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Experten: Dauerkrise beim Wohnungsbau in Sichtweite

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Dem Wohnungsbau in Deutschland droht nach Einschätzung von Ökonomen, Fachleuten und Baubranche ohne grundlegende Verbesserung der Rahmenbedingungen eine jahrelange Krise. Grund ist, dass der rasante Anstieg der Baukosten auch den frei finanzierten Wohnungsbau für viele Bauträger unrentabel macht. Um die Kosten hereinzuholen, müsste die Quadratmetermiete für eine neue Wohnung derzeit bei etwa 18 Euro liegen, schätzt die Kieler Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (Arge). Der Wohnungsbau in Deutschland steht auf zwei Füßen: Sozialwohnungen werden staatlich gefördert, der frei finanzierte Wohnungsbau soll sich selbst tragen.

Nach Berechnung der Arge lag der bundesweite Medianwert für den Bau eines Quadratmeters Wohnfläche - inklusive Grundstückskosten - im ersten Quartal bei 5148 Euro, aktuell bei etwa 5200 Euro.

"Das Bauen ist einfach zu teuer", kommentiert Ludwig Dorffmeister, Bau- und Immobilienfachmann am Münchner Ifo-Institut. "Im Mai lagen die Baupreise für konventionellen Wohnungsneubau um 36 Prozent höher als im Frühsommer 2020."

Der Anstieg der Immobilienzinsen trifft nicht nur private Bauherren, sondern auch Wohnungsunternehmen. "Sie stellen vielfach Vorhaben zurück, weil die dafür eigentlich notwendige Miete die späteren Bewohner finanziell überfordern würde", sagt Dorffmeister.

Gleichzeitig habe der Bund seine Neubauförderung seit 2022 stark eingeschränkt. "Trotz der erwarteten Anpassungsbemühungen aller Beteiligten rechne ich mit keiner Trendwende, sondern mit weiteren herben Markteinbußen."/cho/DP/stw

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AXC0006 2023-08-06/14:24

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