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Oberbank-CEO Franz Gasselsberger: "Es ist beinahe schon eine ungesunde Entwicklung"

Börse Express: 2017 gab es für die Oberbank den achten Rekordgewinn en suite, was eher branchenunüblich ist – Rechnen Sie heuer mit der 9 und wo verdienen Sie eigentlich Ihr Geld?

Franz Gasselsberger: Es gibt nicht den einen Ausreißer, wir hatten sowohl im Zinsergebnis wie auch dem Kreditgeschäft, durch eine sehr günstige Risikoquote, eine sehr gute Entwicklung.

Unser Geschäft zielt darauf ab, anspruchsvolle Dienstleistungen anzubieten, für die Know-how benötigt wird, die der Kunde braucht und für die er auch bereit ist zu zahlen – hier lässt sich verdienen.

 

Börse Express: Die Personalkosten stiegen aber auch deutlich an, obwohl sich der Mitarbeiterstand eigentlich nicht veränderte…

Franz Gasselsberger: Dieser Anstieg beim Personalaufwand um 6,8 % auf 164,4 Mio. Euro beruht praktisch zur Gänze darauf, dass wir 10 Mio. Euro für die neue Mitarbeiter-Beteiligungsstiftung bereitgestellt haben.

 

Börse Express: Und wie kommt man auf eine Cost-Income-Ratio von 49,9 Prozent (Anm. ebenfalls ein Rekord in der Oberbank-Geschichte) – in der Branche sind es eher 60 bis 70 Prozent.

Franz Gasselsberger: Wir haben bereits vor zehn Jahren begonnen, was heute manch Konkurrent erst angeht: Wir setzen auf schlanke Prozesse und unser Einzugsgebiet mit rund 160 Filialen ermöglicht eine überschaubare Struktur. Wir haben aus den Filialen alles zentralisiert, was nicht direkt mit dem Kunden zu tun hat.

 

Börse Express: Die Oberbank verfügt über eines der attraktivsten Mitarbeiter-Beteiligungsprogramme an der Wiener Börse – bei Käufen werden 20 Prozent draufgelegt. Wie stehen Sie zur Aktie als Finanzierungs- bzw. Anlageinstrument?

 Franz Gasselsberger: Die Aktie ist in Österreich als Anlageinstrument unterrepräsentiert was dazu führt, dass sich private Vermögen hier weniger verzinsen als im Durchschnitt etwa Europas. Ich glaube aber, dass durch die lange Niedrigzinsphase etwas in Bewegung gekommen ist, und auch in Österreich vermehrt in Alternativen zum Sparbuch gedacht wird. Sonst hätten wir nicht derartige Zuflüsse im Private Banking- und Fondsgeschäft. Die Primäreinlagen sind bei uns um 3,0% auf 13,4 Mrd. Euro gestiegen, die Wertpapiere auf den Kundendepots um 17,9% auf 15,9 Mrd. Euro.

  

Börse Express: Die Oberbank-Aktie ist derzeit wahrscheinlich die einzige Bankaktie Europas auf Rekordkurs. Was bedeutet das für Sie und welche Pläne haben Sie an sich mit der Aktie. Hintergrund der Frage ist mit, dass Sie mit einer Marktkapitalisierung von rund drei Mrd. Euro bereits manch ATX-Unternehmen hinter sich gelassen haben, die Aktie aber irgendwie keiner mag – bei der Handelstätigkeit läge man auf einem der hintersten ATXPrime-Plätze.

Franz Gasselsberger: Hier gibt es keine Pläne. Ja, wir haben die Schallmauer von drei Milliarden Euro bei der Marktkapitalisierung überschritten, fühlen uns in unserem Marktsegment (Anm. standard market auction) aber wohl. Seit der letzten Kapitalerhöhung haben wir rund 8000 Aktionäre – durch die Dividendenerhöhung soll die Aktie weiter attraktiv gehalten werden.

 

Börse Express: Heißt, dass Sie auch künftig eine höhere Ausschüttungsquote beibehalten werden?

