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Lohrke: Überflieger Arques vor Bauchlandung

Sehr geehrter Anleger,

es gibt Aktien, bei denen man im Nachhinein wünscht, dass man sie nie angefasst hätte. Und das, obwohl man sich auch ex post bei aller Selbstkritik nichts vorwerfen kann. Vielleicht mit Ausnahme dessen, dass man die Entwicklung des Unternehmens noch ein paar Jahre mehr hätte verfolgen sollen.

Denn schließlich gab und gibt es ein vernünftiges Geschäftsmodell. Die Zahlen stimmten. Auch stellte sich der Erfolg recht schnell ein. Und nicht zuletzt machte das Management auf den ersten Blick einen recht guten Eindruck. Jedenfalls seinerzeit bei der Präsentation von Herrn Vorderwülbecke, dem Ex-Vorstandsvorsitzenden auf dem Frankfurter Eigenkapitalforum.

Was danach kam, wissen wir alle. Vorderwülbecke und Löw verließen das Unternehmen, um ihre neuen Fonds Bluo zu gründen und ließen Dr. Schuhmann mit dem ein oder anderen Beteiligungsausfall zurück. Zuletzt war es Eurostyle, die verschenkt werden mussten. Aber auch Hottinger Maschinenbau GmbH und die Textilhandelskette Schöps waren Totalausfälle. So klar muss man das wohl im Nachhinein feststellen.

Dann die Übernahme von Siemens Home and Office Devices GmbH & Co KG mit dem bekannten und weitverbreiteten Schnurlostelefon Gigaset. Was wieder etwas Hoffnung gab. Und zuletzt der Verkauf von BEA Unternehmensverbund, ddp, evotape und Rohner ausgerechnet an die Ex-Kollegen bei BluO, was wahrlich kein Glanzstück war und weswegen Dr. Schuhmann am Ende wahrscheinlich jetzt auch gehen muss.

Bei uns im Süden würde man sagen, dass dieser letzte Deal „a Gschmäckle ghabt hot“. Was soviel bedeutet wie, dass man so etwas seriöserweise eigentlich nicht tut. Und schon gar nicht, wenn man einen solchen Vertrauensverlust hinnehmen musste, wie die Arques Industries AG in der Vergangenheit. Wer soll Herrn Dr. Schuhmann im Nachhinein abnehmen, dass es – selbst wenn es so gewesen wäre – keinen besseren Bieter gegeben hätte? Es bleibt der Geruch der Vetternwirtschaft und der Gedanke, dass man sich hier unter Freunden etwas zugeschoben hat, zurück. Berechtigt oder nicht! Es fehlt eigentlich nur noch, dass Schuhmann jetzt bei BluO auftaucht.

A propo BluO. Wollte BluO nicht eigentlich in Unternehmen mit Milliardenumsätzen investieren? Aber vielleicht gibt es auch hier eine ganz einfache lapidare Erklärung. Die da sein könnte, dass die Herren Löw, Vorderwülbecke und Zöllner nach ihrem unrühmlichen Abgang von Arques auch ihr Vertrauen deutlich verspielt haben. Und die Investoren doch etwas vorsichtiger geworden sind. Denn von der anvisierten Milliarde sind sie doch noch ein Stück weg. Ich jedenfalls würde den Dreien keinen Cent mehr anvertrauen.

Bei Arques stellt sich die Frage, wieso diese Beteiligungsunternehmen gerade jetzt verkauft? Und wieso -50 % unter dem am 31.12.2007 im Geschäftsbericht ausgewiesenen Net Asset Value Werten? Es stellt sich die Frage, ob diese Liquiditätszufuhr am Ende angesichts der doch recht hohen Verschuldung notwendig war. Er also nicht ganz freiwillig erfolgt ist?

Die Handlungsweise von Aurelius nach einer intensiven Due Diligence und trotz der konstruktiven Gespräche, die Aktivitäten nun doch nicht zusammenzuführen, könnte darauf hindeuten. Vielleicht sind es aber auch die unterschiedlichen Preisvorstellungen. Schließlich hat die Arques in der Pressemitteilung vom 2. Februar, in der das Ausscheiden von Dr. Schuhmann verkündet wurde, auch darauf hingewiesen, dass „es ihm nicht gelungen sei, den Aktienkurs auf einem akzeptablen Niveau zu stabilisieren“. Auch ist Vorstand und Aufsichtsrat der Meinung, dass „die Aktie von Arques Industries AG massiv unterbewertet ist“.

Und auch, wenn Sie mich nun für unverbesserlich halten mögen, so kann ich die Bewertung der Arques an der Börse derzeit einfach nicht nachvollziehen. Ich habe mir nämlich einfach mal die Mühe gemacht die Net Asset Values vom 31.12.2007 zu nehmen, die Abgänge herauszurechnen, auf den Rest eine 50 %-ige Wertberichtigung vorzunehmen und die Zugänge nicht positiv zu berücksichtigen. Und - ob Sie es glauben oder nicht – kam ich so auf einen Kurs bzw. eine Untergrenze von ca. 8 Euro. Schließlich sind da auch Unternehmen wie die Actebis drunter. Und denen soll es nach eigenen Angaben gar nicht so schlecht gehen. Von einem „erfreulichen Ergebnis“ im Dezember ist laut Geschäftsführerin Schmidt die Rede.