Einstieg der Reederei MSC für Fantasie
gesorgt hatte, wurde nach einem Medienbericht über ein Gegengebot
des Logistik-Unternehmers Klaus-Michael Kühne spekuliert. Experten
zufolge dürfte das aber schwierig werden. Die HHLA-Aktien haben
binnen sechs Tagen ungefähr 70 Prozent hinzugewonnen.
Der Euro notierte zuletzt bei 1,0753 US-Dollar. Die
EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Dienstag auf 1,0713 Dollar
festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen fielen. Im Rentenhandel stieg die
Umlaufrendite von 2,65 Prozent am Vortag auf 2,70 Prozent. Der
Rentenindex Rex fiel um 0,24 Prozent auf 123,50
Punkte. Der Bund-Future (Dezember-Kontrakt) verlor
0,13 Prozent auf 130,42 Punkte./tav/mis