Franz Gasselsberger: Mit einer Kernkapitalquote von rund 17 Prozent sind wir nicht mehr so wie früher auf die Thesaurierung von Gewinnen angewiesen – mit der Dividendenerhöhung wollen wir ein Zeichen setzen.

 

Börse Express: Oberbank notiert mit Stamm- und Vorzugsaktien – ist das für Sie in Stein gemeißelt?

Franz Gasselsberger: Ja

 

Börse Express: Aktuell haben Sie 161 Filialen – gibt es hier Ziele für heuer und auch etwas längerfristig?

Franz Gasselsberger: Insgesamt sind 10 bis 11 neue Filialen in Deutschland, Österreich und Ungarn geplant – wobei wir erstmals Filialen in Baden-Württemberg und Sachsen gründen werden. Deutschland wird mit acht Filialgründungen der Schwerpunkt sein – wir sind dann die österreichische Bank mit dem größten Filialnetz in Deutschland.

 

Börse Express: Warum gerade Deutschland?

Franz Gasselsberger: Deutsche Banken und Sparkassen durchlaufen gerade einen intensiven Umstrukturierungsprozess – und weisen in der großen Mehrheit eine schlechtere Kosten/Ertrags-Situation auf: das ist unsere Chance.

 

Börse Express: Sie haben als Guidance eine Eigenkapitalverzinsung von 8 bis 10 Prozent – mit jedem Jahresgewinn wird somit die Latte fürs nächste Jahr automatisch nach oben gelegt, ohne dass sich operativ irgendetwas geändert hätte.

Wo sehen Sie die Grenzen des Wachstums, ohne dass die Oberbank plötzlich in riskantere Geschäfte wechseln muss, um die Guidance zu erfüllen?

Franz Gasselsberger: Wir haben den Überschuss in den vergangenen acht Jahren im Schnitt um 11 Prozent p.a. erhöht – Fakt ist, das nächste Jahr ist immer das schwierigste und es wäre ein Erfolg, wenn wir 2018 das außergewöhnlich gute Ergebnis 2017 wiederholen könnten. Die Grenzen des Wachstums sehe ich jedenfalls dort, wo wir unsere Identität als Regionalbank gefährden, die Kundennähe.

 

Börse Express: Heute wurde der Bank Austria Einkaufsmanagerindex veröffentlicht – er zeigt ein anhaltend starkes Wirtschaftswachstum, aber nicht mehr auf dem letzten Top-Niveau.

Jetzt sind mit ein Grund für Ihr 2017er-Ergebnis, dass die Wertberichtigungsquote für Kredite bei nur 0,19 Prozent liegt (Anm.: 2013 waren es 0,60% - 2015 0,37%) und der Anteil der notleidenden Kredite am Kreditvolumen auf 2,59 Prozent zurückging.

Wie stellt sich die Realwirtschaft für Sie dar – und erwarten Sie wieder steigende Risikovorsorgen?

Franz Gasselsberger: Ich sehe gewisse Überhitzungstendenzen in der Wirtschaft: es herrscht eklatanter Fachkräftemangel, Frachtraum gibt es zu wenig, die Kapazitäten der Automobilindustrie fahren am Anschlag um nur ein paar Anzeichen zu nennen – es ist beinahe schon eine ungesunde Entwicklung.

Bei den Risikovorsorgen erwarte ich eine Normalisierung der Situation, im 1. Quartal war davon aber noch nichts zu sehen – möge diese Situation noch länger dauern.

 

Börse Express: Normalisiert heißt…?

Franz Gasselsberger: 0,3 Prozent

 

Börse Express: Stichwort Fintechs und eine Digitalisierungswelle – zumindest medial ist es bei diesem Thema bei Ihnen ruhiger. Braucht es das in einer Regionalbank nicht?

Franz Gasselsberger: Wir investieren sehr viel in die Digitalisierung. Bei uns ist das aber kein Instrument um die Kosten zu reduzieren, mit denen haben wir ja kein Problem, sondern um den Kunden zu binden.

 

BE: Eine Botschaft an den Markt…

Franz Gasselsberger: Nächstes Jahr gibt es 150 Jahre Oberbank – dabei sind wir stark und stabil wie noch nie.

 

 

 

 

 

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