Oh Lord.…
Diese Auswirkungen haben sich auch im Aktienkurs der Daimler-Aktie niedergeschlagen. Seit dem Jahreshoch im Januar fiel der Aktienkurs um ganze 28%. Neben den allgemeinen neuen Dieselverboten und Regulierungen machen dem Unternehmen Manipulationsgerüchte und die Angst vor Zöllen zu schaffen. Ende August kam es zum Rückruf von 690.000 Dieselfahrzeugen in Europa, da unzulässige Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung entdeckt wurden. Nach dem VW-Skandal 2015 stellt dieses Ereignis bei Investoren wohl alles andere als eine vertrauensbildende Maßnahme dar. Diese negativen Einflüsse veranlassten das Unternehmen Ende Juni dazu seine Ergebniserwartungen für das Geschäftsjahr 2018 anzupassen. Nun versucht man im Bereich der E-Mobilität das Feld nicht komplett den Amerikanern, allen voran Tesla, zu überlassen. Unter dem Dach der Marke EQ soll in den nächsten Jahren die komplette Bandbreite vom Kompaktwagen bis zum Luxusauto im Elektrosegment abgedeckt werden. Jedoch erweckt es den Eindruck, als würde man aus amerikanischer Sicht die Konkurrenz aus „good old Germany“ (noch) nicht besonders ernst nehmen.
Auch für die anderen großen deutschen Autohersteller war der bisherige Jahresverlauf alles andere als ein Honigschlecken. In Wolfsburg hat man mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie in Stuttgart! Nachdem sich Volkswagen im Jahr 2017 langsam wieder von dem Absturz nach dem „Dieselgate“ zu erholen schien, musste man dieses Jahr aufgrund von Strafzöllen und der Probleme mit der neuen WLTP-Norm einen weiteren Rückschlag verkraften. Die Münchner Autofraktion verfällt zurzeit ebenfalls nicht in Jubelschreie. Neben des zurzeit allgemein schwierigen Marktumfeldes sieht man sich aktuell auch noch mit einem Gerichtsverfahren wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen bei Dieselfahrzeugen konfrontiert (Mercedes & VW lassen grüßen), welches Strafzahlungen im niedrigen zweistelligen Millionenbereich zur Folge haben könnte. Der BMW-Aktienkurs steht aktuell rund 16% unter seinem YTD Hoch vom 22.01.2018. Die europäische Automobilindustrie hat es zurzeit also definitiv nicht leicht. Sicher auch ein Grund, warum das Sentiment gegenüber fundamental gut aufgestellten heimischen Zulieferern wie Polytec verbesserungswürdig ist! Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Eine solche Ausnahme ist Peugeot. Die Aktie entwickelte sich konträr zum Trend der Branche und konnte seit Jahresbeginn um rund 37% zulegen, vor allem getrieben von überraschend guten Ergebnissen der Tochter Opel. Während die Konkurrenz sich mit Abgasmessungen und Handelsstreitigkeiten herumschlägt, scheint Peugeot unbeschadet, gar gestärkt aus dem Tohuwabohu der letzten Monate hervorzugehen.
Um die Gesamtentwicklung der Branche zu verdeutlichen betrachten wir den STOXX Europe 600 Automobiles & Parts, der sich aktuell aus 18 Automobilproduzenten und Zulieferern Europas zusammensetzt. Kaum überraschen dürfte, dass im Index mit mehr als 58% ein äußerst starkes Deutschland-Übergewicht herrscht. Daimler, VW und BMW machen insgesamt mehr als 40% des Indexes aus. Die zweitgrößte Fraktion im Index stellt die französische Automobilindustrie, angeführt von Michelin und Renault mit ca. 26% dar. Das aktuell negative Sentiment in der Industrie scheint tendenziell schwächere Auswirkungen auf den französischen Markt gehabt zu haben. Der Index fiel seit seinem Jahreshoch Ende Januar um rund 24%. Auch wenn die Deutschen, im Gegensatz zum Fußball, ihre Führungsposition in der europäischen Automobilindustrie noch verteidigen können, stehen der Branche weiterhin stürmische Zeiten bevor! Von einer Erholungsphase bis hin zu einem weiteren Verfall scheint vieles möglich zu sein……. |
Relevante Links: Mercedes-Benz Group, BMW AG, Volkswagen AG, POLYTEC HOLDING AG