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Citigroup und Morgan Stanley legen Handelsgeschäft zusammen

Angesichts drohender neuer Milliardenverluste verschärft der US-Finanzkonzern Citigroup seinen Umbau radikal. In einem ersten Schritt legt die Grossbank ihr Handelsgeschäft mit der Investmentbank Morgan Stanley zum grössten Broker-Unternehmen der Welt zusammen. Der Verkauf weiterer Konzernteile ist geplant. Künftig soll es laut Medien sogar nur noch zwei Säulen geben: Bankgeschäfte für Firmen und für Privatkunden. Dies gilt als drastischer Kurswechsel und endgültiger Abschied vom Modell eines Allfinanz-Konzerns.

Das kombinierte Handelsgeschäft von Citigroup und Morgan Stanley werde Kundengelder von 1,7 Billionen Dollar (1,3 Billionen Euro) verwalten, teilten die beiden Häuser am Dienstagabend in New York mit. Das Gemeinschaftsunternehmen beschäftige mehr als 20.000 Händler und Finanzberater.

Die neue Broker-Sparte soll unter der Führung von Morgan Stanley stehen. Die US-Investmentbank hält 51 Prozent, die Citigroup vorerst den Rest. Die Citigroup bringt ihr bisher unter dem Namen Smith Barney laufendes Handelsgeschäft ein und bekommt dafür 2,7 Milliarden Dollar in bar. Der Konzern erzielt auch durch Buchgewinne unter dem Strich einen Einmalgewinn nach Steuern von 5,8 Milliarden Dollar.

Das Geld kann die zu den grössten Opfern der Finanzkrise zählende Citigroup nach vier tiefroten Quartalen in Folge gut gebrauchen. Auch für das Schlussquartal 2008 wird ein Milliardenverlust erwartet. Im Gesamtjahr könnte sich das Minus damit auf mehr als 20 Milliarden Dollar belaufen. Der Konzern will die Zahlen am Donnerstag nächster Woche vorlegen.

Der seit gut einem Jahr amtierende Citigroup-Chef Vikram Pandit gibt mit dem jüngsten Schritt die von seinen Vorgängern verfolgte Srartegie eines Finanz-Supermarkts auf. Insgesamt wolle er nun rund ein Drittel des Konzerns abstossen und damit weit mehr als bisher geplant, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider im Internet. Im vergangenen Jahr wurde bereits das deutsche Citibank-Privatkundengeschäft verkauft.

Pandit kündigte zudem schon den Abbau von 75.000 Stellen auf dann noch rund 300.000 Mitarbeiter an. Der Staat stützte die Citigroup erst Ende vergangenen Jahres mit zwei Kapitalspritzen von zusammen 45 Milliarden Dollar und spannte mit Garantien von sogar mehr als 300 Milliarden Dollar einen gigantischen Rettungsschirm auf.

Wegen der grossen Probleme der Bank steht Pandit zunehmend unter Druck. Angesichts der Schieflage soll zudem der deutschsprachige Verwaltungsratschef Sir Winfried Bischoff laut Medien seinen Posten räumen müssen. Als Nachfolger sei der frühere Chef des Medienkonzerns Time Warner, Richard Parsons, vorgesehen. Er sitzt bereits in dem Gremium.

(APA/red)