Wer macht die Wäsche? (Nicolas Kneip zu Raiffeisen Bank International und Zumtobel)
Die Frage, wer die Wäsche machen soll und zu welchem Zeitpunkt, ist in den meisten Haushalten dieser Welt eine kontroversiell geführte Diskussion. Insbesondere an den österreichischen Finanzmärkten wurde das Reinwaschen diese Woche intensivst diskutiert. Doch nicht der rote Tomatensoßenfleck am weißen Hemd vom Mittagessen stand im Mittelpunkt dieser Unterhaltungen, sondern eine Anzeige der britischen Fondsfirma Hermitage Capital Management bei der Wiener Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt, die unter anderem die RBI-Vorgängerin Raiffeisen Zentralbank (RZB) bezichtigt, in den Geldwäscheskandal um die dänische Danske Bank verwickelt zu sein. Wie die Recherche-Plattform „Addendum“ und „Profil“ berichteten sollen rund 634 Mio. Euro an mutmaßlichem Schwarzgeld über Konten der Raiffeisen geflossen sein. Laut den Anschuldigungen hätten Mitarbeiter der RZB und anderer österreichischer Banken gegen die EU-Anti-Geldwäsche-Richtlinie verstoßen, da sie ihrer Sorgfalts- und Meldepflichten nicht nachgekommen wären. Demnach hätte man Konten genehmigt und große grenzüberschreitende Transaktionen abgesegnet, die Anzeichen von illegalen Geschäften aufwiesen. Neben der RZB wurden auch noch die Bank Austria, Bank Gutmann, Erste Bank und Deniz Bank, als weitere österreichische Empfänger der Geldtransaktionen genannt. Insgesamt sollen rund 967 Mio. Euro von verdächtigen Konten der Estland-Tochter der Danske Bank und der inzwischen geschlossenem litauischen Ukio Bank an 1055 österreichische Konten geflossen sein. Die RBI gab in einer ersten Stellungnahme bekannt, dass ein Teil der Vorwürfe bereits Gegenstand von behördlichen und gerichtlichen Untersuchung gewesen sind, die dazu führten, dass man von den Anschuldigungen freigesprochen wurde. Trotzdem hat man eine interne Untersuchung eingeleitet um den Sachverhalt aufzuklären. Seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe büßte der Aktienkurs bereits mehr als 15% ein.
Die letzten Jahre der RBI verliefen auch ganz und gar nicht nach Wunsch, zumindest wenn man den Aktienkurs betrachtet. Stand man noch zu Beginn 2018 mit rund 35 Euro so hoch wie seit 2011 nicht mehr, ging es in weiterer Folge kontinuierlich bergab. Seitdem ging der Kurs um rund 47% zurück, zunächst getrieben von den Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Russland-Exposure (Sanktionen, FX-Effekte) und nun prolongiert durch die Geldwäschegerüchte. Betrachtet man einen Zeitraum von 5 Jahren, so ergibt sich ein Gesamtverlust von 14 Prozent. Am Mittwoch 13.3. veröffentlicht das Unternehmen seine Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 und starke Ergebnisse wären wohl eine Wohltat auf die zuletzt geschundene Seele des Unternehmens. Bereits am 6. Februar veröffentlichte man die ersten vorläufigen Zahlen, die teilweise deutliche Verbesserungen bei entscheidenden Kennzahlen ans Tageslicht brachten. Insbesondere die klare Senkung der Nonperforming Loan (NPL) ratio auf 3,8% (von 5,7%), sowie die Steigerung der Dividende um 50% auf 0,93 Euro/Aktie kann man als Highlights hervorheben. Der komplette Geschäftsbericht, samt Ausblick, folgt bei der Ergebnispräsentation kommenden Mittwoch.
Nicht nur in Österreich schlug das Thema des Geldwäsche-Skandals, in dem Milliarden von Russland in den Westen geschleust worden sein sollen, hohe Wellen. Auch andere europäische und amerikanische Banken wurden vom europaweiten Rechercheverbund „Organized Crime and Corruption Reporting Project“ (OCCRP) im Zusammenhang mit dem Danske-Geldwäscheskandal genannt. Hierzu zählten die niederländischen Banken Rabobank, ABN Amro und ING, die US-Großbank Citigroup, die Credit Agricole Tochter Indosuez, die Deutsche Bank, Nordea und Swedbank. Bei all diesen Bankinstituten steht der Vorwurf im Raum, verdächtige Zahlungen abgewickelt zu haben. Seitdem die Swedbank im letzten Monat in Verbindung mit dem Skandal gebracht wurde, brach der Aktienkurs um 18% ein. Europäische Banken, welche im Zusammenhang mit dem Geldwäscheskandal genannt wurden, haben innerhalb der letzten 6 Monate rund 20 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung verloren.
Genug der Skandale, was passierte noch diese Woche in Österreich? Der zweite große Verlierer neben der RBI war das im Ländle beheimatete Lichttechnikunternehmen Zumtobel, das seine Zahlen zum Q3-2018/19 präsentierte. Nachdem man sich seit Mitte des vergangenen Jahres, durch die ersten Effekte des Restrukturierungsprogramms wieder leicht zu erholen schien, musste man am Mittwoch wieder sehr schwache Zahlen für das dritte Quartal vorlegen. Trotz der bereits durchgeführten Einsparungsmaßnahmen habe man laut Konzernchef Alfred Felder noch keine wettbewerbsfähige Kostenstruktur erreicht. Wie bereits in den letzten Jahren, drückte zusätzlich das rückläufige UK-Geschäft auf die Ergebnisse. Bedenkt man, dass die Aktie noch vor 4 Jahren an einem Kursniveau von 30 Euro kratzte, ist der Verlauf seitdem erschreckend schwach. Der intensivere Wettbewerb, der damit zusammenhängende Preisdruck, sowie das rückläufige Geschäft im Kernmarkt Großbritannien haben die Gewinne und den Aktienkurs innerhalb der letzten Jahre in den Keller geschickt. Im 5-Jahresvergleich schlägt somit ein Gesamtverlust von-63% zu Buche. Die Entwicklung des Unternehmens sorgt bei vielen Investoren wohl für noch deutlich mehr Unverständnis, als der vorarlbergerische Dialekt! Somit ging ein von Skandalen im Sport (Doping im Langlauf und Radsport) und im Bankensektor geprägte 10. Kalenderwoche dem Ende zu und wir wünschen eine geruhsame, skandalfreie neue Wochen.
Relevante Links: Raiffeisen Bank International AG, Zumtobel Group AG