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Katerstimmung (Nicolas Kneip)

Im Laufe der Jahre durchlebt der menschliche Körper offensichtlich eine Vielzahl an Veränderungen. Haare werden grau, Falten zeichnen das Gesicht, der Körperfettanteil entwickelt sich trotz strenger Diät und ausreichend Sport entgegen der eigenen Vorlieben.

Doch unter all diesen mehr oder weniger bedauernswerten Alterserscheinungen macht sich eine meist in ganz besonderer Weise bemerkbar. Mit Überschreiten des 30igsten Lebensjahres schlägt sie plötzlich und unerwartet an einem Sonntagmorgen wie ein Vorschlaghammer zu. Und während man noch das Vergangenheits-Ich für den unverantwortungsvollen Umgang mit Bier, Wein und Schnaps verteufelt, merkt man spätestens beim Verlassen der Waagerechten: Hier stimmt etwas nicht. Die wüstengleiche Trockenheit im Mund, die Licht- und Geräuschempfindlichkeit und vor allem der alles überstrahlende, stechende Schmerz im Kopf gepaart mit einem ungewohnt flauen Gefühl im Magen stellt alle bisher erlebten Katertage in den Schatten. Und während man schon den Sprung vor die nächste U-Bahn für einen kurzen Moment als ernsthafte Erlösung in Betracht zieht wird einem klar, dieses Gefühl wird, anders als noch mit Mitte Zwanzig, voraussichtlich nicht in 5 bis 6 Stunden vorübergehen.

Entgegen aller Hoffnungen auf ein schnelles Ende hat der Covid-19 Ausbruch in China Anfang dieses Jahres die Weltwirtschaft mittlerweile ähnlich fest im Griff, wie das infolge des Ethanol-Abbaus entstandene Acetaldehyd den Körper dieses 30-jährigen Autors am vergangenen Wochenende. Während anfänglich „nur“ diverse Reise- und Touristikunternehmen die Folgen des Virus zu spüren bekamen, geraten mittlerweile auch andere Segmente mehr und mehr in die Bredouille, allen voran die Technologie-Branche. Insbesondere auf die Herstellung von Mikrochips spezialisierte Firmen, deren Produktionsstandorte naturgemäß in China lokalisiert sind, (hierzulande AMS und AT&S) hatten mit den teils langen zwangsangeordneten Produktionsstops zu kämpfen.

Doppelt gestraft sind außerdem Firmen, die zu einem Großteil auf eben solche Zulieferer angewiesen sind, daneben aber auch selbst Produktionsstandorte in der Region betreiben. Selbst große Genre-Vertreter wie Apple blieben von diesen Entwicklungen nicht verschont. Angesichts der anhaltenden Lieferengpässe musste das kalifornische Unternehmen Anfang dieser Woche bekannt geben, den für das zweite Fiskalquartal erwarteten Umsatz nicht erreichen zu können, was wiederum den Kurs der heimischen Chipfabrikanten belastete.

Doch auch Mitglieder der ohnehin schon unter Druck stehende Autoindustrie (Ausnahmen wie Tesla bestätigen die Regel) blieben von den Auswirkungen nicht verschont, was sich besonders am Beispiel VWs veranschaulichen lässt. Das quarantänebedingte veränderte Konsumverhalten (VW verkauft knapp 40% seiner weltweit produzierten Fahrzeuge in China), sowie eine zusätzliche Verschiebung der Produktionsaufnahme vom 17.2. auf den 24.2., deren Folgen aktuell noch nicht robust quantifizierbar sind, bescheren dem Wolfsburger Konzern einen unerfreulichen Start ins neue Jahr.

Palfinger: erste kleine Wolken am Horizont

Auch in Österreich spüren einige Unternehmen bereits die Auswirkungen des Virus, jedoch ist die Katerstimmung nicht vergleichbar mit jener von Apple oder VW. Am Mittwoch legte Palfinger seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor und konnte insgesamt von einem Rekordjahr 2019 berichten. Nichtsdestotrotz ziehen derzeit erste kleinere Wolken am Horizont auf. Einerseits wird sich ein veränderter Produktmix hin zu umsatzschwächeren und niedrigmargigen Produkten im Q1/20 negativ auf die Profitabilität auswirken. Andererseits sind die Auswirkungen des Covid-19 ein weiterer Unsicherheitsfakt für die zukünftigen Ergebnisse des Unternehmens. Das Management strich hervor, dass man zum aktuellen Zeitpunkt die Folgen für das in China operierende Unternehmen noch nicht abschätzen könne. Sowohl die eigene Produktion vor Ort, als auch die Zulieferketten leiden unter der derzeitigen Situation. Aufgrund der eingeschränkten Reisefreiheit können beispielsweise einige Mitarbeiter aus ihrem Urlaub während des chinesischen Neujahrs nicht zu den Produktionsstätten zurückkehren.

AT&S und Lenzing wieder am Arbeiten

Andere Unternehmen gaben indes bereits Entwarnung und die Produktion ist wieder voll im Gange: Letzte Woche (14.2.) gab AT&S bekannt, dass man beim Werk II in Chongqing den Betrieb wieder voll aufnehmen konnte. Zuletzt folgte Lenzing mit der Meldung, dass am Produktionsstandort Nanjing alle Linien wieder vollständig hochgefahren wurden.

Do&Co kaum betroffen. Zuletzt legte mit Do&Co ein weiteres Unternehmen, das potenziell von der Coronakrise betroffen sein könnte, seine Quartalszahlen vor. Wenn man hört, dass 50% der Flüge mit Do&Co-Catering, welche in die Region gehen, gecancelt wurden, könnte man im ersten Moment schockiert sein und von drastischen Auswirkungen für das von Attila Dogudan geführte Unternehmen ausgehen. Jedoch gab das Management während des Conference Calls sofort Entwarnung und sprach von vernachlässigbaren Auswirkungen auf den Umsatz in Höhe von rund 1,8 Mio. Euro. Dies ist wohl dem Umstand geschuldet, dass derzeit die überwältigende Mehrheit der Kunden aus anderen Regionen der Welt stammen und daher naturgemäß auch nur eine begrenzte Anzahl an Flügen in die Krisenregionen nach China durchführen. Allgemein, herrscht bei Do&Co wohl derzeit eher Feier- als Krisenstimmung. Die beiden Großaufträge von Iberia und British Airways (BA) die man an Land ziehen konnte befinden sich bereits in der Umsetzung. An Iberias Heimatflughafen und Drehkreuz Madrid konnte man per 1.2. bereits mit dem Catering starten. Der Standort Madrid dient sowohl für Do&Co als auch für Auftraggeber IAG als Musterbeispiel für das noch größere Projekt London (größte Airline Catering Küche Europas), wo die ersten BA Fluggäste bereits ab 28. April in den Genuss des köstlichen Do&Co Caterings kommen sollen. Wahlweise mit Bier, Wein oder Schnaps… 

Relevante Links: Volkswagen AG, Apple Inc., PALFINGER AG, DO & CO AG, Lenzing AG, AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG