Aktien Frankfurt: Anleger halten sich zurück - Konjunktursorgen belasten
FRANKFURT (dpa-AFX) - Weiter schwelende Konjunktursorgen haben vor
dem Wochenende ein Stück weit auf der Stimmung am deutschen
Aktienmarkt gelastet. Der Dax fiel am Freitag
bis zum Nachmittag um 0,70 Prozent auf 15 883,88
Punkte. Auf Wochensicht bedeutet das ein Minus von knapp einem
halben Prozent.
Der MDax der mittelgroßen börsennotierten Unternehmen
sank am Freitag um 0,42 Prozent auf 28 213,82 Punkte und der
Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte mehr als ein
Prozent ein.
Schon am Vortag war der Dax nach etwas moderateren
US-Inflationsdaten als gedacht zunächst zwar bis auf 16 060 Punkten
gestiegen, dann aber abgedreht. Steigende Anleiherenditen hätten
Aktien den Schwung genommen, hieß es von der Commerzbank. Die
psychologisch wichtige Marke von 16 000 Punkten bleibt damit erst
einmal eine zu hohe Hürde für den Dax, der Anfang vergangener Woche
noch einen Rekord von 16 528 Punkten erreicht hatte.
Nach den US-Inflationszahlen hielten sich die Markterwartungen für
eine weitere Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed unverändert bei
einer Wahrscheinlichkeit von etwa 30 Prozent, erklären die Experten
der Dekabank in einem Morgenkommentar.
Es bleibt also Unsicherheit mit Blick auf die Geldpolitik und deren
Folgen für die Wirtschaft: Gelingt eine sanfte Landung der
Konjunktur oder führt der starke Anstieg der Leitzinsen in den USA
und in der Eurozone zu einem stärkeren Rückschlag.
Hinzu kommt die andauernde Krise des chinesischen Immobilienmarktes,
dessen Boom über viele Jahre hinweg für eine rege Nachfrage bei
zahlreichen Bau-, Metall- und Chemieunternehmen gesorgt hatte.
Entsprechend verhalten entwickeln sich aktuell die Aktienmärkte.
Nach dem guten Lauf des Dax in den vergangenen Monaten, wollen viele
Investoren erst einmal keine neuen Risiken eingehen.
Zudem verarbeiten Investoren weiterhin die Quartalsberichte der
Unternehmen. Die Resultate sowie die Ausblicke zeichneten ein
durchwachsenes Bild. Nach dem Höhepunkt der Berichtssaison am Vortag
folgten am Freitag einige Nachzügler aus der zweiten und dritten
Börsenreihe.
Einen Kurssprung um mehr als zehn Prozent gab es bei den Aktien von
Varta . Das bedeutete den ersten Platz im
Nebenwerteindex SDax . Der kriselnde
Batteriehersteller plant nach zuletzt schwachen Geschäften für das
kommende Jahr wieder mit einem spürbaren Umsatzwachstum, das
überzeugte Anleger. Zudem dürften einige Spekulanten auf dem
falschen Fuß erwischt worden sein, die auf fallende Kurs gesetzt
hätten, hieß es am Markt. Verläuft die Entwicklung zu ungünstig für
solche Leerverkäufer, die oft auf Pump agieren, müssen diese sich
mit Aktien eindecken. Das kann Kurse dann weiter nach oben treiben.
Der IT-Dienstleister Bechtle geht dank einer besseren
Stimmung im Mittelstand von einer Belebung der Nachfrage im zweiten
Halbjahr aus. Ein Börsianer lobte zudem die Profitabilität des MDax
-Unternehmens im zweiten Quartal. Für die
Bechtle-Aktien ging es an der MDax-Spitze um mehr als sechs Prozent
nach oben.
Unter den Verlierern im SDax waren derweil die Papiere des
Handelskonzerns Metro , der im vergangenen Quartal
schlechter abgeschnitten hatte als erwartet. Das deutsche Geschäft
entwickelte sich dabei verhalten. So verzichteten viele Menschen
wegen des kühlen und nassen Wetters auf Restaurantbesuche. Die
Metro-Aktien fielen um 1,8 Prozent, machten dabei zwischenzeitlich
größere Verluste aber schon wieder ein Stück weit wett.
Die Aussicht auf schwächere Geschäfte bei Salzgitter
lastete zudem auf den Aktien des Stahlkonzerns. Sie fielen um 3,7
Prozent. Das Unternehmen geht nach einem bereits trägen ersten
Halbjahr von einer schwächeren zweiten Jahreshälfte aus. Dies
stellte der Konzern am Freitag bei der Vorlage endgültiger Zahlen in
Aussicht. Analyst Moses Ola von der Bank JPMorgan wies zudem in
einer Studie darauf hin, dass der Stahlkocher relativ stark von den
Stahl-Kassapreisen abhängig sei und daher kurzfristig die fallenden
Preise zu spüren bekommen könnte. Im Sog verloren der Papiere von
Thyssenkrupp 2,4 Prozent.
Im Dax indes schwächelten die Papiere der Hannover Rück
nach zwei starken Börsentagen ein wenig mit minus 1,9
Prozent. Am Vortag hatten sie Kurs auf das Rekordhoch von Anfang
Juni bei 206,80 Euro genommen, dieses aber nicht erreicht.
Commerzbank-Aktien führten indes den Dax an. Sie verteuerten sich um
mehr als zwei Prozent.
Der Kurs des Euro hielt sich nach der Marke von 1,10
US-Dollar. Am frühen Nachmittag wurde die Gemeinschaftswährung zu
1,0997 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den
Referenzkurs zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,1019 Dollar
festgesetzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Freitag gefallen. Die
Umlaufrendite stieg im Gegenzug von 2,56 Prozent am Vortag auf 2,58
Prozent, wie die Deutsche Bundesbank in Frankfurt mitteilte. Der
Rentenindex Rex sank um 0,11 Prozent auf 124,25
Punkte. Für den richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
ging es um 0,28 Prozent auf 131,65 Punkte nach
unten./mis/jha/