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Wolfgang Matejka: Wiener Ölpolitik

Am Donnerstag ist eines fix: nicht nur wir Wiener werden uns über das wöchentlich Donnerstag-Demo Verkehrschaos ärgern, sondern es dürfen sich auch ein paar internationale Ölminister in ihren beheizten Limousinen länger als erwartet bequem machen. Wien ist wieder Gastland der OPEC-Konferenz.

Die Ölmärkte haben in den letzten Wochen und Monaten ja eine durchaus turbulente Reise erfahren. Von technologischem Fortschritt beim Schieferölbohren über neue Finanzderivate die nicht mehr in US-Dollar handeln bis zu Konsequenzen nach der einen oder anderen unüblichen Beseitigung von Regierungskritikern und gleichzeitigen Einschüchterungsversuchen gegenüber den größten Ölkonsumenten spannte sich der Handlungsbogen. Der Ölpreis fiel seit Oktober um 33 Prozent. Nicht schlecht. Warum wir an den Tankstellen noch immer am Top tanken, ist irgendwie im internationalen Wirrwarr zu begründen verloren gegangen, wird sicher die Währung daran schuld sein. Kartelle gibt es ja nicht. Gerade beim Öl nicht. Und jetzt soll in Wien der Diskurs um die Richtungsentscheidung für den künftigen Ölpreis entschieden werden. Wohl naiv wer daran glaubt, denn diese Diskussion läuft schon seit Monaten und ob diese sich, auch nach den sicher am letzten G20 Meeting erfolgten Gesprächen, so einfach in Wien lösen wird lassen. Man wird sehen.

Die Positionen sind klar: die USA wollen einen tieferen Preis um ihre Vorteile bei Schieferöl voll ausspielen zu können und Russland und Saudi Arabien wollen rauf, weil sonst Budgetnöte drohen und sich nicht mehr jeder Krieg so einfach finanzieren lässt. Daneben steht Venezuela als ehemals größter Produzent nach Arabien im eigenen Betonfass, Katar ist eben erst aus der OPEC ausgetreten, will sich auf LNG konzentrieren und auch der Iran bleibt zumindest in seiner Vollproduktion etwas gebremst. Der Ruf nach Produktionskürzungen trifft auf das höhnische Versprechen der USA, sobald die neuen Pipelines in 2019 fertig wären, erst richtig mit dem Ölpumpen zu beginnen.

Nun, als Konsument wäre eine solche Entwicklung gar nicht mal so schlecht. Uns bleibt mehr nach dem Tanken im Börserl, sofern nicht durch eine wundersame Erhöhung der Raffineriemargen die Ölunternehmen nicht vorher noch einen Batzen davon auf die Seite räumen. Am Globus sieht es aber ölpreisbedingt punkto Devisenreserven nach einem Paradigmenwechsel aus. Denn da entwickelt sich mittlerweile ein Trend, der wohl auch Quell des einen oder anderen globalen Zerwürfnisses darstellt: China wird immer reicher und mit ihm auch einige Öl-arme Staaten. Die Methodik, durch das Pumpen schwarzer Energie reich zu werden, funktioniert immer weniger. Jene durch Konsum sich zu stärken dagegen mehr. Chinas Devisenreserven steigen, während jene der Ölstaaten sinken. Ein Prozess, der naturgemäß erst ein paar Jahre braucht um sichtbare Veränderungen zu erzeugen, unterwegs ist er aber schon. Und aufgrund der Schieferöl-Flut wird er auch nicht mehr so leicht wie in den vergangenen Jahrzehnten durch Förderkürzungen umkehrbar oder steuerbar sein. Auch wenn diese zu beschließen der Höhepunkt in Wien sein soll. Selbst wenn Kanada und auch das von der OPEC umworbene Russland in den Kürzungskreislauf einsteigen bedeutet dies nicht zwangsweise einen Preisanstieg. Durch die USA und ein vielleicht wieder an die Pumpen zurückkehrendes Venezuela könnte es passieren, dass die „Verarmung“ der bisherigen Öl-Staaten schneller von statten geht als erwartet.

Ein kapitalmarktgeschulter Blick auf die gesamte Industrie unter diesen Gesichtspunkten macht Sinn. Auch hier bewegt sich etwas. Houses in Motion … 

Relevante Links: OMV AG, Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG, Exxon Mobil Corporation