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Erste, Raiffeisen und Co - und das blaue Wunder

Mit der deutschen Bundestagswahl kühlte sich die Stimmung gegenüber Bankaktien gestern etwas ab - Europas Branchenindex verlor 0,9 Prozent, während der Gesamtmarkt 0,2 Prozent zulegte. Anders sieht es seit Jahresbeginn aus, da führen die Finanzaktien mit plus 13 zu knapp 10 Prozent.

Die Stimmungseintrübung hat mit der nun scheinbar einzigen Option von Angela Merkel zu tun. einer Jamaica-Koalition (CDU/CSU plus FDP und Grüne). Und in diesem Fall nicht mit den Grünen - hier reagierten gestern die Branchen Versorger und Automobil leicht verschnupft -, sondern mit der FDP. Denn diese hatte vor der Wahl einige der von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorgeschlagenen Vertiefungen der Währungsintegration strikt abgelehnt. Was wiederum Sand im Getriebe des ‘Traum-Duos’ Merkel/Macron wäre. Eine somit künftig vielleicht wieder wackeligere Währungsunion liegt jedenfalls nicht im Sinne der Bankbranche.

Dabei hellte sich die Stimmung der Branche gegenüber in den Tagen zuvor wieder auf. Dies, da Banken besonders unter dem globalen Niedrigzinsumfeld leiden, da es ihre Zinserträge schmälert, die jüngste FED-Sitzung in dieses Thema aber wieder ein wenig zuvor verlorenen Schwung brachte. Denn Zweiflern bewies die US-Notenbank Fed zuletzt, dass sie an ihrem Straffungskurs festhält. Nun gilt eine Zinsanhebung im Dezember als ‘sicher’. Auch für das kommende Jahr dürften viele Anleger nun umdisponieren müssen. Denn bislang war am Markt nur ein Zinsschritt in den USA eingepreist, Fed-Chefin Janet Yellen stellte aber drei Anhebungen für 2018 in Aussicht.

Exkurs. Interessant ein Vergleich der Profitabilität der Branche dies- und jenseits des Atlantiks: Dabei laufen die großen US-Banken ihren europäischen Wettbewerbern in Sachen Profitabilität immer weiter davon. Zwar konnten Europas Großbanken im ersten Halbjahr ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern. Jenseits des Atlantiks stiegen die Überschüsse aber kräftiger, wie eine Auswertung des Beratungsunternehmens EY ergab.

Die zehn nach Bilanzsumme größten Geldinstitute in Europa verdienten demnach in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres unter dem Strich zusammen rund 24,2 Milliarden Euro und damit fünf Prozent mehr als vor Jahresfrist. In Europa führt die britische Großbank HSBC (rund 6,6 Mrd Euro Gewinn) die Rangliste an. Die US-Konkurrenz kam zusammen auf umgerechnet fast 57,5 Milliarden Euro - ein Plus von 19 Prozent. Spitzenreiter: JPMorgan Chase mit 11,8 Milliarden Euro Überschuss im ersten Halbjahr.

Die Charts. Nach unten gilt es bei der Erste Group auf die Marke von 32,4 Euro zu achten - darunter drohen 26 Euro. Der nächste Widerstand nach oben liegt bei 38,5 Euro, das nächste Ziel wären dann 46 Euro.

Bei der Raiffeisen Bank International liegt die nächste Unterstützung bei 27,5 Euro, darunter drohen 23 Euro. Der nächste Widerstand nach oben liegt bei 31,5 Euro, das nächste Ziel wären dann 37 Euro.

Vergleicht man das mit den (fundamentalen) Kurszielen der Analysten, droht bei der Raiffeisen ein ersnthafter Test der Untersützung - und die Erste Group wird den Widerstand nicht so rasch überwinden.