Alfred Kober: „Die Ampel für Aktien steht auf grün“
BÖRSE EXPRESS: Wir packen die Gelegenheit beim Schopf und bitten um einen Ausblick auf das neue Börsenjahr mit der Zusatzfrage: Wird 2020 wieder ein Aktienjahr?
ALFRED KOBER: Wir als Security KAG sind bekannt dafür, dass wir mit kurzfristigen Kapitalmarktprognosen sehr vorsichtig umgehen, da das System ein sehr komplexes ist und eine Vielzahl an potenziellen Einflussfaktoren allgegenwärtig sind. Ganz anders sehen wir längerfristige Ertragsschätzer und dabei steht die Ampel für Aktien definitiv auf grün. Was das unmittelbare Umfeld angeht, hat sich von 2019 auf 2020 wenig geändert. Die US-Notenbank hat vor gut einem Jahr einen 180 Grad Schwenk der Geldpolitik hingelegt und ist von den Normalisierungsbemühungen an den Zinsmärkten nunmehr wieder in den Lockerungsmodus übergegangen. Mit der Bestellung von Christine Lagarde als EZB-Präsidentin wird sich auch hierzulande an der akkumulativen Geldpolitik wenig ändern. Solange dieser Wind im Rücken weht und exogene Schocks ausbleiben, wird wohl auch an den Aktienmärkten weiterhin die Sonne scheinen, wenngleich mittlerweile einige Marktsegmente deutliche Überhitzungserscheinung zeigen. Ich denke da unmittelbar an vereinzelte großkapitalisierten US-Titel, die ungebremst von Hoch zu Hoch jagen - eben ein klassischer Bullenmarkt, in der die Angst, vermeintlich risikolose Gewinn zu verpassen, die Kurse treibt. Der Wert des Grundinvestments spielt in diesem Umfeld oft eine untergeordnete Rolle.
BÖRSE EXPRESS: Wie schätzen Sie die Aussichten für nachhaltige Investments ein?
ALFRED KOBER: Das Momentum der Kapitalzuflüsse in nachhaltige Veranlagungsinstrumente ist ungebrochen hoch. Wir sehen das am Beispiel des Apollo Nachhaltig Aktien Global recht gut, der in unserer Gruppe zu den am schnellsten wachsenden Aktienfonds zählt. Wir kommunizieren unseren Kunden klar und deutlich, dass mit Nachhaltigkeit nicht unmittelbar auch Überrenditen einhergehen. Allerdings kann in breiten liquiden Märkten sehr wohl von marktähnlichen Erträgen ausgegangen werden, sodass dem Investor zumindest kein Ertragsnachteil entstehen soll. Je eingeschränkter der Fischteich, desto schwieriger ist es, dieses Ziel auch nachhaltig zu erreichen. Für den Apollo Nachhaltig Aktien Global, der sowohl die strengen Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens erfüllt, als auch für kirchliche Institutionen geeignet ist, stehen uns weit über 1000 investierbare Unternehmen zur Verfügung. Für eine professionelle Bestückung eines hochwertig diversifizierten Portfolios ist das ausreichend. Was die Aussichten für nachhaltige Investments betrifft, wird angesichts der regulatorischen Weichenstellungen die Wachstumsdynamik in absehbarer Zeit wohl nicht abebben.
BÖRSE EXPRESS: Was ist das Besondere am Gleichgewichtungskonzept des Fonds?
