Weltweiter IPO-Markt klettert 2017 auf 10-Jahres-Hoch - Bawag unter dem Top-10
2017 gingen weltweit so viele Unternehmen an die Börse wie seit zehn Jahren nicht: Die Zahl der IPOs stieg im Vergleich zum Vorjahr um 49 Prozent auf 1.624 – mehr Börsengänge wurden zuletzt im Jahr 2007 registriert, als 1.967 Unternehmen den Sprung aufs Parkett gewagt hatten. Im Vergleich zu 2016 stiegen das Gesamtemissionsvolumen um 40 Prozent auf 189 Milliarden US-Dollar.
Auch im traditionell starken vierten Quartal hielt der Aufwärtstrend an, wenngleich mit etwas niedrigeren Wachstumszahlen als im Gesamtjahr: Die Zahl der IPOs stieg zwischen Oktober und Dezember weltweit um 11 Prozent auf 409, das Emissionsvolumen wuchs um sechs Prozent auf 56 Milliarden US-Dollar.
Das sind Ergebnisse des aktuellen weltweiten IPO-Barometers der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.
IPO-Boom in allen Märkten spürbar
Auf allen wichtigen Märkten ging es in diesem Jahr aufwärts: In China, der aktivsten IPO-Region, kletterte die Zahl der Transaktionen um 68 Prozent auf 582 – 36 Prozent aller weltweiten Börsengänge fanden also im Reich der Mitte statt. Das Emissionsvolumen in der Region stieg hingegen nur um drei Prozent auf 49 Milliarden US-Dollar.
Der US-Markt zeigte sich nach einem schwachen Vorjahr wieder in deutlich besserer Form: Hier stieg die Zahl der Börsengänge um 55 Prozent auf 174 – dabei wurden 39 Milliarden US-Dollar erlöst, was einem Zuwachs von 84 Prozent entspricht.
Europaweit waren in diesem Jahr insgesamt 250 Börsengänge zu verzeichnen – 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Erlöse stiegen sogar um 44 Prozent auf 46 Milliarden US-Dollar. In Österreich ging 2017 die IPO-Durststrecke zu Ende: Der Börsengang der BAWAG war mit einem Volumen von rund zwei Milliarden US-Dollar das weltweit größte Listing im vierten Quartal 2017 und der achtgrößte Börsengang des Jahres.
Die meisten großen Börsenplätze in Europa entwickelten sich 2017 besser als im Vorjahr: In London stieg die Zahl der IPOs von 54 auf 72, in Italien legte die Zahl der Börsengänge von 11 auf 19 zu, in den skandinavischen Ländern von 63 auf 78. In Frankreich zog es wie im Vorjahr 14 Unternehmen an die Börse.
„2017 war ein gutes IPO-Jahr – und 2018 verspricht sogar noch besser zu werden“, resümiert Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich. „Wir sehen Zuwächse in allen wichtigen Märkten – und diese positive Entwicklung dürfte sich im kommenden Jahr fortsetzen. Denn die Volatilität ist niedrig, die Bewertungen an den Börsen liegen teilweise auf Rekordniveau, das Wirtschaftswachstum gewinnt an Kraft, und die Pipeline an vielversprechenden Kandidaten ist gut gefüllt.“
Neben dem für die zweite Jahreshälfte angepeilten Börsengang des Ölgiganten Saudi-Aramco, der der größte IPO der Welt werden könnte, warten derzeit etwa in China und Hong Kong mehr als 630 Unternehmen auf ein Listing.
Es gebe zwar nach wie vor Risiken, die den Markt negativ beeinflussen könnten – etwa die Spannungen mit Nordkorea und im Nahen Osten, der Brexit oder auch Veränderungen an der US-Steuer- und Handelspolitik – unter dem Strich ist Schwartz aber überzeugt: „Der IPO-Boom wird im kommenden Jahr anhalten, denn es ist weiter viel Liquidität im Markt, das Investorenvertrauen ist hoch und die konjunkturellen Risiken halten sich in Grenzen.“
Weltweit die meisten Börsengänge im Industrie- und Technologiesektor
2017 war an den internationalen Börsen das Jahr der Industrie-IPOs: Nach 181 Transaktionen im Vorjahr gingen in diesem Jahr 306 Industrieunternehmen an die Börse – ein Anstieg um 69 Prozent. Die Zahl der Technologie-IPOs stieg um 28 Prozent von 195 auf 250, bei Konsumgütern war ein Zuwachs um 73 Prozent auf 199 zu verzeichnen. Ebenfalls deutlich stärkere Aktivitäten waren bei Rohstoffunternehmen zu verzeichnen – in diesem Sektor legte die Zahl der IPOs sogar um 88 Prozent auf 184 zu.
Die weltweit größten Börsengänge im Jahr 2017 waren die Erstnotiz des Instant-Messaging-Dienstes Snap mit einem Volumen von 3,9 Milliarden US-Dollar, gefolgt von der Allied Irish Bank (3,8 Milliarden US-Dollar) und dem italienischen Reifenhersteller Pirelli (2,8 Milliarden US-Dollar). Der Börsengang der BAWAG rangiert mit einem Volumen von rund 2,0 Milliarden US-Dollar auf Platz acht.