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Eine Hexenküche, bei der wir uns nicht in die Karten schauen lassen (Podcast „Von Bullen & Bären” 50: Helmut Sorger, CFO Semperit)

 

Die 199jährige Geschichte von Semperit dürfte sich noch länger nicht zu Ende geschrieben haben. Wieder steht der Konzern mit rund 6500 Mitarbeitern vor einer Zäsur; ähnlich wie 1985, als das Reifengeschäft und damit ein Gutteil des Umsatzes an den deutschen Konkurrenten Continental verkauft wurde. Vergangenen Dezember hat sich die Semperit-Gruppe mit dem südostasiatischen Handschuhproduzenten Harps Global auf den Verkauf des Medizin(handschuh)geschäfts - Sempermed - geeinigt. Wieder geht es um einen Bereich mit erheblichem Anteil am Gesamtgeschäfts - mehr als 300 Umsatzmillionen. Das Warum interessierte uns genauso, wie Semperit mit den aktuellen Problemfeldern Inflation, Zinsanstieg und der Lieferkettenproblematik umgeht.

Eines vorweg: schlecht können die bisherigen Entscheidungen des Semperit-Managements nicht gewesen sein - in den vergangenen 30 Jahren erzielte die Aktie eine Jahresrendite von im Schnitt etwas mehr als zehn Prozent, und war damit knapp doppelt so gut wie der breite Wiener Markt.

Apropos Markt. Statt Autoreifen und bald auch medizinischen Handschuhen reicht die Semperit-Produktpalette heute von Transportbändern für die Industrie, dem Handlauf von Rolltreppen bis hin zu Fensterdichtungen - prinzipiell werden technische Elastomer-Produkte für verschiedene Anwendungen hergestellt - Basis ist dafür Kautschuk. Als das klingt ein bisserl nach Massenware und einer begründeten Furcht vor asiatischer Billigware. Gerechtfertigt?

Nein findet Semperit-CFO Helmut Sorger - und verweist auf das Know-how: „Die Kompetenz liegt in der Mischung, die richtigen Produkteigenschaften für Anwendungen der Kunden zu finden.“ Kurzum: „Es ist auch eine Hexenküche, wo wir uns bei den Mischungen nicht in die Karten schauen lassen.“

Und warum künftig ohne Medizin-Sparte? „Das wichtigste für Semperit ist die Konzentration auf Kernbereiche die Wert generieren. Wenn wir zu viele Geschäftsfelder haben ist das eine Ablenkung“, begründet Sorger den - 2020 eingeleiteten - Schritt. Das Ziel: „Ein Fundament zu schaffen, das Wachstum ermöglicht und wo wir in den Kernkompetenzen Überrenditen erzielen können, die wir wiederum den Aktionären zugutekommen lassen können.“

Dieses Zugutekommenlassen erfolgt nächstes mal voraussichtlich im letzten Jahresviertel. Dann, wenn Harps den Kaufpreis für Sempermed überwiesen und und der Konzern an seine Aktionäre eine Sonderdividende von 3,0 Euro je Aktie ausschüttet (bei einem aktuellen Aktienkurs von knapp über 20 Euro - 1,5 Euro betrug die bereits ausgezahlte Basisdividende).

Ein Teil des Geldes wurde auch bereits investiert - in die Übernahme der österreichischen Ricco-Gruppe; ein Spezialist für den Formenbau und die Herstellung von Flüssigsilikon-Anwendungen ... auch ein Elastomer. „Das gibt der Semperit neue Wachstumsimpulse und neue sehr interessante Geschäftsfelder, die wir weiter erschießen möchten,“ sagt Sorger.

Wie der Konzern vom Anstieg der weltweiten Zinsen betroffen ist, was Sorger zur konjunkturellen Lage sagt (Semperit produziert und vertreibt Produkte in mehr als 100 Ländern) und wie der Konzern auf Probleme in den Lieferketten (etwa Ruß aus Russland) reagierte und ob er gestiegene Kosten auch an seine Kunden weitergeben kann, dies und mehr gibt’s im Podcast hier, mehr zu Semperit hier und hier Kurse, News, Analysen etc. 

 

 

Aus dem Börse Express PDF vom 15.06.2023 

 

Screen 15062023 

 

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Relevante Links: Semperit AG Holding