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Staaten investieren massiv in die Digitalisierung ihrer Streitkräfte (Gottfried Urban)

Vor zwei Jahren berichtete der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), dass mittelständische deutsche Rüstungsfirmen nur noch zögerlich Finanzierungszusagen bekämen. Banken und Versicherer gingen auf Distanz, weil man in den Nachhaltigkeitsberichten nicht über leid- und todbringende Waffenfinanzierungen berichten wolle.

Die geopolitische Lage und die Haltung zur Rüstungsindustrie haben sich spätestens mit dem Angriffskrieg Russlands radikal geändert. Die internationalen Spannungen erhöhen den Druck auf die Staaten, ihre Streitkräfte besser auszurüsten und zu digitalisieren. 2022 stiegen die Investitionen schon deutlich, künftig werden vor allem die Europäer ihre Rüstungsausgaben stark steigern.

Europa gehen die Rekruten aus.

Die Geburtenrate europäischer Staaten ist eine der niedrigsten weltweit, die Rekrutierungspools für Streitkräfte (Alter: 16 bis 30 Jahre) schwinden. Um dennoch die „globale Handlungsfähigkeit“ zu erhalten, so die European Defence Agency (EDA), sei Wissenschaft und Technologie, insbesondere IT, von besonderer Bedeutung. Getrieben wird das digitale auch von der Furcht, in Zukunft technisch nicht mehr Schritt halten zu können.

Veraltetes Kriegsgerät wird also ersetzt, die Digitalisierung der Streitkräfte mit Macht vorangetrieben. Der Miltitärsektor befindet sich in einem massiven Umbruch: Investitionstrends sind unbemannte Kampfflugzeugsysteme, Drohnensysteme, Cyber- und Aufklärungslösungen, Hyperschallwaffen und KI-Lösungen.

Der militärische Einsatz von künstlicher Intelligenz ist in Reaktions- und Belastungsfähigkeit derjenigen des Menschen weit überlegen. Ethisch ist die KI sehr umstritten – wegen der niedrigeren Hemmschwelle in einen Konflikt einzutreten. Das globale Wettrüsten ist in diesem Bereich dennoch bereits in vollem Gange.

15 Unternehmen machen 60 Prozent des Rüstungs-Umsatzes.

Durch die geopolitische „Zeitenwende“ ist der Rüstungssektor neu zu bewerten. Bei steigendem Umsatz und Gewinn der Rüstungsindustrie stellt sich auch für Anleger und Anlegerinnen die Frage, mit welchen Fonds oder Einzelaktien sie partizipieren können.

In der Rückbetrachtung konnte ein Korb der 15 größten börsengehandelten Rüstungsunternehmen (ex China) den Weltaktienindex MSCI World seit 2000 um mehrere hundert Prozent übertreffen. Gute Voraussetzungen für die Finanzindustrie, um passende Investmentprodukte wie Branchen-Fonds oder -ETF aufzulegen.

Die ethischen Bedenken bleiben, auch wenn die Vereinten Nationen in ihren 2015 beschlossenen Nachhaltigkeitszielen die Notwendigkeit der Friedenssicherung keineswegs ausschließen. Das Fonds-Angebot ist daher sehr übersichtlich. Wer die Investitionsrisiken nicht scheut und keine ethischen Bedenken hat, kann alternativ Unternehmen aus den Bereichen Cybersicherheit, Wartungs- und Servicedienstleister, Triebwerkshersteller, Digitalunternehmen und Verteidigungselektronik sowie Luft- und Raumfahrtindustrie als Direktinvestment in einem Aktiendepot beimischen.

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Meinungen und Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de.

 

 

 Aus dem Börse Express PDF vom 07.09.2023 

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