ALFRED KOBER: Im Apollo Nachhaltig Aktien Global haben wir uns bewusst von der klassischen Kapitalisierungsgewichtung gelöst. Der Großteil der Aktienindizes, an denen sich Fonds- und Portfoliomanager orientieren, gewichten Einzelaktien nach deren Börsenwert. Größere Titel sind stärker gewichtet und weniger hoch kapitalisierte Werte finden eine geringere Berücksichtigung. Diese Gewichtungsmethodik hat sich im Wesentlichen durchgesetzt und bringt sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich. In einem lange anhaltenden Zyklus, wie wir ihn momentan erleben, ist der Investorenfokus meist auf wenige Marktsegmente gerichtet. In diesem Zyklus sind das die bekannten FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google) bzw. die großen IT- und Medienunternehmen, die mittlerweile durch die Kursstärke ähnlich hohe Bewertungsniveaus aufweisen, wie wir sie vor 20 Jahren zur Zeit der Technologieblase erlebt haben. Die Methodik der klassischen Kapitalisierungsgewichtung blickt in den Rückspiegel und gewichtet die Aktien im Index/Portfolio entsprechend dem gegenwärtigen Börsenwert. Demnach ist diese Gewichtungsmethodik sehr zyklisch - mit starken Aufschwüngen und der imminenten Gefahr, dass sich zwischenzeitliche Blasenbildungen abrupt und ebenso heftig wieder korrigieren. Die Methodik der Gleichgewichtung, die wir leicht adaptiert, praxistauglich und transaktionsschonend im Fonds umsetzen, gewichtet Aktien unabhängig von deren Kapitalisierungsgrad. Dadurch sinkt die Abhängigkeit zu Aktien, deren Kurse im Spekulationsrausch sehr stark aufschwimmen. Im Gegensatz dazu sind Titel mit bereits gesunkenen Kursen und häufig interessanteren Bewertungsniveaus stärker präsent. Diese antizyklischere Positionierung bringt mehr Ruhe in das Portfolio. Öffentlich zugängliche Aktienindizes zeigen die attraktivere Risiko-/Ertragscharakteristik der Gleichgewichtung in Zeiten der starken Übertreibung sehr deutlich. Sowohl institutionelle als auch private Investoren suchen mehr Stabilität und höhere risikoadjustierte Renditen. Wir sind von der langfristigen Überlegenheit der Gleichgewichtung überzeugt, setzen unseren adaptierten Ansatz in mehreren Mandaten um und haben zu unseren empirischen Analysen vor einiger Zeit auch eine ausführliche Studie verfasst.
BÖRSE EXPRESS: Nach welchen nachhaltigen Kriterien erfolgt die Prüfung der Unternehmen?
ALFRED KOBER: Im Rahmen der Nachhaltigkeitsanalyse besteht seit viele Jahren eine enge Zusammenarbeit mit ISS ESG (vormals ISS oekom), die für uns die Unternehmensanalyse auf der Ebene der Nachhaltigkeit durchführt. Bei der Bestimmung der einzuhaltenden Mindestkriterien orientieren wir uns im Wesentlichen an den Positiv- und Negativkriterien, die uns die Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens (UZ 49) sowie die katholischen (FinAnKo) und evangelischen (EKD) Kriteriensets vorgeben. Das komplexe Thema im Zuge von Anpassungen der Kriterienvorgaben, wie etwa die erst kürzlich erfolgte Überarbeitung der Richtlinie zum Österreichischen Umweltzeichen, bearbeiten wir in intensiver Konsultation mit den Spezialisten von ISS ESG. Ansonsten sehen wir uns als professioneller Asset Manager, überlassen die regelmäßige Überprüfung aller Nachhaltigkeitsaspekte bei Unternehmen dem Spezialisten und konzentrieren uns auf unsere Stärke, der Verwaltung des Aktienportfolios. On Top und unabhängig von ISS ESG versuchen wir durch punktuelle Engagementaktivitäten auch immer wieder Unternehmen dazu zu bringen, sich dem Thema der Nachhaltigkeit stärker zu öffnen und Anfragen von Nachhaltigkeits-Ratingunternehmen ernster zu nehmen. Leider fehlt es immer noch an Bewusstsein, auch hier in der DACH-Region. Wir finden es immer wieder Schade, dass wir in gute Unternehmen durch fehlendes Bewusstsein seitens der Unternehmen nicht investieren können.
BÖRSE EXPRESS: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit ISS ESG im Detail?
ALFRED KOBER: Die Direktanbindung zur Datenbank von ISS hat zu einer Integration in unsere System-Umgebung geführt. Dabei erlaubt uns die Anbindung nicht nur den vollständigen Überblick über Nachhaltigkeitsratings und deren Änderungen, sondern ermöglicht uns die Komplettintegration von ISS-Ratings in unsere Investment- und Risikomanagementprozesse. Dahingehend sind wir in der Lage, definierte Nachhaltigkeitsvorgaben umfassend und beginnend mit der Pre-Order-Compliance bis hin zum ex-post Risikomanagement zu managen und unseren anspruchsvollen Kunden deren Einhaltung zu gewährleisten. Ganz im Sinne der Zeit haben auch wir unsere Hausaufgaben erledigt und Prozesse weitestgehend digitalisiert. Die Knochenarbeit der umfassenden und anspruchsvollen Nachhaltigkeitsanalyse bei den Unternehmen erledigen die Spezialisten von ISS ESG.
BÖRSE EXPRESS: Wie erfolgt die Titelselektion für den Fonds und was ist der oekom Prime Status?
ALFRED KOBER: Die Titelselektion erfolgt unter mehreren Gesichtspunkten. Zum einen versuchen wir im Portfolio breit diversifiziert in möglichst aussichtsreiche Aktien zu veranlagen und orientieren uns dabei an der Faktorencharakteristik der investierbaren Titel. Insbesondere die Kurscharakteristik, die Bewertung der Aktie als auch die Qualität des Geschäftsmodells stellen dabei die entscheidenden Bewertungsgrößen dar, anhand derer wir In- und Desinvestitionsentscheidungen treffen. Aufgrund des Börsengeschehens ändert sich die Charakteristik kontinuierlich und bedingt eine laufende und bedachte Betreuung des Portfolios. Für den Apollo Nachhaltig Aktien Global haben wir uns zudem bewusst für die Einhaltung eines sehr hohen Nachhaltigkeitsniveaus entschieden, das wir nicht nur über den Ausschluss bestimmter Segmente (bspw. Kohle, Tabak etc.) definieren.
Auch innerhalb des verbleibenden und investierbaren Aktienuniversums versuchen wir uns im Rahmen unserer Best-in-Class Methodologie in attraktiveren Nachhaltigkeitssegmenten zu positionieren. Dabei kommt der ISS oekom Prime Status ins Spiel, der rund das attraktivste Fünftel der jeweiligen Branche markiert. Allerdings überzeugt uns nicht jede Aktie, die uns nach nachhaltigen Gesichtspunkten anspricht, auch aus Faktorensicht. Dies erfordert ein Maß an Elastizität, die sich im gegenwärtigen Portfolio durch einen Anteil von ca. 30 Prozent bemerkbar macht, der in Titel investiert ist, deren Rating knapp unter dieser Prime-Schwelle liegt. Wenngleich wir sämtliche, von externen Stellen definierten Nachhaltigkeitskriterien in der Regel übererfüllen, sehen wir uns immer noch als Asset Manager, der an der Rendite gemessen wird. Wie uns diese Auszeichnung zum Fonds des Monats zeigt, ist uns das im Apollo Nachhaltig Aktien Global auch sehr gut gelungen< Auch innerhalb des verbleibenden und investierbaren Aktienuniversums versuchen wir uns im Rahmen unserer Best-in-Class Methodologie in attraktiveren Nachhaltigkeitssegmenten zu positionieren. Dabei kommt der ISS oekom Prime Status ins Spiel, der rund das attraktivste Fünftel der jeweiligen Branche markiert. Allerdings überzeugt uns nicht jede Aktie, die uns nach nachhaltigen Gesichtspunkten anspricht, auch aus Faktorensicht. Dies erfordert ein Maß an Elastizität, die sich im gegenwärtigen Portfolio durch einen Anteil von ca. 30 Prozent bemerkbar macht, der in Titel investiert ist, deren Rating knapp unter dieser Prime-Schwelle liegt. Wenngleich wir sämtliche, von externen Stellen definierten Nachhaltigkeitskriterien in der Regel übererfüllen, sehen wir uns immer noch als Asset Manager, der an der Rendite gemessen wird. Wie uns diese Auszeichnung zum Fonds des Monats zeigt, ist uns das im Apollo Nachhaltig Aktien Global auch sehr gut gelungen.